Sonntag, 9. Januar 2022

Inge Klatt - Schrecklich schöne Kindheit

Eine Autobiografie "Schrecklich schöne Kindheit"

Beginnend mit der Geburt der Autorin 1932 bis 1947, schildert es ihre Erlebnisse in der Nazi-Zeit.

"Es schildert den Beginn der Nazi-Zeit und was wir darunter zu leiden hatten. Die Kriegsgeschehnisse und endet mit der entbehrungsreichen Nachkriegs Zeit".

 

 

 

Schnipsel

 

Katzengeburt 

Inge hatte sich jetzt mit der Schule arrangiert, ja man konnte sagen, sie ging eigentlich recht gern dorthin. Der Lehrer war sehr nett und auch mit den Mädchen (es war eine reine Mädchenschule) verstand sie sich bis auf ein paar Ausnahmen recht gut. Bei den Ausnahmen gab es hin und wieder ein paar Prügeleien, aber das gehörte nun mal dazu.....Mit der Schulzeit erweiterte sich allmählich auch ihr Horizont, aber dazu bedurfte es noch vieler Fragen uns so stellte sie die, von allen Kindern wohl am meisten gestellte Frage: "Mama wo kommen die Babys her ?"

Die Mutter der Autorin (Pöppi)

Und wie alle Mütter zu der damaligen Zeit, antwortete Pöppi: "Vom Klapperstorch". Das reichte Inge aber nicht und so bohrte sie weiter: "Dazu muss man Zucker auf die Fensterbank streuen und dann weiß er ganz genau, dass hier noch ein Baby gewünscht wird"...

Inge, die gern noch Geschwister gehabt hätte, holte den Zuckertopf aus dem Schrank. Mit ihrem Bruder verstand sie sich nicht so besonders, denn der Altersunterschied zwischen ihnen beiden war doch sehr groß. Großzügig streute sie Zucker auf die Fensterbank. 

.. Am anderen Tag war der Zucker verschwunden und sie hoffte, dass nun bald ein Baby eintreffen würde. Nichts geschah. So startete sie einen neuen Versuch. Dieses Mal ließ ihre Mutter den Zucker liegen, sei es nun aus Sparsamkeit, oder weil sie damit ausdrücken wollte, dass der Storch sie nicht gefunden hatte. Es blieb ein Rätsel.

Inge begann sich ihre eigenen Gedanken darüber zu machen. Wie sollte der Klapperstorch eigentlich durch die Scheiben kommen ? Außerdem hatte sie noch nie einen Klapperstorch in der Natur  gesehen. Das war ungewöhnlich, denn es gab so viele Babys in der Nachbarschaft. 

Vielleicht wusste ihre Mutter es gar nicht so genau. Kann sein, dass der Vater darüber besser informiert war. Also stellte sie die gleiche Frage. Franz, der seine Tochter nicht direkt anlügen wollte, antwortete mit einer Halbwahrheit. Er sagte " Die Babys kommen von Bazillen". Leider wusste sie damit erst recht nichts anzufangen. Es wurde ihr auch alles zu kompliziert. Also ließ sie das Thema erst einmal fallen ....

 Inge Klatts Vater beim Wiederaufbau

Auf dem Nachhauseweg von der Schule ging sie an einem Mittagstisch, der ganz in der Nähe ihrer Wohnung lag, vorbei. Dieser wurde von einer Witwe allein geführt. Er war nur mittags geöffnet und viele alleinstehende Männer aßen gern dort. Das Essen war preiswert und gut, aber es wurde auch von den Berufstätigen gern angenommen. Frau Braun, so hieß die Besitzerin, hatte eine schwarze Katze. Inge hatte sich mit Frau Braun angefreundet und gefragt, ob sie die Katze streicheln durfte. Ja, das durfte sie. Als sie eines Tages wieder zu der Katze wollte, sagte Frau Braun, die sehr in Eile war und von Tisch zu Tisch hetzte: "Heute kannst Du nicht zu ihr". Inge begriff nicht warum sie heute nicht zu der Katze durfte und als die Frau in die Küche eilte, schlüpfte sie schnell hinter den Vorhang, wo die Katze ihren Korb hatte. Was sie hier zu sehen bekam, erschütterte sie maßlos. Neben der Katze lagen zwei ganz winzige Wesen. Die Katze miaute sie an und dabei kam gerade ein Drittes zur Welt. Atemlos stand Inge da. Aufgewühlt, wie sie war, rannte sie zu ihrem Vater. Ziemlich hinterhältig fragte sie: 

"Papa, woher kommen die Babys ?" Dieser antwortete ungeduldig: "Das habe ich Dir doch schon einmal erklärt". Scheinheilig fragte sie darauf: "Und woher kommen die Katzen ?" "Ja, die kommen auch von Bazillen", antwortete Franz leicht erstaunt. "Nee, die kommen nun mal aus dem Arsch", klärte sie ihren Vater triumphierend auf. 

Dem wäre vor Schreck beinahe die Pfeife aus dem Mund gefallen, dann meinte er grinsend: "Na ja, irgendwo müssen sie wohl herkommen". Inge war über diese lakonische Antwort sehr verblüfft. Sie hatte erwartet , dass die Sensation viel erstaunter aufgenommen werden würde und beschloss, es nun niemanden mehr zu erzählen. Das sollte ihr Geheimnis bleiben. 

Ps. "Mit meinem Buch habe ich es dann doch gelüftet".


Die Autorin über sich selbst

Die Autorin auf einer Lesung

Ich wurde am 11.1.1932 in Hamburg geboren. Mit dem Schreiben bin ich erst sehr spät angefangen. Eigentlich bin ich von der jüngeren Generation dazu animiert worden. Sie fanden meine Erzählungen immer sehr spannend und wohl auch teilweise recht amüsant. Unsere Kreiszeitung veröffentlicht jährlich gern meine Weihnachtsgeschichten. Bei Lesungen hatte ich auch guten Erfolg zu verzeichnen. Leider sind die nun durch Corona vollkommen den "Jordan" runter gegangen. 

Das Bild entstand vor 2 Jahren bei einer Lesung in der Gemeinde Borstel vor vollbesetztem Saal. An Poetry Slam habe ich auch schon teilgenommen.







 

 

Inge Klatt und ihre Bücher

 

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