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09 März 2023

DIRK HEGMANNS - Miles Davis in Maputo

Zusammenfassung (Klappentext)
 

Mosambik nach dem Bürgerkrieg: 

Ein Entwicklungsexperte reist ins Land, um beim Wiederaufbau zu helfen - und taucht ein in die tropischen Nächte Maputos, die von Jazz und Blues widerhallen. Eine Begegnung mit einer Stadt und der Vielfalt des Jazz, mit einer fremden Mentalität und einem, der einst auszog, um die Welt zu verändern.


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Textauszug:

Es war ein Tipp von Martín, der mich an einem Freitagabend in eine kleine Sackgasse in der Baixa lockte. Martín selbst hatte keine Zeit. Wer weiß, worin er wieder steckte ... Ich ging also seiner Beschreibung nach und hatte Zweifel, als ich mit dem Wagen vor der Gasse anhielt. Sie war mit einem improvisierten Vorhang verschlossen, vor dem ein Kassierer auf einem Holzschemel saß und Eintritt verlangte. Von jenseits des Vorhangs klang Musik.

 Ich parkte meinen Wagen mit der überflüssigen Hilfe eines selbsternannten Parkwächters, der lautstarke Kommandos gab, damit ich das Auto zentimetergerecht in der Lücke abstellte, die locker für einen Siebeneinhalbtonner gereicht hätte. Vor dem Vorhang schaute mich der Kassierer erwartungsvoll an.

Gibt es hier Live-Musik? fragte ich.

Ja.

Wann denn?

Jetzt.

Ich seufzte. Jetzt

Jazzbar Gil Vincente in Maputo

konnte vieles bedeuten, nur eines nicht: jetzt. Ich bin die Relativierung des Zeitbegriffs ab etwa südwärts der Alpen gewohnt. Das habe ich schon als Jugendlicher im Spanienurlaub mit meinen Eltern gelernt. Der Begriff mañana, also auf Deutsch morgen, ist in seiner Bedeutung äußerst dehnbar. Ich übersetze ihn kulturell angemessen mit irgendwann dann mal.

Aber im Laufe der Jahrzehnte ist das morgen zeitnäher geworden. Schließlich kann man als Mitglied der Europäischen Union nicht ständig mañana, mañana sagen und sämtliche Beschlüsse auf irgendwann dann mal vertagen. Da ist mit der EU-Bürokratie nicht zu spaßen. Auch wenn mir die EU manchmal irgendwie spanisch vorkommt ...

Ich weiß, es ist politisch nicht korrekt, aber die Völker sind nun mal unterschiedlich, und das ist auch gut so! Wäre doch furchtbar, wenn sie alle so wären wie wir! So deutsch! So ordentlich! So pünktlich! So ... langweilig.

Nun, in lateinamerikanischen und afrikanischen Ländern ist der Zeitbegriff von der Mechanik eines Uhrwerks abgekoppelt. Zeit ist ein kulturelles Konzept! Und wenn der Kassierer auf dem Holzschemel vor dem Vorhang jetzt sagt, dann meint er damit Komm rein, setz dich hin, trink ein Bier, schau dir die schönen Frauen an, entspann dich und warte auf das, was da kommen mag. Eigentlich eine ganz simple Angelegenheit.

Ich zahlte also den Eintritt und der Kassierer drückte mir einen Zettel in die Hand und zog den Vorhang zur Seite. Die Gasse war kaum dreißig Meter lang. Zu beiden Seiten waren kleine Bars, vor denen Tische und Stühle standen. Am Kopfende der Sackgasse war eine kleine Bühne aufgebaut. Immerhin standen dort schon die Instrumente der Band, die da kommen mochte.

Ich setzte mich an einen der Tische und folgte dem Rat des Kassierers. Ich bestellte ein Bier und entspannte mich. Nun ja, die Aussicht war tatsächlich nicht schlecht. Jedenfalls saßen an anderen Tischen auch die schönen Frauen, die der Kassierer mit seinem Jetzt erwähnt hatte. Und ich dachte schon, das wäre nur ein Werbegag gewesen.

Von der Bühne her klang leise Jimmy Dludlus New Church Street von seinem Album Corners of my Soul, das zweimal den South African Music Award erhalten hatte. Ich schien also am richtigen Platz zu sein.

Jazz in der Bar
Ich warf einen Blick auf den Zettel, den mir der Kassierer gegeben hatte. Es war eine einfache Schwarz-Weiß-Kopie mit der Ankündigung der Band, die an diesem Abend in der Sackgasse spielen sollte. Ghorwane.

Der Name sagte mir nichts. Hatte ich noch nie gehört. Ich war also sozusagen auf einem blind date. Aber ich bin ja immer für Überraschungen offen.

Gegen halb Zwölf – die Gasse hatte sich inzwischen mit Menschen aller Hautfarben gefüllt – trat die Band auf die Bühne. Die meisten Zuschauer klatschten und pfiffen. Die Band war hier nicht ganz unbekannt, schloss ich daraus. Die sieben Musiker grüßten, fanden ihre Plätze auf der kleinen Bühne und fingen ohne großen Firlefanz an zu spielen.

 

Die Mischung aus mosambikanischem Marrabenta und Jazz, aus Rhythmus und Bläsern, sorgte augenblicklich für Stimmung. Auf der Fläche vor der Bühne begann das Publikum zu tanzen. Ich stand auf und nahm die Bierflasche in die Hand. Langsam drängte ich mich weiter nach vorne.

Das war gut, was die da boten! Melodische Arrangements wechselten mit harmonischen oder freien Improvisationen ab. Und natürlich der Gesang. Weder Portugiesisch noch Englisch, sondern Shangana, die Bantu-Sprache des mosambikanischen Südens. Da ich kein Wort verstand, hörte er sich an wie ein weiteres Instrument. Er folgte den traditionellen Gesangsformen Mosambiks. Jemand sang eine Zeile, die anderen Musiker antworteten. Ein Muster, das man seit Jahrhunderten überall in Afrika findet. Und das die Sklaven auf den nordamerikanischen Feldern beibehielten und später bis zum Blues weiterentwickelten.

Nach dem zweiten Stück traten zwei weitere Sängerinnen auf die Bühne. Jetzt wurde richtig Stimmung gemacht. Ich tanzte mit der Bierflasche in der Hand. Man kennt ja dieses Gefühl, dass man sich an irgendetwas festhalten muss, wenn man nicht sicher ist, ob man sich dazugehörig fühlen soll oder nicht. Aber die Flasche war auch ganz einfach notwendig, da ich in der tropischen Abendluft nach wenigen Minuten schwitzte wie sonstwas. Flüssigkeitsausgleich ist in den Tropen lebenswichtig! Da ist jede Flasche Bier voll legitimiert.

Spätestens nach zwei weiteren Stücken hatte ich dann keine Zweifel mehr, dass ich dazu gehörte. Beim Tanzen macht man in Afrika keinen Unterschied zwischen In- und Ausländern oder akrobatischen und hüftsteifen Tänzern. Da lässt man jeden so sein wie er ist. Ich hielt trotzdem an der Bierflasche fest.

Als mein T-Shirt am Rücken klebte, machte ich eine Pause. Ich lehnte mich an eine Hauswand und beobachtete die Tanzfläche. Die meisten einheimischen männlichen Tänzer nutzten die Gelegenheit, mit eindeutigen Gesten ihre Paarungsbereitschaft gegenüber einigen weiblichen Expats kundzutun. Das war schon beeindruckend, wie sie ihren Unterleib verrenkten. Allerdings schienen die weiblichen Expats wenig interessiert zu sein. Sie lächelten höflich und wandten sich zur anderen Seite. Wo dann innerhalb von Sekunden der nächste Verrenker sein Glück versuchte.

 

Öffentlicher Nahrverkehr in Maputo


 


Wie das Buch entstand

Nach dem Bürgerkrieg in Mosambik, der 1992 endete, reiste ich zum ersten Mal nach Mosambik, um dort als Entwicklungsexperte zu arbeiten. Bis 2015 folgten mehrere Arbeitsaufenthalte, durch die ich die vielen Facetten des Landes und seiner Kultur kennenlernen konnte. Einen bleibenden Eindruck hat dabei die Vielfalt der Musik hinterlassen, die von traditionellen Rhythmen über Popklänge bis hin zu ausgefeilter Jazzimprovisation reicht. Als Jazzfan konnte ich zahlreiche Musiker erleben, die in Europa problemlos ein großes Publikum begeistern würden, die jedoch im eigenen Land von der Hand in den Mund leben. Der Protagonist in „Mit Miles Davis in Maputo“ nimmt die LeserInnen mit auf eine Reise durch ein Land, das uns Europäern weitgehend fremd ist. Er erzählt von der Begegnung zweier sehr unterschiedlicher Kulturen und beschreibt mit Humor, wo sich die Geister der beiden Völker trennen.

 

Außer diesem Buch habe auf meinem Blog auch das Buch "Die Tage der Navajos" vorgestellt, in dem  die NS-Widerstandsgruppe Edelweißpiraten eine Rolle spielt. Das Buch ist in Romanform geschrieben.
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Über den Autor
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In Düsseldorf geboren und aufgewachsen. Studium der Germanistik, Kunstgeschichte und Soziologie in Düsseldorf und Bielefeld. Promotion in Soziologie. Dirk Hegmanns hat viele Jahre in Lateinamerika, Afrika und dem Nahen Osten gelebt und gearbeitet. Die Kultur und Geschichte dieser Regionen sowie die Erfahrungen des Autors spiegeln sich auch in vielen seinen Büchern wider.

 




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20 Februar 2022

Lilo Wessel - Metá Später Erzählungen aus Griechenland

Cover

 

 

Klappentext

„Meta – später“ ist die Lebensphilosophie der Bewohner eines malerischen Fischerdorfes vor der Kulisse des Taygetos-Gebirges auf dem Peloponnes. 
 
Jetzt scheinen langgehegte Hoffnungen, Wünsche und Träume endlich wahr zu werden: Eine neue, eine alte Liebe, glückliche Zweisamkeit, ein Leben ohne Zwänge, hemmungsloser Sex, eine gemeinsame Reise, Ansehen, Erfolg und Geld, ein schnittiges Auto, das Ende derEinsamkeit. Doch im Moment der Erfüllung ist bereits das Scheitern angelegt und so nehmen kleine und große Tragödien ihren Lauf 

Lilo Wessels Erzählungen führen den Leser zurück ins Griechenland am Ende des 20. Jahrhundert, in eine Zeit vor der großen Wirtschafts- und Finanzkrise, in der noch genügend Raum war für die kleinen Alltagskatastrophen. Kenntnisreich und mit bitterem Humor entlarvt die Autorin das Idyll, das sich dem flüchtigen Urlauber bietet und lenkt den Blick des Lesershinter die Dinge, dorthin, wo sie kompliziert und schmerzlich werden.
 
 

 
Zu den Erzählungen:
[das sagt die Autorin über ihr Buch]

Seit 1985 war ich bis zu dessen Tod 2010 in einer Fernbeziehung mit einem Griechen aus der Gegend südlich von Kalamata verbandelt.
 
D.h. ich war seitdem in sämtlichen Ferien immer in seinem Heimatdorf und bin es auch jetzt noch - länger sogar, da mittlerweile pensioniert. Die Dinge, die ich erzähle, haben sich alle tatsächlich zugetragen  - ich habe sie z.T. miterlebt oder brühwarm am Telefon erzählt bkommen. Will sagen, die Texte sind authentisch, wenn auch fiktionalisiert.

Das Buch ist selfpublished - etwa 1000 Exemplare sind verkauft. Allerdings macht derAutorin das Marketing keinen Spaß - sie schreibet lieber und sitzt derzeit an ihrem ersten Roman. 

Erzählungen aus Griechenland findet sich auch auf der Website der Autorin, sowie auf der Autorinnen-Seite auf Facebook.


TEXTSCHNIPSEL aus der Erzählung: „Metá – später“

Ihm scheint einzufallen, dass sie nicht allein auf dem Platz stehen, die Dorfbewohner interessierte Zuschauer ihres Wiedersehens sind und schiebt sie von sich. „Metá – später“, raunt er heiser. Tief in seinen Augen sieht sie eine Glut lodern, die nur sie kennt.

 

 

TEXTSCHNIPSEL aus der Erzählung: „Metá – später“

Titel: Alte Frau

Letztes Jahr noch hat sie in ihrer Witwenkleidung gestützt auf einen Krückstock vor der Taverne ihres Sohnes gesessen, ist der Schrecken aller Kinder gewesen, die sie, auch wegen der großen Warze am Kinn, für eine Hexe hielten. Augenzwinkernd hat sie Elli einstmals anvertraut, sie habe ihren Ehemann gehasst und ihn nach jedem erzwungenen Verkehr wochenlang aus dem Schlafzimmer ausgesperrt. So lange, bis er irgendwann die Tür eintrat.


 

 

 TEXTSCHNIPSEL aus der Erzählung: „Metá – später“


Er wollte ihr übers Haar streichen, aber sie wehrte seine Hand ab.

Lass das! Wie oft?“

Einmal!“ Er war völlig zerknirscht.

Wann?“ Jetzt wollte sie es genau wissen.

An dem Tag, an dem du abgereist bist!“ stöhnte er.

Sag bloß, in unserem Haus?!“

Wie? In unserem Haus?“, fragte er und schaute sie mit großen Augen an. „Bei Jorgos!“

Im Hotel? Du warst mit ihr im Hotel?“, schrie sie.

 

 

 

TEXTSCHNIPSEL aus der Erzählung: „Metá – später“

„Bis morgen?!“ Ihre Stimme klang rau.

Er neigte den Kopf leicht zur Seite, verließ im Zeitlupentempo die Taverne und schlurfte über den Platz. Elli reckte den Kopf, damit ihr nichts entging, sah ihn in einen alten VW-Pritschenwagen einsteigen. Mit einem dumpfen Knall schloss er die Fahrertür. Mehrere Male heulte der Motor auf. Schließlich begann das Gefährt zu ruckeln und zu beben, machte einen Satz und tuckerte röhrend davon.

 

 

Textschnipsel aus der Erzählung: "Einzige Lieben"

Die Tanzfläche hatte sich geleert. Die wenigen Paare, die noch an den Tischen saßen, waren mit sich selbst beschäftigt, verschmolzen ineinander im Kerzenlicht.

Der Pianist saß wieder am Klavier und klimperte selbstvergessen vor sich hin. Sah kurz auf, als sie kam. Seine Miene erhellte sich. Sonja ging auf ihn zu, fing seinen Blick ein. Für einen Moment verknoteten sich ihre Blicke ineinander. Sie trat hinter ihn, neigte sich leicht nach vorn, sodass sie mit ihrem Oberkörper seinen Rücken berührte und legte ihren linken Arm über seine Schulter. ‚As Time Goes By’ intonierte er jetzt. Mit der rechten Hand klimperte sie eine Oktave höher die Melodie mit. Später liefen sie Hand in Hand, ihre Seelen im Gleichklang, hinunter zum Strand.

Titel: Rembetiko
Im Nordosten über dem Kaláthi, dem Hausberg von Kalamata, erhob sich der Morgenstern. Sonja klaubte ihre Sachen zusammen, küsste ihren Begleiter auf den Mund, murmelte „It was nice to meet you!“, und verschwand in der Umkleidekabine. Als wie wieder herauskam, war der Pianist verschwunden. Sonja atmete auf, strich ihr Kleid glatt und wischte die letzten Sandkörner aus Nacken und Dekolleté. Dann machte sie sich auf ins Hotelzimmer.


Textschnipsel aus der Erzählung: "Einzige Lieben"

Sie schaute auf ihre Armbanduhr. In fünf Minuten verließ der Zug nach Athen den Bahnhof von Kalamata. Das Portemonnaie war nicht da. Wenn kein Wunder geschah, konnte sie den Neun-Uhr-Zug vergessen. Waggontüren schlugen zu mit lautem Knall, schrilles Pfeifen, ein langgezogenes Tuten. Das Geräusch eines abfahrenden Zuges. Sie saß noch immer auf dem Trottoir vor dem Bahnhof. Das also war der Beginn ihres neuen Lebens.
 
 
 
 
Textschnipsel aus der Erzählung: "Einzige Lieben"
 
Titel: Sex am Unfallort

Es war Vollmond, das bleiche Mondlicht tänzelte auf dem Meer. Wellen plätscherten in unabänderlichem Rhythmus. Wortlos zog er sie an sich und küsste sie, schälte sie behutsam aus ihren Kleidern, bettete sie auf den Sand. Hastiger jetzt öffnete er die Knopfleiste seiner Jeans, beugte sich über sie und drang in sie ein. 

 „Ich heiße Haris“, keuchte er, als sie voneinander abließen. „Und du?“

 

 

TEXTSCHNIPSEL aus der Erzählung: „Lebensreise“

Titel: Unfall

Als ich übernächtigt in deinem Dorf ankomme, regnet es. Du bist bereits in der Kirche neben deinem Elternhaus aufgebahrt. Ich kann nicht glauben, dass du tot bist. Ich beuge mich über dich, flüstere deinen Namen. Doch dein Gesicht bleibt wächsern und starr. Dieses Gesicht, das voller Leben war, das mich fasziniert hat, das ich geliebt habe. Noch immer ist dein Haar tiefschwarz, nur der Bart ist grau. Sacht küsse ich deine Stirn, sie ist kalt. Fahre mit Zeige- und Mittelfinger über deine geschlossenen Augen, deine Augen, die mich stets voller Wärme und Liebe angesehen haben. 

 

 

Textschnipsel aus der Erzählung "Männerbegehren"


In der Hektik rempelte Angelos einen Stuhl um, eine Handtasche plumpste zu Boden, öffnete sich und entlud den Inhalt. Angelos wollte weiter, doch der empörte Ausruf der Besitzerin nagelte ihn fest.

„Stehengeblieben!“

Geistesabwesend bückte er sich, um die herausgefallenen Utensilien aufzuheben, ging in die Knie, fuhr sich mit beiden Händen in die Lendengegend und verharrte gekrümmt.

„Heben Sie endlich meine Sachen auf“, heischte die Stimme. Die Stimme gehörte Kiria Bofiléa, der geschiedenen Frau des Chefarztes einer Privatklinik, der einen wesentlichen Teil seines Geldes damit verdiente, jungen Frauen aus den entfernt liegenden Dörfern der inneren Mani das Hymen vor der Hochzeit wieder zusammenzuflicken.

In dessen Scheidungsprozess vor anderthalb Jahren hatte Angelos unter Einsatz sämtlicher juristischer Finessen erreicht, dass die Unterhaltsansprüche der Gegenseite auf ein Minimum zusammengestutzt wurden und selbst gut daran verdient. Hastig klaubte er ihre Sachen zusammen.

„Das da noch“, herrschte sie ihn an. Als er nach dem zusammengefalteten Papier griff, bohrte sich der Absatz ihrer Stöckelschuhe in seinen Handrücken. Er schrie auf. Die geschiedene Chefarztgattin näherte ihr Gesicht dem seinem. „Was für ein glücklicher Zufall“, sagte sie. Ihr Atem roch säuerlich. „Auf dem Boden kriechend, der Anwalt. So sehe ich Sie gerne!“ –


Textschnipsel aus der Erzählung "Hundsjahre"

Titel: Vasilis vor der Taverne
"Drei Uhr, was fällt dir ein?" Hermes rannte kläffend zwischen Bett und Schlafzimmertür hin und her. Sie drehte sich wieder auf die Seite, wusste aber, dass es kein Entkommen gab. Hermes musste Gassi, und schlussendlich war es besser, er weckte sie, als dass er auf den Teppich pinkelte. Sie brummelte "Scheißköter", tat sich mit dem Aufstehen schwer. Das Schlafzimmer war ungeheizt, an den Fensterscheiben hatten sich Eisblumen gebildet. Hastig zog sie eine Trainingshose über den Pyjama, schlüpfte barfüßig in die Winterstiefel, fuhr in ihren Mantel, schlang einen Schal um den Hals und stülpte eine Strickmütze über. Dann legte sie Hermes die Leine an und eilte mit ihm nach draußen. Es war eisig. Tagsüber hatte es geschneit und nachts fiel das Thermometer weit unter Null. Eine Seltenheit in Athen. Ausgerechnet in einer solchen Nacht musste dieser Hund Gassi, Willis hatte niemals nachts raus gewollt. Sie schob die Unterlippe vor und blies warme Atemluft zu ihrer Nasenspitze. Hermes strebte zu seinem Stammbaum, schnüffelte, hob das Bein, tapste einige Schritte weiter durch den gefrorenen Schnee und setzte sich für ein großes Geschäft neben einen Laternenpfahl. Sie trat von einem Fuß auf den anderen, kramte in der Manteltasche vergeblich nach einem Plastikbeutel und herrschte Hermes zur Eile an. Dann zog sie ihn Richtung Haustür. Er trottete brav hinter ihr her, doch kurz vor dem Eingang nahm er plötzlich Witterung auf und begann wie verrückt zu ziehen.

 


Textschnipsel aus der Erzählung "Verkehrsunfall"

Titel: Am Tisch

Der Fahrweg wand sich bergwärts in Serpentinen durch Olivenhaine, der Motor begann zu stottern. Jannis sprang vom Moped, schubste es in den Graben und stapfte weiter. Zu Fuß kam er schneller voran als mit dieser Eierschaukel. Schweißtropfen perlten von seiner Stirn, er keuchte. Schon war aus der Ferne das Hui-hui eines Polizeiwagens zu hören. 

 

Obwohl er kaum noch Luft bekam, hetzte er weiter. Alexia brauchte jetzt seine Hilfe.

Ein Traktor, hatte Vasilis gesagt. Er spürte ein ruckartiges Ziehen in der linken Brusthälfte und verlangsamte das Tempo. In der nächsten Kurve war der Abzweig zum Kloster. Das Kloster, das Fest damals! Das Hui-hui kam näher und brachte ihn in die Gegenwart zurück. Die letzten Meter rannte er.

 

 

Die Zeichnungen fertigte ein Freund der Autorin, Michael Lauter an. Die ursprüngliche Idee war, ein illustriertes Buch herauszubringen.

 

 

 


Lilo Wessel
über sich selbst

geboren 1948 in Frankfurt am Main, studierte Literatur- und Politikwissenschaft in München und Mainz. Nach bestandenem erstem Staatsexamen (1973) absolvierte sie ihre Referendarzeit in Speyer am Rhein. Dort unterrichtete sie bis 2013 an einem Gymnasium die Fächer Deutsch und Sozialkunde, leitete zahlreiche außerunterrichtliche Projekte in den Bereichen literarisches Schreiben, Medienpädagogik und ökonomische Bildung.

Schon immer gehörten Schreiben und Lesen zu ihren Ambitionen, zum systematischen Schreiben kam sie jedoch aus familialen und beruflichen Gründen erst nach ihrer Pensionierung.

Ihr erstes Buch „Metá – später. Erzählungen aus Griechenland“ veröffentlichte sie im November 2017.

Lilo Wessel lebt in Speyer am Rhein und in Kalamata.


ZUR AUTHENTIZITÄT DER ERZÄHLUNGEN

Seit 1985 war ich - bis zu dessen Tod 2010 - mit einem Griechen verbandelt, daher die jährlichen Aufenthalte in Kitries, diesem kleinen Fischerdorf, ca. 20 km südlich von Kalamata. Unsere Liebesgeschichte findet ihren Niederschlag in der ersten Erzählung „Lebensreise“, die stark autobiographisch gefärbt ist. Die Geschehnisse, um die sich die übrigen Erzählungen ranken, sind wirklich passiert, auch wenn sie teilweise etwas skurril anmuten. Ich habe sie selbst (mit)erlebt oder brühwarm am Telefon erzählt bekommen. Diese Erzählungen sind allerdings weniger autobiographisch, dennoch sehr authentisch. Seit meiner Pensionierung 2013 lebe ich von Mai bis Oktober in diesem Dorf. Dort sind auch im Zeitraum 2014 bis 2017 diese Erzählungen entstanden.

 

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02 Februar 2021

Heidi Stehbach-Braunreuther - Mary Engels - Dunkelheit hinterm Glanz des schönen Scheins

Mary Engels - Dunkelheit hinterm Glanz des schönen Scheins

von Heidi Stehbach-Braunreuther

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Cover


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Klappentext




 

 
Textschnipsel
 
 
 
 

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Über die Autorin und ihr Buch
 
 
 
 
  
 
Heidi Braunreuther wurde 1972 geboren, arbeitet als Erzieherin in einem Kindergarten und lebt mit ihren beiden Kindern in einem Dorf in der nördlichen Oberpfalz. Mit dem Buch "Mary Engels - Dunkelheit hinterm Glanz des schönen Scheins" hat sie sich einen Traum erfüllt. Ihr Traum von Chancengleichheit spiegelt sich im Buch wider. Sie wünscht sich eine inklusive Gesellschaft, in der Herkunft, Aussehen, sexuelle Orientierung und Behinderungen nicht dazu führen, dass ein Mensch benachteiligt oder darauf reduziert wird. Eine Gesellschaft, die niemanden an den Rand drängt oder draußen stehen lässt, sondern jeden Menschen gleichwertig behandelt. Eine Gesellschaft, die bunte Vielfalt als Bereicherung sieht. Eine Gesellschaft, die über den Tellerrand blickt und erkennt, was Recht und Unrecht ist und nicht wegschaut, wenn Menschen von anderen gedemütigt werden. Eine Gesellschaft, die sich nicht vom Glanz des schönen Scheins blenden lässt und die Wahrheit nicht aus den Augen verliert.
 
 

 

 

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Leslie Julian - Silentium

Silentium 

von Leslie Julian

 

Cover


 













Klappentext


 

 

 

 

Schnipsel








 

 

 

Über die Autorin

Die ersten, mit überbordender Phantasie verfassten Aufsätze der Autorin lösten schon während ihrer Grundschulzeit mehrfach amüsierte Lehrergespräche aus, später jedoch lautete das einstimmige Fazit zum Schulabschluss: „Du MUSST beruflich schreiben!“

Es kam zwar ganz anders, jedoch ließ die Liebe zum Schreiben sie nie los.

Im Jahr 2017 begann sie - nach diversen veröffentlichten Kurzgeschichten unter verschiedenen Pseudonymen Romane in verschiedenen Genres zu schreiben. Die Shadows of love - Reihe von Bastei durfte sie mit ihrem finalen Roman `Eine heiße Affäre in weiß´ sogar beschließen.

Derzeit arbeitet Leslie Julian an fünf Projekten sowohl aus dem Thriller- wie auch Love-Bereich gleichzeitig und befindet sich außerdem in Überarbeitung eines zweiten Teils zu ihrem Erstlings-Thriller Silentium, welcher durch seine Thematik Misophonie (aus persönlichen Gründen ein Herzensthema der Autorin, welches im sehr eindringlichen und persönlichen Nachwort von Silentium begründet wird) für einiges Aufsehen gesorgt hat. Da die Autorin gern ungewöhnliche Wege geht, sei verraten, dass dieser zweite Thriller - wie Silentium - ebenfalls wieder eine `etwas andere´ Herangehensweise beinhalten wird.

Die Vorbilder der gelernten Bürokauffrau sind Stephen King, Sebastian Fitzek und Jilliane Hoffman. Sie hat drei Kinder und lebt mit ihrer Familie im Südwesten von Schleswig-Holstein, die Insel Fehmarn ist für sie jedoch eine Art zweite Heimat.


Hier noch einige weitere Bücher von Leslie Julian



 

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