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Mittwoch, 27. Oktober 2021

Rega Kerner - Die Maskenpflicht des Weihnachtsmannes

Klappentext 

»Wie viele Türchen hat ein Lockdown-Kalender?«, wollte die alleinerziehende Mutter Maria vom Weihnachtsmann erfragen, doch dessen Wunschzettelgruppe war im Frühlingsurlaub stumm geschaltet. Nun in der Vorweihnachtszeit bastelt sie am regulären Adventskalender für ihre Tochter. Nach all den Unwägbarkeiten dieses verflixten Jahres 2020 zweifelt sie dabei sogar an der Anzahl abzuwartender Dezember Tage, bis zum letzten Türchen. Den Weihnachtsmann plagen andere Sorgen. Sein Rauschebart sträubt sich gegen den Mundschutz, zu dem der Himmelsrat ihn verdonnerte. Leider mit handfesten Argumenten: Er sei schließlich der Einzige mit direktem Kundenkontakt und habe Vorbildfunktion. Ob sein Nebenjob auf dem Bremer Weihnachtsmarkt ausfällt, kann ihm nicht einmal der Bürgermeister beantworten. Solange das in den Sternen steht, ist auch die Finanzierung der Weihnachtsgeschenke aller Kinder nicht gesichert ... Was wird bloß aus dem Fest, wenn die Beschränkungen sogar den Weihnachtsmann lahmlegen? Nur nie den Humor verlieren!

 

 


 
 
 
 
 
Schnipsel
 
Über Sinn, Zweck und Notwendigkeit von Masken für Adventsgestalten hatte es Anfang Oktober eine außerplanmäßige Himmelssitzung mit langen, hitzigen Debatten gegeben. Alles was über den Wolken Rang und Namen hatte, versammelte sich auf den Sternbänken. Um die Abstände zu wahren, wurden einige Asteroiden aus ihrer Bahn gezerrt und zu Nothockern am Rande der Milchstraße umfunktioniert. Das Christkind war sofort fein raus: »Ich bin unter sechs. Ich bin freigestellt.« »Das ist angesichts deines wahren Geburtstages aber minimal gemogelt«, nörgelte ein Jungengel, vermutlich eifersüchtig, weil er selbst mindestens zwölfjährig aussah. Aus den vollbesetzten Reihen der Seraphim erklang unruhiges Gemurmel. »Geht es beim Weihnachtsfest um historische Fakten oder um Glauben?«, zischte ihm das Christkind zu. Das Engelchen strich prüfend über den Rand eines seiner goldenen Flügel, die sicher in keinem Geschichtsbuch als Fakten verzeichnet waren und sagte lieber nichts weiter. Der Nikolaus argumentierte: »Die Kinder bekommen mich doch gar nicht zu Gesicht. Da wäre Maske tragen total unsinnig.« »Und wenn dich doch eines vor seiner Tür erwischt?«, fürchtete das Christkind. Das Lachen des Nikolauses hallte von den Sternen über alle Wolken bis auf die Erde: »Das hat bei mir in über 1500 Jahren noch keines geschafft! Das passiert bei mir nie! Und alle, die das behaupten, die lügen.« »Ach, das passiert immer nur anderen? Ähnlich hatten die modernen Europäer auch bezüglich Pandemien gedacht, obwohl die letzte große gerade mal hundert Jährchen her war. Und manche, die bisher nicht persönlich betroffen sind, glauben das immer noch«, mahnte ein älterer Cherub, irgendwo von den hinteren, höchsten Plätzen. Die Mehrheit stimmte jedoch zu, das Risiko einer Begegnung sei beim Nikolaus derart gering bis ausgeschlossen, dass er auf Maske und Reiseprotokolle verzichten könnte. Die Engel verpflichteten sich freiwillig, das Abstandsgebot demonstrativ auf über zwei Meter zu erweitern und einzuhalten. Was für sie, selbst im größten Gedränge, leicht war, da sie nach oben ausweichen konnten. Wo sie sich ohnehin meist aufhielten. Kaum war das Thema für diesen größten Teil der Anwesenden geklärt, jammerten die ersten nach einer Versammlungspause.
 
 

Der Weihnachtsmann riss sich den himmelblauen Mundschutz von den Ohren und pfefferte ihn in eine Ecke seines Schlittens. »Es kann doch wohl nicht wahr sein, dass die gesamte himmlische Heerschar es nicht hinkriegt, eine ordentliche Maske zu nähen?«, wetterte er gegen drei Engelchen, die auf der Wolke neben seinem Fahrzeug standen. Sie wackelten betreten mit den Flügelspitzen. Es war bereits die vierte Anprobe. Bei dieser lag ein ganz besonders ausgefeiltes Modell vor, mit diversen elastischen Elementen, insbesondere im Mundbereich. Das sah ein wenig nach Patchwork aus. Doch der dicke Rauschebart hob den Stoff dennoch luftig weit vom Gesicht ab und schob ihn bei jedem Wort herum. Spätestens beim dritten »Ho« vom »Ho Ho Ho«, hüpfte der Draht von der Nase, oder der ganze Lappen hing gleich quer über dem Kinn.



»
Nein, Quatsch. Es geht um die Tage. Nicht so sehr um die Geschenke. Ich meine, der Weihnachtsmann weiß doch alles?« »Kind, du sprichst mal wieder in Rätseln«, seufzte Maria und ärgerte sich sofort, weil sie klang wie ihre eigene Mutter. Darauf sprang postwendend die Wut des Kindes an: »Du kapierst einfach nix! Mann! Denk doch mal nach.« »Entschuldige. Erklär es mir bitte«, glättete die Mutter die Wogen. »Er weiß von allem wie lange was ist. Ich weiß nur nicht, ob er auch den Adventskalender macht, weil der doch von deiner Patentante und immer in unserem Keller ist? Aber wenn er das macht, dann soll er das jetzt machen!« »Du wünschst dir mitten im Frühling deinen Adventskalender, gefüllt vom Weihnachtsmann?« »So ähnlich. Advent ist doch öde, da weiß jedes Kleinkind, dass es vierundzwanzig Tage sind.« Langsam dämmerte der Mutter, worum es ging und dass die Lösung nicht einfach sein würde: »Du wünschst dir eine andere Anzahl Türchen? Die soll der Weihnachtsmann füllen, weil wir nicht wissen wie lange es noch dauert, hier und jetzt?« »Ja! Ich hätte gerne einen Lockdown-Kalender!«
 

Während des Schleusenvorgangs kam der Himmelsschleusenmeister angelaufen, der den Unfall auf seinen Kontrollmonitoren verfolgt hatte, um den Schaden zu begutachten. Das Tor hatte keine Schramme, aber das Rentier samt Schlitten umso mehr. »Ein defektes Zugtier und ein Fahrzeug ohne funktionierende Bremse. Da muss ich leider die Weiterfahrt untersagen«, konstatierte er. Der Weihnachtsmann starrte ihn an: »Aber … ich bin der Weihnachtsmann!« »Ach«, grinste der Schleusenmeister, »wer hätte das gedacht.« »Du darfst mich doch nicht einfach festsetzen!« »Sind Sie hier für den Verkehr zuständig oder ich?«, rügte der zuständige Beamte mit derart drohender Betonung auf dem ›Sie‹, dass der Weihnachtsmann sich instinktiv in seiner Kapuze versteckte. »Entschuldigung. Selbstverständlich Sie. Und jetzt?« Inzwischen waren die Wolken, bis auf einen kleinen Bodendunst, über den Rand der Schleuse gepumpt und eindrucksvoll im Sternenwind zerfleddert. Das untere Schleusentor öffnete sich. »Sie fahren jetzt ganz, ganz langsam aus der Schleuse und binden ihren Schlitten in den Unterwolken an der Schleusenmauer an. Die Weiterfahrt wird erst gestattet, wenn die technischen Mängel behoben sind.« Der vom göttlichen Amt angestellte Meister über die ›Schleuse am Ende des Himmels‹ hatte sein Urteil gefällt. Der heilige Gabenbringer auf dem Schlittenbock nickte ergeben. Gegen behördliche Anordnungen war wohl jeder machtlos.
 
 

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Über die Autorin

Aufgewachsen als norddeutsche Seemannstochter, wollte ich bücherschreibende Binnenschifferin werden, was am Recht der Frau auf ihre eigene Toilette scheiterte. (Es gibt nur eine "vor dem Mast".)

Die Lebenswellen verschlugen mich zu diversen Tätigkeitsbereichen bei Film, Theater/Musical, Jugendarbeit und Multimedia/Internet, siehe Projektographie. Schreiben war und blieb tragendes Element. (Drehbücher, Konzepte etc.)

Für die Medien an den Rhein gezogen, fand ich als Kölner Fährfrau endlich zurück zum Wasser. Es folgte Fahrgastschifffahrt im Koblenzer Raum, danach war ich rund zehn Jahre Steuermann sowie Kapitänsfrau auf einem Motortankschiff. Hinzu kam mein Wohnboot als Meldeadresse.

Mann mit Tanker ist weg, Boot mit Schulkind bleibt.
Zurück im Norden, bin ich jetzt alleinerziehende Schriftstellerin.

 

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Dienstag, 9. Februar 2021

Rolf Bidinger - Die Taube, die nicht hören wollte & Ruhe in Unfrieden

Die Taube, die nicht hören wollte & Ruhe in Unfrieden

 von Rolf Bidinger

 

 Klappentext

 

Kennen Sie auch solche Tauben, die völlig ungeniert in die Blumentöpfe auf Ihrem Balkon kacken? Denen Sie am liebsten den Hals umdrehen möchten? Doch da gibt es solche, die den Spieß umdrehen, wenn Sie es versuchen ...

Sie lieben Gerichtsshows, finden aber die Laienschauspieler grottenschlecht?

"Ruhe in Unfrieden!" beweist, dass man Morde an unbeliebten Personen auch mit ungewöhnlichen Mitteln lösen kann.

Rolf Bidinger setzt in diesem Buch gekonnt bitterböse Satire und rabenschwarzen Humor ein, die für beste Unterhaltung sorgen.

 

 

 

 

Leseprobe 1

Eine G-schichte

Gestern große Gartenparty gewesen ... gänzlich geschäftlich ... Grillgut gegessen ... Gerstensaft getrunken! Gewürzgurke genascht. Gäste geredet, geplaudert, gekichert!

Gastgeber gesehen ... gewunken. Gastgeberin gesehen ... geiles Geschoss ... gleich geflirtet!

Gatte gesehen … grimmig geschaut ... getobt! „Guter Geselle, Gustav! Gespräch gänzlich geschäftlich. Gugelhupfrezept getauscht!“ Gatte: „Glaube gar nichts, Günter ... geh garstiger Geselle!“ Günter geht ... Gattin gezittert ... Gustav Gattin gehauen ... Gesicht gerötet. Gattin geweint. Gatte getröstet – Gewissensbisse! Gattin: „Geschenk gefällig! – Goldgeschmeide“

Gatte gegen Geschenk - Geizhals! - Gattin gedroht: „Geschieden ging Geld gen Gattin!“ Gatte gesäuselt: „Gerda, gütiger Gott. Gericht geht gar nicht! Gnade Geliebte.“ „Geh, garstiger Gatte!“ Gatte geht - ganz geprügeltes Getier!

Gerda gesiegt ... glücklich gelächelt ... Gatte geschlagen ganz gesprächsmäßig … geschickt gemacht. Gerda gedacht: „Geschlechtsverkehr gestrichen. Gattin geschlossen!“


Gerda gedacht: „Günter ganz geiles Geschöpf! Gegen Gustav ... ganz Gentlemen! Goldige Grübchen, graue Gucker, Gesicht gestoppelt, gutgehendes Geschäft, glücklich geschieden. Geiles Gesamtpaket.“

Gerda geguckt gen Günter ... Garten gesucht, ganz geifernd geguckt ... Ginster gesehen ... gewackelt ... Günter Gebüsch gesessen.

Großes Gebüsch ... ganz gemütlich ... günstige Gelegenheit. „Günter!“ – „Gerda!“ „Garstiger Gatte gehört gehörnt!“ – „Guter Gedanke! Gerne Gerdas Gehilfe. Gerade Geküsse gesucht!“ Gerda gestrahlt: „Gerne getestet Günters Gezüngel! Gib Gas Günter!“ „Gut geküsst, Günter!“ „Gleichfalls Gerda!“

Grünes Gras ... gut gebettet ...! Gekuschelt ... gestreichelt ... geküsst ... gestöhnt ...! Gekröse gestreichelt, Granaten geleckt. Ginster gefährlich gewackelt. Günter geschützt gelegen ... geliebt Gerda. Gummi gehabt! Geschützt geliebt. Gesichert gegen Gören! Gemeinsam genossen! G-Punkt gleich getroffen. Gerda gejubelt, Günter gekommen. Geendet geiles Gespiele. Günter gelobt geiles Gebläse. „Glimmstengel gefällig, Gerda?“ „Ganz gerne, guter Geliebter!“

Geile Geschichte? Garnicht geile Geschichte!

Gatte Gustav Gestöhne gehört, garnicht gefreut. Gedacht: ... „Gemeines Gesindel!“ Gewehr geholt. Geschrotetes Geschoss gefüllt. Gleich gen Ginster geschossen. Geschrei ... Gejammer! Gattin geflohen ... Günter gehinkt ... Gesäß ganz grausam geblutet ... Gewehr gut getroffen ... Gustav gejagt Günter. Geflüchtet Golf GTI. Gutes Gefährt. Groß Gerau gefahren ... Großmutter geflüchtet ... Großmutter gefreut ... „Grade Grießbrei gekocht, Günter! Gütiger Gott, ganz gelöchertes Gebein ..." Günter gebeichtet: „Geil gewesen ... Geschäftsfreundgattin getroffen ... genommen ...!

Gatte gefunden ...! Geschossen ... getroffen ... geflohen...!"

Großmutter genervt: „Günter, Günter, Günter ... gieriges Geschlecht gehört geknotet!“

Günter: „Gerade Geklingel gehört! Gäste gekommen!“ Günter geängstigt: „Großmutter? Geh gucken!“  Ganzes Gerippe geklappert! Gustav gerade gekommen ... gleich gefunden Günter. Gewehr genommen ... gleich geschossen ... Galle getroffen ... Günter gestorben ... Gras gebissen.

Großmutter Grab geschaufelt ... Gustav Großmutters Geliebter … Geheimnis gewesen. Günter Grab gelegt ... Ginster gepflanzt ... Gewürm gekrochen ... Gammelfleisch geworden ... gen Gott gereist ...

Gustav gesucht Gattin. Gute Gründe gehabt. Gleich gefunden ... Gymnasium ... Geografie gelehrt ... Grönlands geeistes Gebirge ...! Gustav Gardine gepredigt! Gattin, Gustavs Gewehr gesehen ... gelacht! „Gewehr gerostet, Gustav!“ Gustav gegrinst … „Gewehr geölt, gleich gibts getötete Gerda!“ „Gnade geliebter Gatte! Günter Gattin gewaltsam gefügig gemacht!“ „Gelogenes Geschwafel, glaube garnichts!“ Geheult ... gewimmert ... geleugnet ... geredet ...! Gustav geschossen ... Gattins Gerede genervt. Gut getroffen ... glibberndes Gehirn gelaufen ... Gattin gemeuchelt ... Garten Grab gegraben ... Gattin gelegt ... Geranien gepflanzt.

Gustav Gewissen geplagt ... Gendamerie gegangen ... Grausames gestanden ... Gericht gestellt ... geurteilt ... Galgen gehängt ... Gordisch geknotet ... Grube gelegt ... Gabriel gekommen ... Gottes Gehilfe ... Geflügel gekriegt ... Gott getroffen ... Gütiger Greis! Gewölk gesessen ... gelangweilt. Gute Gestorbene getroffen ... Goethe ... Grass ... Ghandi ...! Greta Garbo gesehen ... gar nicht gealtert. Gewerkschaft gegründet ... gleich gestreikt!

Geschäft gegründet. Gründerdarlehen gekriegt ... Gomerzbank! Grapefruitgaststätte geöffnet ... gutes Gesöff ... Gott Gin gesoffen ... gleich gelallt ... Gehirn gestiegen!

Gestern Gaststätte geöffnet ... gleich Gast gekommen ... Günter! Groß gefreut. „Günter, grüß Gott!“ „Gustav ... garstiger Gewehrschütze!“

Gustav geschaut ... gefragt: „Getroffenes Gesäß Gesund?“ „Ganz gut geheilt!“ Gemeinsam Gin getrunken ... geplaudert ... gelacht ... geflirtet ...! Gemeinsam Gattin Gerda geflucht ... gieriges geldgeiles Girl. Gemeinsam geklärt, Girls gehen gar nicht ... Gustav Günters getroffenes Gesäß getätschelt. Günter Gustavs Gehänge geguckt. Geliebt! Gay geworden. Geheiratet! Gott gesegnet!

 

Glücklich geendete gut gemeinte Geschichte!

 



Leseprobe 2

 

Fernsehamateure

Ich zahle GEZ und das aus vollster Überzeugung. Gutes Fernsehen braucht Geld, um ein qualitativ hochwertiges Programm auszustrahlen. Und bei den Privaten schaue ich auch immer die Werbung und interessiere mich für die angepriesenen Produkte und kaufe sie.

So müsste es sein!

Leider ist mir als überzeugter Hartz-IV-Empfänger die GEZ erlassen und der Staat hindert mich an dem Kauf vieler Werbeprodukte, durch Kürzung meiner redlich erworbenen Bezüge. Ich kann nun einmal nicht einfach irgendwelche Maßnahmen des Arbeitsamtes annehmen. „Ich denke über die Welt nach!“ Mit diesem Argument konnte ich bei der Arbeitsagentur nicht durchdringen. Ignorantes Pack! Wir brüsten uns damit, ein Land von Dichtern und Denkern zu sein, doch kaum denkt einer, schon bekommt er Ärger mit dem Staat. Was denken die sich eigentlich? „Denken sei keine Leistung“, so argumentierten die. „Wo kämen wir denn hin, wenn die Leute nur noch denken würden!“ Unsere Politiker bekommen wohl fürs Nichtdenken so viel Geld. Und sie sind gewählt worden, weil die Wähler nicht denken.

Auch die Fernsehredakteure stehen vor dem Dilemma. Denken gefährdet ihren Arbeitsplatz. Also bringen sie Programme auf den Sender, die nicht durchdacht sind. Und so sind diese Fernsehprogramme dann auch. Deshalb ist das sogenannte Qualitätsfernsehen auch so gut wie ausgestorben. Braucht man ja nur dann, wenn denkende Menschen es schauen. Aber der denkende Fernsehkonsument ist in die Minderheit geraten. Deshalb gibt es auch immer weniger professionelle Schauspieler. Sie werden ersetzt durch Laien. Laien sind glücklich und dankbar, wenn sie ins Fernsehen kommen und billig sind sie auch. Reality TV ist das neue Zauberwort. Hier wird so getan, als würden uns ganz normale Menschen ihr Leben vor der Kamera zeigen. Das ist natürlich alles Lug und Trug, aber erfreut sich großer Beliebtheit.

Da gibt es zum Beispiel Raus aus den Schulden, wo ein staatlich geprüfter Entschulder kommt, prüft die Finanzen einer hoch verschuldeten Familie. Dann entschuldet er ein wenig, dann zeigt er ihnen, was für Versager sie sind, erklärt uns, warum sie über ihre Verhältnisse leben, meckert sie gehörig an und geht dann voll des Glücks, sie gerettet zu haben, wieder nach Hause. Die arme Familie bleibt betroffen, aber geläutert, zurück und eine ganze Nation nimmt Anteil an deren traurigem Leben. Und das alles in sechzig Minuten brutto, fünfundvierzig Minuten Netto. Finanziert wird die Produktion durch Werbung, die sich die betroffene Familie nie wird leisten können. So geht Fernsehen.

Oder wenn die Kinder nicht so wollen, wie sie! Dann taucht eine diplomierte Kinderpsychologin auf und erklärt uns, wie Kindererziehung geht. Lösung ist dann immer die Stille Treppe, früher bekam man eine Ohrfeige und gut war es. Besonders schwere Fälle müssen dann zu den Strengsten Eltern der Welt. Die leben dann vierzehn Tage in einem fremden Land und werden dort erzogen. Nach neunzig Minuten Sendung kommen sie wieder wohlerzogen zurück.

Es gibt aber auch Hilfesendungen für die ganze Familie. Sie wollen ihren Garten verschönern lassen, ihre Wohnung aufmöbeln lassen oder ihren Messi-Haushalt verschönern? RTL hat für jedes dicke Problem eine dicke Frau, die uns zeigt, wie unfähig und geschmacklos wir doch eingerichtet sind. Von Seiten der Redaktion wird gerne gewünscht, dass wir heulend und schreiend, gerne auch vollkommen zusammenbrechend, unsere Fresse in die Kamera halten. Es soll ja authentisch rüberkommen. Die Seele entblößen, damit der Fernsehkonsument berührt ist. Redakteure sorgen auch gerne mal dafür, dass festgelegte Dialoge gesprochen werden, die sich ein Autor ausgedacht hat. Und so klingen die dann auch, wenn normale Menschen plötzlich Sachen sagen, die man ihnen eingebläut hat. Aber die Dramaturgie muss ja stimmen. Zuviel Harmonie schadet auch der Quote. Und der Zuschauer möchte sich ja schließlich unterhalten lassen. Und so suchen die Fernsehgewaltigen immer nach freiwilligen Schwiegertöchtern oder Bauern, die verzweifelt nach Partnern suchen. Gruselige Gestalten werden so zu Fernsehprominenten. Und eine ganze Nation schaut zu und lacht über sie!

Ganz übel wird es aber, wenn diese Amateurschauspieler, selbst der Ausdruck ist noch geschmeichelt, bei Gerichtsshows und echten Kriminalfällen mitspielen. Da kommt mir regelmäßig das Mittagessen hoch. Diese Sendungen sind wirkungsvoller als jedes Abführmittel. An den Haaren herbeigezogene Fälle, die eine Glaubwürdigkeitsschwelle übertreten haben, dass man am liebsten in die Auslegeware oder das Parkett beißen möchte. Dagegen sind die Dialoge in der schlechtesten Soap-Opera, sofort mit dem Literaturnobelpreis zu würdigen.

Darsteller, die man eigentlich nur schlagen möchte, reden dort in einer nicht nachzuahmenden Weise ihren Text stolpernd, phonetisch und rhetorisch sinngebend falsch, ohne jegliche, ehrliche Emotion, runterleiernd und übertrieben, dass es einen wundert, dass eine Frau wie Richterin Barbara Salesch oder Alexander Hold sie nicht alle zur Todesstrafe verurteilt, inclusive der verantwortlichen Redakteure, wegen Verarschung des Fernsehzuschauers und Beleidigung eines ganzen Berufsstandes, nämlich der professionellen Schauspieler, die ihren Beruf von der Pike auf gelernt haben. Und auch sämtliche Zuschauer gleich mit, die sich diesen unterirdischen, selten dämlichen Schwachsinn ansehen.

 

 

Leseprobe 3

Beispiel gefällig? Bitte!!!!

 

(Nachfolgende Szene spielt im fiktiven Gerichtssaal von Richterin Salesch)

 

Richterin:              Der Mann hat sie also in den Wald mitgenommen und dort missbraucht?

 

Opfer:                   (Frau, Mitte fünfzig, unattraktiv) Ja ... so war es ... das Schwein!

 

Richterin:              Ich kann ihren Schmerz ja verstehen, aber bitte nehmen sie sich zusammen.

 

Opfer:                    Er war doch so gemein zu mir! Du  Schwein!

 

Angeklagter:         (Typ Zuhälter. Gerne mit Ruhrpottdialekt, Tattoos, Piercings, Irokesenschnitt)

                               Ey, die Alte pack ich doch mit der Kneifzange nicht an, woll!

 

Richterin:              Herr Kawuttke, ich muss doch sehr bitten!

 

Angeklagter:        ... nicht mal mit der Kneifzange, woll!

 

Richterin:              Zweihundert Euro an die Staatskasse oder ersatzweise zwei Tage Ordnungshaft.

 

Opfer:                   Geschieht dir recht, du Schwein!

 

(In diesem spannenden und nervenaufreibendem Augenblick öffnet sich die Saaltür. Ein pickliger junger Mann, vornehmlich mit Hornbrille und Pullunder, kommt schüchtern herein.)

 

Richterin:              Junger Mann, wir sind mitten in einer Verhandlung. Was wollen sie?

 

Mann:                    Ich halte es nicht mehr aus! Ich war es. Es tut mir leid.

 

Opfer:                   Ja, er war es! Du Schwein!

 

Richterin:              Gut, dann zieh ich mich jetzt zur Beratung mit mir zurück.

 

WERBUNG (ca. 9 – 18 Minuten)

 

Richterin tritt wieder auf. Die Spannung im Raum ist kaum zu überbieten.

 

Richterin:              Im Namen des Fernsehvolkes verkünde ich folgendes Urteil. Der Angeklagte wird freigesprochen. Die Kosten fallen dem                                Steuerzahler zur Last. Die Verhandlung ist geschlossen.

 

Und solche und ähnliche Sendungen laufen Tag für Tag und werden von bügelnden Hausfrauen, alkoholisierten Alkoholikern, durchgefallenen Pisaschülern und anderen denkfremden Zuschauern konsumiert. Und diese abgrundmiesen, dilettantischen Schauspieldarsteller feiern Zuhause in ihrer Eckkneipe bis zur Bewusstlosigkeit den Beginn ihrer Fernsehschauspielkarriere.

Und ich sitze immer noch völlig fassungslos ob diesen geistigen Dünnpfiffs vor der Glotze, kopfschüttelnd und ungläubig. Die können diese Sendung doch nicht wirklich ernst meinen?! Doch, sie können! Und das beweisen sie uns tagtäglich. Wenn ich jetzt denken dürfte ... aber ich darf ja nicht ... deshalb schaue ich es morgen wieder.

Eine Woche später habe ich bereits mein Casting zu Richter Alexander Holt hinter mir. Hurra! Jetzt werde ich auch berühmt.





Über den Autor


Rolf Bidinger ist Schauspieler, Regisseur, Kabarettist, Sprecher und Autor. Er lebt in Mainz. 

Er schreibt komische und satirische Geschichten und Romane

 

 

 

 

 

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