Die Taube, die nicht hören wollte & Ruhe in Unfrieden
von Rolf Bidinger
Klappentext
Kennen Sie auch solche Tauben, die
völlig ungeniert in die Blumentöpfe auf Ihrem Balkon kacken? Denen Sie
am liebsten den Hals umdrehen möchten? Doch da gibt es solche, die den
Spieß umdrehen, wenn Sie es versuchen ...
Sie lieben Gerichtsshows, finden aber die Laienschauspieler grottenschlecht?
"Ruhe in Unfrieden!" beweist, dass man Morde an unbeliebten Personen auch mit ungewöhnlichen Mitteln lösen kann.
Rolf Bidinger setzt in diesem Buch gekonnt bitterböse Satire und rabenschwarzen Humor ein, die für beste Unterhaltung sorgen.
Leseprobe 1
Eine G-schichte
Gestern große Gartenparty gewesen ... gänzlich geschäftlich ...
Grillgut gegessen ... Gerstensaft getrunken! Gewürzgurke genascht. Gäste
geredet, geplaudert, gekichert!
Gastgeber gesehen ... gewunken. Gastgeberin gesehen ... geiles Geschoss ... gleich geflirtet!
Gatte gesehen … grimmig geschaut ... getobt! „Guter Geselle, Gustav!
Gespräch gänzlich geschäftlich. Gugelhupfrezept getauscht!“ Gatte:
„Glaube gar nichts, Günter ... geh garstiger Geselle!“ Günter geht ...
Gattin gezittert ... Gustav Gattin gehauen ... Gesicht gerötet. Gattin
geweint. Gatte getröstet – Gewissensbisse! Gattin: „Geschenk gefällig! –
Goldgeschmeide“
Gatte gegen Geschenk - Geizhals! - Gattin gedroht: „Geschieden ging
Geld gen Gattin!“ Gatte gesäuselt: „Gerda, gütiger Gott. Gericht geht
gar nicht! Gnade Geliebte.“ „Geh, garstiger Gatte!“ Gatte geht - ganz
geprügeltes Getier!
Gerda gesiegt ... glücklich gelächelt ... Gatte geschlagen ganz
gesprächsmäßig … geschickt gemacht. Gerda gedacht: „Geschlechtsverkehr
gestrichen. Gattin geschlossen!“
Gerda gedacht: „Günter ganz geiles Geschöpf! Gegen Gustav ... ganz
Gentlemen! Goldige Grübchen, graue Gucker, Gesicht gestoppelt,
gutgehendes Geschäft, glücklich geschieden. Geiles Gesamtpaket.“
Gerda geguckt gen Günter ... Garten gesucht, ganz geifernd geguckt
... Ginster gesehen ... gewackelt ... Günter Gebüsch gesessen.
Großes Gebüsch ... ganz gemütlich ... günstige Gelegenheit. „Günter!“
– „Gerda!“ „Garstiger Gatte gehört gehörnt!“ – „Guter Gedanke! Gerne
Gerdas Gehilfe. Gerade Geküsse gesucht!“ Gerda gestrahlt: „Gerne
getestet Günters Gezüngel! Gib Gas Günter!“ „Gut geküsst, Günter!“
„Gleichfalls Gerda!“
Grünes Gras ... gut gebettet ...! Gekuschelt ... gestreichelt ...
geküsst ... gestöhnt ...! Gekröse gestreichelt, Granaten geleckt.
Ginster gefährlich gewackelt. Günter geschützt gelegen ... geliebt
Gerda. Gummi gehabt! Geschützt geliebt. Gesichert gegen Gören! Gemeinsam
genossen! G-Punkt gleich getroffen. Gerda gejubelt, Günter gekommen.
Geendet geiles Gespiele. Günter gelobt geiles Gebläse. „Glimmstengel
gefällig, Gerda?“ „Ganz gerne, guter Geliebter!“
Geile Geschichte? Garnicht geile Geschichte!
Gatte Gustav Gestöhne gehört, garnicht gefreut. Gedacht: ...
„Gemeines Gesindel!“ Gewehr geholt. Geschrotetes Geschoss gefüllt.
Gleich gen Ginster geschossen. Geschrei ... Gejammer! Gattin geflohen
... Günter gehinkt ... Gesäß ganz grausam geblutet ... Gewehr gut
getroffen ... Gustav gejagt Günter. Geflüchtet Golf GTI. Gutes Gefährt.
Groß Gerau gefahren ... Großmutter geflüchtet ... Großmutter gefreut ...
„Grade Grießbrei gekocht, Günter! Gütiger Gott, ganz gelöchertes Gebein
..." Günter gebeichtet: „Geil gewesen ... Geschäftsfreundgattin
getroffen ... genommen ...!
Gatte gefunden ...! Geschossen ... getroffen ... geflohen...!"
Großmutter genervt: „Günter, Günter, Günter ... gieriges Geschlecht gehört geknotet!“
Günter: „Gerade Geklingel gehört! Gäste gekommen!“ Günter geängstigt:
„Großmutter? Geh gucken!“ Ganzes Gerippe geklappert! Gustav gerade
gekommen ... gleich gefunden Günter. Gewehr genommen ... gleich
geschossen ... Galle getroffen ... Günter gestorben ... Gras gebissen.
Großmutter Grab geschaufelt ... Gustav Großmutters Geliebter …
Geheimnis gewesen. Günter Grab gelegt ... Ginster gepflanzt ... Gewürm
gekrochen ... Gammelfleisch geworden ... gen Gott gereist ...
Gustav gesucht Gattin. Gute Gründe gehabt. Gleich gefunden ...
Gymnasium ... Geografie gelehrt ... Grönlands geeistes Gebirge ...!
Gustav Gardine gepredigt! Gattin, Gustavs Gewehr gesehen ... gelacht!
„Gewehr gerostet, Gustav!“ Gustav gegrinst … „Gewehr geölt, gleich gibts
getötete Gerda!“ „Gnade geliebter Gatte! Günter Gattin gewaltsam
gefügig gemacht!“ „Gelogenes Geschwafel, glaube garnichts!“ Geheult ...
gewimmert ... geleugnet ... geredet ...! Gustav geschossen ... Gattins
Gerede genervt. Gut getroffen ... glibberndes Gehirn gelaufen ... Gattin
gemeuchelt ... Garten Grab gegraben ... Gattin gelegt ... Geranien
gepflanzt.
Gustav Gewissen geplagt ... Gendamerie gegangen ... Grausames
gestanden ... Gericht gestellt ... geurteilt ... Galgen gehängt ...
Gordisch geknotet ... Grube gelegt ... Gabriel gekommen ... Gottes
Gehilfe ... Geflügel gekriegt ... Gott getroffen ... Gütiger Greis!
Gewölk gesessen ... gelangweilt. Gute Gestorbene getroffen ... Goethe
... Grass ... Ghandi ...! Greta Garbo gesehen ... gar nicht gealtert.
Gewerkschaft gegründet ... gleich gestreikt!
Geschäft gegründet. Gründerdarlehen gekriegt ... Gomerzbank!
Grapefruitgaststätte geöffnet ... gutes Gesöff ... Gott Gin gesoffen ...
gleich gelallt ... Gehirn gestiegen!
Gestern Gaststätte geöffnet ... gleich Gast gekommen ... Günter! Groß
gefreut. „Günter, grüß Gott!“ „Gustav ... garstiger Gewehrschütze!“
Gustav geschaut ... gefragt: „Getroffenes Gesäß Gesund?“ „Ganz gut
geheilt!“ Gemeinsam Gin getrunken ... geplaudert ... gelacht ...
geflirtet ...! Gemeinsam Gattin Gerda geflucht ... gieriges geldgeiles
Girl. Gemeinsam geklärt, Girls gehen gar nicht ... Gustav Günters
getroffenes Gesäß getätschelt. Günter Gustavs Gehänge geguckt. Geliebt!
Gay geworden. Geheiratet! Gott gesegnet!
Glücklich geendete gut gemeinte Geschichte!
Leseprobe 2
Fernsehamateure
Ich zahle GEZ und das aus vollster Überzeugung. Gutes Fernsehen
braucht Geld, um ein qualitativ hochwertiges Programm auszustrahlen. Und
bei den Privaten schaue ich auch immer die Werbung und interessiere
mich für die angepriesenen Produkte und kaufe sie.
So müsste es sein!
Leider ist mir als überzeugter Hartz-IV-Empfänger die GEZ erlassen
und der Staat hindert mich an dem Kauf vieler Werbeprodukte, durch
Kürzung meiner redlich erworbenen Bezüge. Ich kann nun einmal nicht
einfach irgendwelche Maßnahmen des Arbeitsamtes annehmen. „Ich
denke über die Welt nach!“ Mit diesem Argument konnte ich bei der
Arbeitsagentur nicht durchdringen. Ignorantes Pack! Wir brüsten uns
damit, ein Land von Dichtern und Denkern zu sein, doch kaum denkt einer,
schon bekommt er Ärger mit dem Staat. Was denken die sich eigentlich?
„Denken sei keine Leistung“, so argumentierten die. „Wo kämen wir denn
hin, wenn die Leute nur noch denken würden!“ Unsere Politiker bekommen
wohl fürs Nichtdenken so viel Geld. Und sie sind gewählt worden, weil die Wähler nicht denken.
Auch die Fernsehredakteure stehen vor dem Dilemma. Denken gefährdet
ihren Arbeitsplatz. Also bringen sie Programme auf den Sender, die nicht
durchdacht sind. Und so sind diese Fernsehprogramme dann auch. Deshalb
ist das sogenannte Qualitätsfernsehen auch so gut wie
ausgestorben. Braucht man ja nur dann, wenn denkende Menschen es
schauen. Aber der denkende Fernsehkonsument ist in die Minderheit
geraten. Deshalb gibt es auch immer weniger professionelle Schauspieler.
Sie werden ersetzt durch Laien. Laien sind glücklich und dankbar, wenn
sie ins Fernsehen kommen und billig sind sie auch. Reality TV ist das
neue Zauberwort. Hier wird so getan, als würden uns ganz normale
Menschen ihr Leben vor der Kamera zeigen. Das ist natürlich alles Lug
und Trug, aber erfreut sich großer Beliebtheit.
Da gibt es zum Beispiel Raus aus den Schulden, wo ein
staatlich geprüfter Entschulder kommt, prüft die Finanzen einer hoch
verschuldeten Familie. Dann entschuldet er ein wenig, dann zeigt er
ihnen, was für Versager sie sind, erklärt uns, warum sie über ihre
Verhältnisse leben, meckert sie gehörig an und geht dann voll des
Glücks, sie gerettet zu haben, wieder nach Hause. Die arme Familie
bleibt betroffen, aber geläutert, zurück und eine ganze Nation nimmt
Anteil an deren traurigem Leben. Und das alles in sechzig Minuten
brutto, fünfundvierzig Minuten Netto. Finanziert wird die Produktion
durch Werbung, die sich die betroffene Familie nie wird leisten können.
So geht Fernsehen.
Oder wenn die Kinder nicht so wollen, wie sie! Dann taucht eine
diplomierte Kinderpsychologin auf und erklärt uns, wie Kindererziehung
geht. Lösung ist dann immer die
Stille Treppe, früher bekam man eine Ohrfeige und gut war es. Besonders schwere Fälle müssen dann zu den
Strengsten Eltern der Welt.
Die leben dann vierzehn Tage in einem fremden Land und werden dort
erzogen. Nach neunzig Minuten Sendung kommen sie wieder wohlerzogen
zurück.
Es gibt aber auch Hilfesendungen für die ganze Familie. Sie wollen
ihren Garten verschönern lassen, ihre Wohnung aufmöbeln lassen oder
ihren Messi-Haushalt verschönern? RTL hat für jedes dicke Problem eine
dicke Frau, die uns zeigt, wie unfähig und geschmacklos wir doch
eingerichtet sind. Von Seiten der Redaktion wird gerne gewünscht, dass
wir heulend und schreiend, gerne auch vollkommen zusammenbrechend,
unsere Fresse in die Kamera halten. Es soll ja authentisch rüberkommen.
Die Seele entblößen, damit der Fernsehkonsument berührt ist. Redakteure
sorgen auch gerne mal dafür, dass festgelegte Dialoge gesprochen werden,
die sich ein Autor ausgedacht hat. Und so klingen die dann auch, wenn
normale Menschen plötzlich Sachen sagen, die man ihnen eingebläut hat.
Aber die Dramaturgie muss ja stimmen. Zuviel Harmonie schadet auch der
Quote. Und der Zuschauer möchte sich ja schließlich unterhalten lassen.
Und so suchen die Fernsehgewaltigen immer nach freiwilligen
Schwiegertöchtern oder Bauern, die verzweifelt nach Partnern suchen.
Gruselige Gestalten werden so zu Fernsehprominenten. Und eine ganze
Nation schaut zu und lacht über sie!
Ganz übel wird es aber, wenn diese Amateurschauspieler, selbst der Ausdruck ist noch geschmeichelt, bei Gerichtsshows und echten
Kriminalfällen mitspielen. Da kommt mir regelmäßig das Mittagessen
hoch. Diese Sendungen sind wirkungsvoller als jedes Abführmittel. An den
Haaren herbeigezogene Fälle, die eine Glaubwürdigkeitsschwelle
übertreten haben, dass man am liebsten in die Auslegeware oder das
Parkett beißen möchte. Dagegen sind die Dialoge in der schlechtesten
Soap-Opera, sofort mit dem Literaturnobelpreis zu würdigen.
Darsteller, die man eigentlich nur schlagen möchte, reden dort in
einer nicht nachzuahmenden Weise ihren Text stolpernd, phonetisch und
rhetorisch sinngebend falsch, ohne jegliche, ehrliche Emotion,
runterleiernd und übertrieben, dass es einen wundert, dass eine Frau wie
Richterin Barbara Salesch oder Alexander Hold sie nicht alle zur
Todesstrafe verurteilt, inclusive der verantwortlichen Redakteure, wegen
Verarschung des Fernsehzuschauers und Beleidigung eines ganzen
Berufsstandes, nämlich der professionellen Schauspieler, die ihren Beruf
von der Pike auf gelernt haben. Und auch sämtliche Zuschauer gleich
mit, die sich diesen unterirdischen, selten dämlichen Schwachsinn
ansehen.
Leseprobe 3
Beispiel gefällig? Bitte!!!!
(Nachfolgende Szene spielt im fiktiven Gerichtssaal von Richterin Salesch)
Richterin: Der Mann hat sie also in den Wald mitgenommen und dort missbraucht?
Opfer: (Frau, Mitte fünfzig, unattraktiv) Ja ... so war es ... das Schwein!
Richterin: Ich kann ihren Schmerz ja verstehen, aber bitte nehmen sie sich zusammen.
Opfer: Er war doch so gemein zu mir! Du Schwein!
Angeklagter: (Typ Zuhälter. Gerne mit Ruhrpottdialekt, Tattoos, Piercings, Irokesenschnitt)
Ey, die Alte pack ich doch mit der Kneifzange nicht an, woll!
Richterin: Herr Kawuttke, ich muss doch sehr bitten!
Angeklagter: ... nicht mal mit der Kneifzange, woll!
Richterin: Zweihundert Euro an die Staatskasse oder ersatzweise zwei Tage Ordnungshaft.
Opfer: Geschieht dir recht, du Schwein!
(In diesem spannenden und nervenaufreibendem Augenblick öffnet sich
die Saaltür. Ein pickliger junger Mann, vornehmlich mit Hornbrille und
Pullunder, kommt schüchtern herein.)
Richterin: Junger Mann, wir sind mitten in einer Verhandlung. Was wollen sie?
Mann: Ich halte es nicht mehr aus! Ich war es. Es tut mir leid.
Opfer: Ja, er war es! Du Schwein!
Richterin: Gut, dann zieh ich mich jetzt zur Beratung mit mir zurück.
WERBUNG (ca. 9 – 18 Minuten)
Richterin tritt wieder auf. Die Spannung im Raum ist kaum zu überbieten.
Richterin: Im Namen des Fernsehvolkes verkünde ich
folgendes Urteil. Der Angeklagte wird freigesprochen. Die Kosten fallen
dem Steuerzahler zur Last. Die
Verhandlung ist geschlossen.
Und solche und ähnliche Sendungen laufen Tag für Tag und werden von
bügelnden Hausfrauen, alkoholisierten Alkoholikern, durchgefallenen
Pisaschülern und anderen denkfremden Zuschauern konsumiert. Und diese
abgrundmiesen, dilettantischen Schauspieldarsteller feiern Zuhause in
ihrer Eckkneipe bis zur Bewusstlosigkeit den Beginn ihrer
Fernsehschauspielkarriere.
Und ich sitze immer noch völlig fassungslos ob diesen geistigen
Dünnpfiffs vor der Glotze, kopfschüttelnd und ungläubig. Die können
diese Sendung doch nicht wirklich ernst meinen?! Doch, sie können! Und
das beweisen sie uns tagtäglich. Wenn ich jetzt denken dürfte ... aber
ich darf ja nicht ... deshalb schaue ich es morgen wieder.
Eine Woche später habe ich bereits mein Casting zu Richter Alexander Holt hinter mir. Hurra! Jetzt werde ich auch berühmt.
Über den Autor
Rolf
Bidinger ist Schauspieler, Regisseur, Kabarettist, Sprecher und Autor.
Er lebt in Mainz.
Er schreibt komische und satirische Geschichten und
Romane
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