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Sonntag, 20. Februar 2022

Lilo Wessel - Metá Später Erzählungen aus Griechenland

Cover

 

 

Klappentext

„Meta – später“ ist die Lebensphilosophie der Bewohner eines malerischen Fischerdorfes vor der Kulisse des Taygetos-Gebirges auf dem Peloponnes. 
 
Jetzt scheinen langgehegte Hoffnungen, Wünsche und Träume endlich wahr zu werden: Eine neue, eine alte Liebe, glückliche Zweisamkeit, ein Leben ohne Zwänge, hemmungsloser Sex, eine gemeinsame Reise, Ansehen, Erfolg und Geld, ein schnittiges Auto, das Ende derEinsamkeit. Doch im Moment der Erfüllung ist bereits das Scheitern angelegt und so nehmen kleine und große Tragödien ihren Lauf 

Lilo Wessels Erzählungen führen den Leser zurück ins Griechenland am Ende des 20. Jahrhundert, in eine Zeit vor der großen Wirtschafts- und Finanzkrise, in der noch genügend Raum war für die kleinen Alltagskatastrophen. Kenntnisreich und mit bitterem Humor entlarvt die Autorin das Idyll, das sich dem flüchtigen Urlauber bietet und lenkt den Blick des Lesershinter die Dinge, dorthin, wo sie kompliziert und schmerzlich werden.
 
 

 
Zu den Erzählungen:
[das sagt die Autorin über ihr Buch]

Seit 1985 war ich bis zu dessen Tod 2010 in einer Fernbeziehung mit einem Griechen aus der Gegend südlich von Kalamata verbandelt.
 
D.h. ich war seitdem in sämtlichen Ferien immer in seinem Heimatdorf und bin es auch jetzt noch - länger sogar, da mittlerweile pensioniert. Die Dinge, die ich erzähle, haben sich alle tatsächlich zugetragen  - ich habe sie z.T. miterlebt oder brühwarm am Telefon erzählt bkommen. Will sagen, die Texte sind authentisch, wenn auch fiktionalisiert.

Das Buch ist selfpublished - etwa 1000 Exemplare sind verkauft. Allerdings macht derAutorin das Marketing keinen Spaß - sie schreibet lieber und sitzt derzeit an ihrem ersten Roman. 

Erzählungen aus Griechenland findet sich auch auf der Website der Autorin, sowie auf der Autorinnen-Seite auf Facebook.


TEXTSCHNIPSEL aus der Erzählung: „Metá – später“

Ihm scheint einzufallen, dass sie nicht allein auf dem Platz stehen, die Dorfbewohner interessierte Zuschauer ihres Wiedersehens sind und schiebt sie von sich. „Metá – später“, raunt er heiser. Tief in seinen Augen sieht sie eine Glut lodern, die nur sie kennt.

 

 

TEXTSCHNIPSEL aus der Erzählung: „Metá – später“

Titel: Alte Frau

Letztes Jahr noch hat sie in ihrer Witwenkleidung gestützt auf einen Krückstock vor der Taverne ihres Sohnes gesessen, ist der Schrecken aller Kinder gewesen, die sie, auch wegen der großen Warze am Kinn, für eine Hexe hielten. Augenzwinkernd hat sie Elli einstmals anvertraut, sie habe ihren Ehemann gehasst und ihn nach jedem erzwungenen Verkehr wochenlang aus dem Schlafzimmer ausgesperrt. So lange, bis er irgendwann die Tür eintrat.


 

 

 TEXTSCHNIPSEL aus der Erzählung: „Metá – später“


Er wollte ihr übers Haar streichen, aber sie wehrte seine Hand ab.

Lass das! Wie oft?“

Einmal!“ Er war völlig zerknirscht.

Wann?“ Jetzt wollte sie es genau wissen.

An dem Tag, an dem du abgereist bist!“ stöhnte er.

Sag bloß, in unserem Haus?!“

Wie? In unserem Haus?“, fragte er und schaute sie mit großen Augen an. „Bei Jorgos!“

Im Hotel? Du warst mit ihr im Hotel?“, schrie sie.

 

 

 

TEXTSCHNIPSEL aus der Erzählung: „Metá – später“

„Bis morgen?!“ Ihre Stimme klang rau.

Er neigte den Kopf leicht zur Seite, verließ im Zeitlupentempo die Taverne und schlurfte über den Platz. Elli reckte den Kopf, damit ihr nichts entging, sah ihn in einen alten VW-Pritschenwagen einsteigen. Mit einem dumpfen Knall schloss er die Fahrertür. Mehrere Male heulte der Motor auf. Schließlich begann das Gefährt zu ruckeln und zu beben, machte einen Satz und tuckerte röhrend davon.

 

 

Textschnipsel aus der Erzählung: "Einzige Lieben"

Die Tanzfläche hatte sich geleert. Die wenigen Paare, die noch an den Tischen saßen, waren mit sich selbst beschäftigt, verschmolzen ineinander im Kerzenlicht.

Der Pianist saß wieder am Klavier und klimperte selbstvergessen vor sich hin. Sah kurz auf, als sie kam. Seine Miene erhellte sich. Sonja ging auf ihn zu, fing seinen Blick ein. Für einen Moment verknoteten sich ihre Blicke ineinander. Sie trat hinter ihn, neigte sich leicht nach vorn, sodass sie mit ihrem Oberkörper seinen Rücken berührte und legte ihren linken Arm über seine Schulter. ‚As Time Goes By’ intonierte er jetzt. Mit der rechten Hand klimperte sie eine Oktave höher die Melodie mit. Später liefen sie Hand in Hand, ihre Seelen im Gleichklang, hinunter zum Strand.

Titel: Rembetiko
Im Nordosten über dem Kaláthi, dem Hausberg von Kalamata, erhob sich der Morgenstern. Sonja klaubte ihre Sachen zusammen, küsste ihren Begleiter auf den Mund, murmelte „It was nice to meet you!“, und verschwand in der Umkleidekabine. Als wie wieder herauskam, war der Pianist verschwunden. Sonja atmete auf, strich ihr Kleid glatt und wischte die letzten Sandkörner aus Nacken und Dekolleté. Dann machte sie sich auf ins Hotelzimmer.


Textschnipsel aus der Erzählung: "Einzige Lieben"

Sie schaute auf ihre Armbanduhr. In fünf Minuten verließ der Zug nach Athen den Bahnhof von Kalamata. Das Portemonnaie war nicht da. Wenn kein Wunder geschah, konnte sie den Neun-Uhr-Zug vergessen. Waggontüren schlugen zu mit lautem Knall, schrilles Pfeifen, ein langgezogenes Tuten. Das Geräusch eines abfahrenden Zuges. Sie saß noch immer auf dem Trottoir vor dem Bahnhof. Das also war der Beginn ihres neuen Lebens.
 
 
 
 
Textschnipsel aus der Erzählung: "Einzige Lieben"
 
Titel: Sex am Unfallort

Es war Vollmond, das bleiche Mondlicht tänzelte auf dem Meer. Wellen plätscherten in unabänderlichem Rhythmus. Wortlos zog er sie an sich und küsste sie, schälte sie behutsam aus ihren Kleidern, bettete sie auf den Sand. Hastiger jetzt öffnete er die Knopfleiste seiner Jeans, beugte sich über sie und drang in sie ein. 

 „Ich heiße Haris“, keuchte er, als sie voneinander abließen. „Und du?“

 

 

TEXTSCHNIPSEL aus der Erzählung: „Lebensreise“

Titel: Unfall

Als ich übernächtigt in deinem Dorf ankomme, regnet es. Du bist bereits in der Kirche neben deinem Elternhaus aufgebahrt. Ich kann nicht glauben, dass du tot bist. Ich beuge mich über dich, flüstere deinen Namen. Doch dein Gesicht bleibt wächsern und starr. Dieses Gesicht, das voller Leben war, das mich fasziniert hat, das ich geliebt habe. Noch immer ist dein Haar tiefschwarz, nur der Bart ist grau. Sacht küsse ich deine Stirn, sie ist kalt. Fahre mit Zeige- und Mittelfinger über deine geschlossenen Augen, deine Augen, die mich stets voller Wärme und Liebe angesehen haben. 

 

 

Textschnipsel aus der Erzählung "Männerbegehren"


In der Hektik rempelte Angelos einen Stuhl um, eine Handtasche plumpste zu Boden, öffnete sich und entlud den Inhalt. Angelos wollte weiter, doch der empörte Ausruf der Besitzerin nagelte ihn fest.

„Stehengeblieben!“

Geistesabwesend bückte er sich, um die herausgefallenen Utensilien aufzuheben, ging in die Knie, fuhr sich mit beiden Händen in die Lendengegend und verharrte gekrümmt.

„Heben Sie endlich meine Sachen auf“, heischte die Stimme. Die Stimme gehörte Kiria Bofiléa, der geschiedenen Frau des Chefarztes einer Privatklinik, der einen wesentlichen Teil seines Geldes damit verdiente, jungen Frauen aus den entfernt liegenden Dörfern der inneren Mani das Hymen vor der Hochzeit wieder zusammenzuflicken.

In dessen Scheidungsprozess vor anderthalb Jahren hatte Angelos unter Einsatz sämtlicher juristischer Finessen erreicht, dass die Unterhaltsansprüche der Gegenseite auf ein Minimum zusammengestutzt wurden und selbst gut daran verdient. Hastig klaubte er ihre Sachen zusammen.

„Das da noch“, herrschte sie ihn an. Als er nach dem zusammengefalteten Papier griff, bohrte sich der Absatz ihrer Stöckelschuhe in seinen Handrücken. Er schrie auf. Die geschiedene Chefarztgattin näherte ihr Gesicht dem seinem. „Was für ein glücklicher Zufall“, sagte sie. Ihr Atem roch säuerlich. „Auf dem Boden kriechend, der Anwalt. So sehe ich Sie gerne!“ –


Textschnipsel aus der Erzählung "Hundsjahre"

Titel: Vasilis vor der Taverne
"Drei Uhr, was fällt dir ein?" Hermes rannte kläffend zwischen Bett und Schlafzimmertür hin und her. Sie drehte sich wieder auf die Seite, wusste aber, dass es kein Entkommen gab. Hermes musste Gassi, und schlussendlich war es besser, er weckte sie, als dass er auf den Teppich pinkelte. Sie brummelte "Scheißköter", tat sich mit dem Aufstehen schwer. Das Schlafzimmer war ungeheizt, an den Fensterscheiben hatten sich Eisblumen gebildet. Hastig zog sie eine Trainingshose über den Pyjama, schlüpfte barfüßig in die Winterstiefel, fuhr in ihren Mantel, schlang einen Schal um den Hals und stülpte eine Strickmütze über. Dann legte sie Hermes die Leine an und eilte mit ihm nach draußen. Es war eisig. Tagsüber hatte es geschneit und nachts fiel das Thermometer weit unter Null. Eine Seltenheit in Athen. Ausgerechnet in einer solchen Nacht musste dieser Hund Gassi, Willis hatte niemals nachts raus gewollt. Sie schob die Unterlippe vor und blies warme Atemluft zu ihrer Nasenspitze. Hermes strebte zu seinem Stammbaum, schnüffelte, hob das Bein, tapste einige Schritte weiter durch den gefrorenen Schnee und setzte sich für ein großes Geschäft neben einen Laternenpfahl. Sie trat von einem Fuß auf den anderen, kramte in der Manteltasche vergeblich nach einem Plastikbeutel und herrschte Hermes zur Eile an. Dann zog sie ihn Richtung Haustür. Er trottete brav hinter ihr her, doch kurz vor dem Eingang nahm er plötzlich Witterung auf und begann wie verrückt zu ziehen.

 


Textschnipsel aus der Erzählung "Verkehrsunfall"

Titel: Am Tisch

Der Fahrweg wand sich bergwärts in Serpentinen durch Olivenhaine, der Motor begann zu stottern. Jannis sprang vom Moped, schubste es in den Graben und stapfte weiter. Zu Fuß kam er schneller voran als mit dieser Eierschaukel. Schweißtropfen perlten von seiner Stirn, er keuchte. Schon war aus der Ferne das Hui-hui eines Polizeiwagens zu hören. 

 

Obwohl er kaum noch Luft bekam, hetzte er weiter. Alexia brauchte jetzt seine Hilfe.

Ein Traktor, hatte Vasilis gesagt. Er spürte ein ruckartiges Ziehen in der linken Brusthälfte und verlangsamte das Tempo. In der nächsten Kurve war der Abzweig zum Kloster. Das Kloster, das Fest damals! Das Hui-hui kam näher und brachte ihn in die Gegenwart zurück. Die letzten Meter rannte er.

 

 

Die Zeichnungen fertigte ein Freund der Autorin, Michael Lauter an. Die ursprüngliche Idee war, ein illustriertes Buch herauszubringen.

 

 

 


Lilo Wessel
über sich selbst

geboren 1948 in Frankfurt am Main, studierte Literatur- und Politikwissenschaft in München und Mainz. Nach bestandenem erstem Staatsexamen (1973) absolvierte sie ihre Referendarzeit in Speyer am Rhein. Dort unterrichtete sie bis 2013 an einem Gymnasium die Fächer Deutsch und Sozialkunde, leitete zahlreiche außerunterrichtliche Projekte in den Bereichen literarisches Schreiben, Medienpädagogik und ökonomische Bildung.

Schon immer gehörten Schreiben und Lesen zu ihren Ambitionen, zum systematischen Schreiben kam sie jedoch aus familialen und beruflichen Gründen erst nach ihrer Pensionierung.

Ihr erstes Buch „Metá – später. Erzählungen aus Griechenland“ veröffentlichte sie im November 2017.

Lilo Wessel lebt in Speyer am Rhein und in Kalamata.


ZUR AUTHENTIZITÄT DER ERZÄHLUNGEN

Seit 1985 war ich - bis zu dessen Tod 2010 - mit einem Griechen verbandelt, daher die jährlichen Aufenthalte in Kitries, diesem kleinen Fischerdorf, ca. 20 km südlich von Kalamata. Unsere Liebesgeschichte findet ihren Niederschlag in der ersten Erzählung „Lebensreise“, die stark autobiographisch gefärbt ist. Die Geschehnisse, um die sich die übrigen Erzählungen ranken, sind wirklich passiert, auch wenn sie teilweise etwas skurril anmuten. Ich habe sie selbst (mit)erlebt oder brühwarm am Telefon erzählt bekommen. Diese Erzählungen sind allerdings weniger autobiographisch, dennoch sehr authentisch. Seit meiner Pensionierung 2013 lebe ich von Mai bis Oktober in diesem Dorf. Dort sind auch im Zeitraum 2014 bis 2017 diese Erzählungen entstanden.

 

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