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Donnerstag, 26. Januar 2023

RICARDA WILHELM - Mexiko Auf den Spuren der Maya

Eine Covid 19 Reise

Klappentext:

„Seid ihr verrückt? Nach Mexiko kannst du im Moment nicht reisen! Dort ist man seines Lebens nicht sicher. Die Polizei ist korrupt und am Ende wirst du noch überfallen. Vielleicht hält man dir sogar eine Waffe an den Kopf.“ Das hören oder lesen wir, während uns das Interesse an den alten Hochkulturen der Maya und Azteken in dieses Land lockt. 
 
Auf Aruba mit dem Boot gelandet, ist es nun nicht mehr weit bis nach Mittelamerika. Während der Hurrikansaison muss unser derzeitiges Zuhause sicherheitshalber sowieso am Steg bleiben. Aber die Infektionszahlen, der seit März 2020 herrschenden Covid-19-Pandemie, steigen im Juli in den Vereinigten Staaten, Südamerika und auch in Mexiko besonders dramatisch an. Allein das wäre schon ein Grund unsere Reisepläne aufzugeben. Die Überreste der alten, im Urwald verschwundenen und wiederentdeckten Pyramiden rufen uns jedoch immer lauter. Wir wollen nicht auf dem Boot sitzen und warten, sondern neue Länder entdecken. Also ist im September 2020, nach einer Rundtour durch die Vereinigten Staaten von Amerika, Mexiko unser Ziel. 
 
 
 
In dieser Geschichte darf der Leser unsere aufregende Reise miterleben und Antworten auf spannende Fragen finden. Ist Mexiko denn wirklich so gefährlich, wie alle sagen? Werden wir die Mayastätten trotz Covid-19 besuchen können? Lohnt sich dieser Ausflug im Moment überhaupt? Welche Hindernisse müssen wir überwinden und welche Überraschungen dürfen wir erleben? 

 

 

Und das sagt die Autorin außerdem noch über das Buch und ihre Reise durch Mexiko


Reise mit mir fünf Wochen in ein geschichtsträchtiges Land, mit sagenumwobenen Kulturen, die riesige Bauwerke im Regenwald bauen und verlassen, einer vielfältigen Flora und Fauna, undurchdringlichem Regenwald sowie einem Volk, welches sein Selbstbewusstsein wiedererlangt und eine neue Identität findet.


Trotz der Covid-19-Restriktionen und den vielen Warnungen entscheiden wir uns für eine Reise nach Mexiko. Ich möchte schon lange die alten Pyramiden der Maya sehen, welche für Jahrhunderte im Urwald verschwunden waren und nun wiederentdeckt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Die Gelegenheit ist günstig, da wir mit dem Segelboot in der Karibik gelandet sind, die Hurrikansaison abwarten müssen und der Weg zur Yucatan-Halbinsel nicht weit ist. Ungünstig ist das Jahr. 2020 wird als das Covidjahr in die Geschichte eingehen. Weltweit schließen die Länder mit nur wenigen Ausnahmen ihre Grenzen. Im August und September entspannt sich die Situation ein wenig, bevor erneute Schließungen erfolgen. Aber das wissen wir im Sommer 2020 noch nicht.


 

Widmung:

Für alle Maya, die stolz sind ,

diesem geschichtsträchtigen Volk 

anzugehören und dieWerte, 

Kenntnisse sowie Fähigkeiten

ihrer Kultur am Leben erhalten.




Inhalt


Der Ampeltrick

Karibisch bunt

Verabredung mit einem Riesen

Bildungsurlaub

Was ist eine Cenote?

Menschenopfer und versteckte Pyramiden

Göttliche Spiele und 

die höchste Pyramide auf Yucatán

Der schwarze Jaguar

Magische Stadt auf Mayaruinen

Das Tor zur Mayawelt

Der Brunnen der Itzá

Stilles Mayapán

Strikte Anweisungen und Gängelei

Der aufgerissene Rachen einer Schlange

Eine Mayastadt der Neuzeit

Quer durch den Süden

Das neue Mexiko

Adios Amigos

Ende gut, alles gut?


📚

 

Liste der besuchten Mayastädte 

in der Reihenfolge unserer Reise


Tulum

Muyil 

Cobá 

Ek Balam

Itzamal (Pyramiden + Stadt)

Xcambó 

Mérida (Stadt)

Dzibilchaltun 

Aké & San José Oriente (Mayadörfer)

Chichén Itzá

Mayapán 

Uxmal

Dzibilnocac 

Hochob

Edzná 

San Francisco de Campeche (Stadt)

Balamkú

Hormiguera

Xpujil

 

 

Schnipsel 1

Der Ampeltrick


„Kennst du schon den Ampeltrick?“, fragt mich mein lieber Mann. Wir sitzen in einem Café, über uns dreht sich träge ein großer Ventilator mit drei schlanken, verstaubten Holzflügeln. Vor den Türen ist es so heiß, dass man die Mittagszeit dankbar in klimatisierten Räumen verbringt. Ein Kaffee hält uns wach und konzentriert, während wir unser nächstes Ziel recherchieren. Im Moment liegen wir mit unserem Boot auf Aruba in der Karibik. Das Eiland gehört zu den ABC-Inseln, befindet sich außerhalb des Hurrikangürtels und ist deshalb ein sicherer Anlaufpunkt für die Zeit von Juni bis November. Das Boot liegt hier gut bewacht und wir wollen die Zeit nutzen, um über Land zu reisen.„Die Ampel zeigt auf rot und der Polizist winkt dich trotz dessen durch. Was würdest du tun?“, fragt er mich, indem er den mit Zucker bestreuten Milchschaum genüsslich von seinem Löffel schleckt. 


Ich will schon lange in das Land der Maya und Azteken reisen, um ihre Pyramiden zu sehen, die Jahrhunderte vom Regenwald verschlungen, nun wieder entdeckt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Während ich mich bei meiner Recherche auf diese Orte konzentriere, stöbert Stefan das Internet bezüglich der Reisebedingungen durch. Was sagt das Auswärtige Amt? Welche Erfahrungen haben andere gemacht? Ist Mexiko ein sicheres Reiseland? Wie kommen wir dort von Ort zu Ort? Die Einschränkungen aufgrund der Covid-19-Pandemie kommen hinzu. Wohin darf man reisen? Was muss man dafür auf sich nehmen? Lohnt es sich? 

 

In meinen Gedanken streife ich bereits wie Indiana Jones durch den Dschungel. Über mir sitzen Affen in den Ästen und kauen grüne Blätter und saftige Früchte. Unser Führer schlägt mit der Machete einen Weg durch den undurchdringlichen Regenwald. Vögel flattern auf. Eine Schlange liegt entspannt um einen dicken Ast gewickelt und schaut zu mir hinüber. Eine freigelegte Lichtung taucht auf. Alte, aufeinander gestapelte Steine ragen pyramidenförmig in den Himmel. Ich muss den Kopf in den Nacken legen, um die Spitze zu erkennen. Ein Archäologe kommt auf uns zu. Er kennt die Ausgrabungsstätte und wird uns auf einem Rundgang mit seinen Geschichten in die antike Welt der Maya entführen.

 

 

Autorin in einer Cenote

Das rhythmische und eindringliche Klappern eines Löffels in einem Latte-Macciato-Glas reißt mich abrupt aus meinen so wundervollen Tagträumen. „Natürlich würde ich dem Winkzeichen des Polizisten folgen. Er hat ja wohl mehr zu sagen als so eine automatisch gesteuerte Ampel.“ „Falsch! Du bist auf den Ampeltrick reingefallen. Nun musst du entweder eine hohe Strafe zahlen, eventuell sogar deine Fahrerlaubnis abgeben oder dem Beamten ein Taschengeld zustecken. 60 Dollar hält man im Moment für angemessen.“, rezitiert meine bessere Hälfte, trinkt einen Schluck Kaffee und ist sich nun meiner Aufmerksamkeit gewiss. Wir sollten es uns noch einmal überlegen, ob eine Reise nach Mexiko im Moment wirklich so sinnvoll ist. Es gibt einige Gebiete, vor denen alle warnen. Dort darf man gar nicht hinfahren, weil man nicht nur ausgeraubt wird, sondern auch um sein Leben fürchten muss. Die Polizei ist jedoch, nach allem was Stefan herausgefunden hat, im gesamten Land korrupt. Wenn du das Glück hast und in keine Falle tappst, dann kannst du zumindest nicht auf Hilfe hoffen, wenn dir etwas passiert. Ein Unfall wäre der absolute Horror. Wahrscheinlich wirst du nebenbei noch ausgeraubt.


Ansonsten sind die Grenzen Mexikos geöffnet. Man kann hinein. Die Rückreise nach Aruba aus diesem Land ist jedoch im Moment unmöglich. Das kann sich eventuell ändern, wie so vieles in diesen Coronazeiten. Oder man reist über ein drittes Land zurück. Zur Zeit käme da nur Amerika in Frage. Wir liebäugeln schon so lange mit den Pyramiden der alten Hochkultur und sind nun gar nicht weit entfernt. Es würde sich so gut anbieten. Aber die Mayastätten sind derzeit noch alle geschlossen, erfahre ich gerade von meinem Mann. Eventuell öffnen sie Stück für Stück, wenn die Mexiko-Covid-Ampel von rot auf gelb schaltet, aber derzeit sieht es ganz und gar nicht danach aus. Die Zahlen der Covid-19-Infizierten steigen weiterhin, scheinbar unaufhaltsam in die Höhe.

 

Xambo



Schnipsel 2

Menschenopfer und versteckte Pyramiden


Auf Empfehlung lassen wir uns morgens nicht so viel Zeit. Zwar ist diese Mayastätte seit zwei Tagen geöffnet, die Besucherzahlen sind jedoch limitiert. Vor Corona besuchten täglich drei- bis viertausend Menschen diesen Ort. Im Moment soll nach der eintausendsten Eintrittskarte Schluss sein. Die alte Mayastadt liegt vor den Toren des heutigen Tulum. Eindeutige Verkehrsschilder weisen auf den Eingang. Bis dahin ist also alles ganz einfach. 


Tourifoto in Tulum
Tulum ist eine jüngere Mayastadt, die es erst seit dem 13. Jahrhundert gibt. Ihre einzigartige Lage direkt an der Steilküste des Meeres hat sie zwei vorgelagerten Klippen zu verdanken, welche nicht nur den Hafen, sondern auch das Plateau auf natürliche Weise schützen. Damals baut man noch nicht für den Tourismus. Es geht nicht um eine schöne, unverbaute Sicht auf das Meer, sondern vielmehr um Sicherheit. Auch hier, tief im Golf von Mexiko, zieht immer wieder ein Hurrikan vorbei. Direkt am Wasser ist die Kraft größer und damit zerstörerischer. Auf dem Land schwächt sie sich in der Regel schnell ab. An diesem Ort konnte man die Tempel und Pyramiden für die Götter, aufgrund des natürlichen Schutzes, jedoch direkt ans Meer bauen und die Stadt entsteht naturgemäß in ihrer Nähe. 


Im 13. und 14. Jahrhundert wächst Tulum zu einer der größten Städte auf der Halbinsel Yucatán. Sie wird ein wichtiger Handelsknotenpunkt für die Maya der gesamte Umgebung. Der erste Europäer, welcher die Stadt 1518 erwähnt, vergleicht sie bezüglich ihrer Ausmaße mit Sevilla, obwohl dieser Ort bei der Ankunft der Spanier nur noch als religiöses Zentrum genutzt wird. All dass macht uns neugierig, selbst wenn Tulum nicht aus der Zeit der Hochkultur stammt. 


Kaum biegen wir von der Hauptstraße ab, werden wir von gleich sechs aufgeregten Männern energisch heran gewunken. Große, gelbe Fahnen schwingend und mit Trillerpfeife im Mund, machen sie auf sich aufmerksam. Nun weiß man als nicht involvierter Ausländer nie, ob diese Gesten offiziell sind oder der Anpreisung privater Offerten dienen. Das erfährt man nur durch Fragen und Zuhören. Stefan hat sofort wieder den Stock im Rücken und Fragezeichen auf der Stirn. Sein Fluchtinstinkt will das Gaspedal am liebsten ganz durchdrücken. Er hat sich jedoch im Griff und hält am ersten fahnenschwenkenden Mexikaner. Ich lasse das Fenster herunter und beginne mit einem fröhlichen Guten-Morgen-Gruß. Nach ein paar spanischen Sätzen wird klar, dass wir hier vor einem Parkplatzeinweiser stehen. Auch wenn mein lieber Mann noch Zweifel hat, hört er auf mich und lässt sich auf einen mit großen Wasserpfützen durchlöcherten Sandplatz einweisen. Der Motor ist noch gar nicht abgestellt, da steht auch schon eine dicke, freundliche Frau vor Stefans Fenster. Sie spricht ganz gut Englisch, sodass er auch etwas versteht und informiert uns über Preise und Möglichkeiten. Wir könnten Eintritt und Parkplatz bezahlen oder einen Guide mieten, Karte und Parken inklusive. Mein lieber Mann rechnet, die gute Frau wartet geduldig und ich finde, dass ein Guide vielleicht gerade ganz am Anfang unserer Mayatour für das Verständnis eine gute Idee ist. So bezahlen wir sechzig Dollar für alles, müssen noch einmal umparken und dürfen dann endlich aussteigen.


Heute lernen wir, dass die vielen Verkäufer, Rikschafahrer und Reiseführer, die hier herum laufen, sich zwar anbieten, aber bei weitem nicht so aufdringlich sind, wie man es aus Asien kennt. Ein kurzes, freundliches Dankeschön reicht und die Mexikaner ziehen sich diskret zurück. Das ist sehr angenehm und wird hoffentlich dazu führen, dass wir offener mit all den Einheimischen umgehen können, welche forsch auf uns zukommen. Die freundliche Frau weist uns noch darauf hin, dass an dieser Stätte ein guter Sonnenschutz und ausreichend Wasser überlebenswichtig sind, schreibt mir eine Quittung und kümmert sich dann um das nächste einfahrende Auto. Dieser Ort hat nach sechs Monaten den dritten Tag geöffnet und hier am Eingang ist gegen halb zehn der Teufel los. Auch wir müssen uns an den Menschenauflauf und das damit verbundene aufgeregte Durcheinander erst einmal wieder gewöhnen. Die Ruhe und Einsamkeit der Coronamonate hat uns langsamer, geräuschempfindlicher und weniger aufmerksam werden lassen. Den angemessenen Abstand zu Fremden und die dadurch resultierende fehlende Drängelei haben wir schätzen gelernt.

 


Ballspielfeld der Maya

 

Autorin in Mayapan

Schnipsel 3


Begegnungen

Das eigentliche Abenteuer ist nicht die nächste Mayastadt, sondern der Weg dorthin. Wir dachten alles erlebt zu haben, aber nun fühlen wir uns wirklich wie Indiana Jones. Nur leider ist ein kleiner Mietwagen kein Expeditionsjeep mit viel Bodenfreiheit und Vierradantrieb. In Xpujil ist die Straße noch asphaltiert, dann fahren wir auf einer Sandpiste mit vielen trockenen oder wassergefüllten Löchern unterschiedlichster Größe. „Diesem Weg sollen wir nun 21 Kilometer in den Dschungel folgen?“ Wenn wir „Hormiguero“ sehen wollen, bleibt uns wohl keine andere Wahl. Da es sich um einen zu besichtigenden Ausgrabungsort handelt, kann es ja nicht so schlimm werden. Rechts und links wachsen dicht, mit sattgrünen Blättern bewachsene Zweige über den Wegesrand zur Mitte, in dem Bestreben, die freigelegte Straße wieder einzunehmen. Dahinter erstreckt sich kilometerweit flacher Buschwald mit Wasserlöchern. Wenn wir bereits auf so vielen anderen Pisten das Gefühl hatten, dass sich hinter uns dieser schmale, lichte Streifen wie in einer Dornröschenverfilmung schließt, so glaubt man nun tatsächlich im Dschungel einzuwachsen. Die Straße wird mit jedem Kilometer schmaler. Bald passen wir mit unserem kleinen Auto gerade so zwischen den Blättern hindurch. Gut, dass kein Gegenverkehr mehr kommt. Dann streifen Zweige die Seitenscheiben, um später sogar über die Windschutzscheibe zu rutschen. Hier war wohl schon seit sechs Monaten keine Machete mehr in Aktion. Zwischenzeitlich glauben wir auf dem falschen Weg zu sein, aber es gibt nur diesen. Man kann sich gar nicht verfahren. 



Die Autorin mit Wettergott







Es regnet, der Boden wird feuchter und matschiger, das Heck des Mietwagens rutscht unerwartet hin und her. Wir tanzen mit dem Auto Salsa. Aus den Büschen rechts und links werden unmerklich hohe Bäume. Wenn die Sonne scheinen würde, könnte sie den aufgeweichten Boden nicht erreichen. Ein Baum liegt mit all seinem Laubwerk und den ungebetenen Gästen von Rankelpflanzen oder Lianen quer über dem ohnehin schon schmalen Weg. Wir können uns vorbei quetschen. Gut, dass die Kollegen von Europcar nicht sehen, was ihr Fahrzeug gerade schaffen muss. Mit jeder Matschpfütze fragen wir uns mehr, wie griffig das Profil der Räder wirklich ist. Stefan muss das richtige Maß zwischen Gasgeben und vorsichtigem Fahren finden. Einerseits wollen wir nicht stecken bleiben, andererseits nicht vom Weg abrutschen. Die Landschaft wird hügelig. Dies bringt beträchtliche Steigungen mit sich und in den Senken wird es noch matschiger. Die Reifen verlieren den Halt und glitschen im Slalom durch den Gatsch. Bloß nicht stehenbleiben, immer in Schwung bleiben. Wenn es jetzt noch einmal ordentlich regnet, frisst uns der Urwald. 


Dann sind wir plötzlich am Ziel. Der dunkle Matschpfad weitet sich in einen großflächig hellen, trockenen Parkplatz, auf dem sogar ein weiteres Fahrzeug steht. Wahrscheinlich gehört es dem Parkwächter. Das offene Eingangshäuschen ist jedoch nicht besetzt. Trotz mehrerer Rufe kommt niemand. Also beginnen wir mit unserer Besichtigungstour. Bezahlen können wir ja noch auf dem Rückweg. Auch in Hormiguero hat man den Regenwald nur im direkten Umkreis der ausgegrabenen Gebäude geräumt. Nicht komplett, denn einzelne Bäume wachsen weiterhin auf Fundamenten und Steinhaufen. Wir fühlen uns erneut wie Indiana Jones, der sich durch den dichten Regenwald arbeitet, unerwartet auf uralte Ruinen stößt, welche in grauen Vorzeiten eine lebendige Stadt bilden, in der sich spektakuläre Schätze verbergen. Ganz so ist es natürlich nicht, denn wir benötigen weder Machete noch stabile Wanderschuhe oder ein Moskitonetz am Hut, wenn wir nicht vom Weg abkommen. Ich rutsche keine steilen Abhänge auf dem Hintern hinunter, muss nicht den todbringenden Pfeilen ausweichen oder mir dicke Vogelspinnen vom Pelz klopfen. Das Mückenspray leistet jedoch wiederholt gute Dienste. In den letzten Tagen hat es viel geregnet und es gibt einfach zu wenige Touristen. Die kleinen Biester sind so ausgehungert, dass sie sich sofort auf uns stürzen und man sieben auf einen Streich erwischt. 

 


Wieder stehen wir vor einem einst prächtigem, heute sehr angenagtem dreiteiligem Gebäude. Zwei Pyramiden rahmen den rechteckigen Tempel in der Mitte ein. Nur wenige Treppenstufen führen auf sein Podest und zum Eingang. Dieser ist wieder wie ein großer offener Schlund gestaltet. Die mächtigen Stuckzähne sind hier so gut erhalten, dass man sie nicht übersehen kann. Deutlich auffälliger als die kleinen Kringelaugen, sollen sie wohl den größeren Eindruck schinden. Meine Quellen sind widersprüchlich und werden sich nach wie vor nicht einig, ob es sich um ein Schlangenmaul oder den monströsen Mund des großen Itzamná handelt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass in Hormiguero der allmächtige Gott seinen Rachen aufreißt. Die Zähne ähneln mehr denen eines Säugetieres. Ohren und Haare drum herum bedecken die gesamte Front des Gebäudes in Form von geometrischen Mustern. Stefan stellt sich in den Eingang und wirkt so groß wie einer der Zähne. 

 

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Textauszüge und Schnipsel wurden vom Autor/der Autorin zur Verfügung gestellt und verbleiben in derem Eigentum.  
 

Eine Lesermeinung

Ein sehr guter Reiseführer, mit vielen Hintergrundinformationen übe die besuchten Stätten:
Wir haben es als Reiseführer genutzt. Es hat gute Tipps zur Übernachtung und Mayainfos. Ein sehr informatives und witziges Buch.

 
REISE MIT MIR
 
Bis auf den Band Amerika, der noch in Arbeit ist, sind die Bücher erschienen und jetzt mit dem Mexikobuch auch alle bei mir vorgestellte worden. Lasst Euch durch die gutlesbaren Texte und die phantastischen Fotos mitnehmen auf die Weltreise per Segelboot. Lasst Euch entführen an die schönsten Orte unseres Planeten. Reist mit der Autorin in tolle Städte, in exotische Länder, driz hautnah beim Vulkanausbruch auf La Palma dabei und erkundet Inseln, die das Träumen wert sind. 
 
Die Serie besteht inzwischen aus 10 Bänden! (eines davon ist noch in Arbeit)
 
6. Amerika (in Arbeit)

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Videos:


Tiere Mexiko:



Mayapán:


 

Zur Autorin und ihrer "Geschichte"
 
Seit 2018 lebe ich mit meinem Mann auf einem Segelboot. Wir reisen und lernen die Welt kennen. Nebenbei schreibe ich einige Reisegeschichten auf, um meine Erlebnisse, Erfahrungen und Freude mit anderen zu teilen. Angefangen hat alles bereits 1970, als ich ein
halbes Jahr alt war. Meine Eltern lebten in Templin, packten mich in ein Paddelboot und gingen mit mir auf Reisen. Nach einer glücklichen Kindheit mit vielen Wanderpaddeltouren in der DDR, Polen und der Tschechoslowakei, durfte ich 1989, fast 20 Jahre alt, mit meiner Freundin die große sagenumwobene Donautour mitmachen, jedoch nur von Bratislava bis Budapest. Mehr war noch nicht erlaubt. Aber das sollte sich bald ändern. Es folgten Familiengründung und Arbeit in Rostock. Meine eigene Tochter steckte ebenso im Jahr nach ihrer Geburt gut verpackt im Paddelboot und wurde damit groß. Wir paddelten in Schweden, Norwegen, Polen und besonders gern auf der Mecklenburger Seenplatte. Später lernte ich Segeln, Windsurfen und Kiten. Das Wasser zog mich eben magisch an. Familie und Arbeit ließen jedoch immer weniger Spielraum für Reisen. Nach sechs Jahren als Lehrerin in einer Hauptschule, übernahm ich die Schulleitung einer staatlichen reformpädagogischen Grundschule. Sieben Jahre später gründete ich mit meinem Partner eine private Schule, die UNIVERSITAS in Rostock, welche bereits mit der Vorschule beginnt und bis zum Abitur führt. Das war die größte Herausforderung meines Lebens. 13 Jahre führten wir sie durch jeden Sturm und konnten das Unternehmen dann erfolgreich in die Hände einer Rostocker Stiftung abgeben. 
 
 
Nun holen wir das Reisen nach. Hauptsächlich auf dem Wasser, denn wir wohnen auf dem Boot, haben alles andere verkauft und segeln aus der Ostsee, über die Nordsee in den Atlantik und wollen in die weite Welt. Im Herbst landen wir in Lissabon und lernen diese ganz besondere Stadt lieben. Dann verschlägt es uns im Winter auf die AIDA und als Rucksacktouristen nach Kambodscha und Laos. Inzwischen haben wir mit unserem Zuhause den Atlantik überquert, das Madeira-Archipel kennen gelernt, karibisches Flair geschnuppert und sind dabei im Corona-Lockdown gestrandet. Die Reise wird nicht abgebrochen. Das Leben auf dem Boot geht weiter. Erst mit Segelverbot in einer einsamen Bucht, dann nach den sich eröffnenden Möglichkeiten. Wir touren sechs Wochen durch Amerika und fünf Wochen über Yucatan/Mexiko, nicht mit dem Boot, sondern im Mietwagen. Nun sind wir in den Azoren und wieder entsteht parallel ein Buch.
 
Mit dem Erleben einer Ayurvedakur in einem indischen Krankenhaus begann meine professionelle Schreiberei. Tagebücher habe ich schon immer geschrieben, aber die waren ja nur für mich. Nun möchte ich mir unbekannte Leser an meinen Erlebnissen teilhaben lassen, sie auf die Reise nehmen. Wenn es mir gelingt mit meinen Worten Bilder im Kopf entstehen zu lassen, hat sich das Aufschreiben dieser Reisegeschichten für mich gelohnt.
 
 
 
 

 

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Sonntag, 17. Juli 2022

RICARDA WILHELM - Azoren Archipel "Segeln zwischen Vulkanen"


Ricarda Wilhelm "sitzt" seit Jahren (2018) mit ihrem Mann auf einem Segelboot und macht den Traum wahr, von dem die meisten von uns zwar träumen, ihn aber aus den unterschiedlichsten Gründen (noch) nicht wahr gemacht haben. Das Paar reist um die Welt und erkundet die schönsten Plätze unserer Erde.

Doch jetzt gibt sie mir und dir und dir und auch dir die Möglichkeit mitzureisen, zwar nicht auf ihrem Boot, aber doch so, dass deine Träume ein klein wenig näher zu dir kommen können. 

Ihre Bücher lassen dich eintauchen und mitreisen und von der Ferne träumen. Sie lasssen dich mitreisen auf dem Boot, so als würdest du an Bord dem Klang der Wellen folgen. So, als würdest du von der Reeling aus die fliegenden Fische und die Delfine sehen. So als wärest du es, der in die blauen Fluten springt und den Sand der Karibik unter den Füßen spürst. So als würdest du die Lebensweise der Einwohner von Laos, Kambotscha oder La Palmas kennenlernen.

Die Bücher nehmen dich einfach mit auf die Reise. Schau dir die tollen Fotos an, hole dir Tipps für deine Reise und lese die einfühlsamen und spannenden Texte.

Inzwischen habe ich außer einem Interview (Interview mit einer Seglerin) mit der Autorin, das ich "leider" nur online und nicht an Bord mit ihr geführt habe (ja, mitreisen und wäre es nur ein kurzes Stück des Weges, das wäre mein Traum) und in dem sie mir viel über ihr Leben an Bord und in der Welt verraten hat und auch Dinge, die vielleicht nicht in ihren Büchern stehen, schon 7 ihrer Bücher auf meinem Blog vorgestellt (siehe weiter unten). 

Hier nun zum nächsten Buch "Azoren Archipel "Segeln zwischen Vulkanen".


Klappentext:
Vulkanische Landschaften, liebenswerte Ortschaften und abgeschlossene Paradiese wie in einem Land vor unserer Zeit – die Azoren bilden nicht nur die Schnittstelle aus drei Kontinentalplatten, sie bieten Reisenden auch ein vielseitiges und faszinierendes Reiseziel.
 
Entdecke gemeinsam mit der Autorin auf ihrem Segelboot die Vulkaninseln und erlebe eine außergewöhnliche Reise. Tauche in das Innere von Vulkanen. Schau in die brodelnde Küche von Mutter Natur, rieche die Dämpfe aus ihren Töpfen und erkunde ihre einzigartigen Kreationen. Erlebe Geschichte und Kultur der Insel sowie deren Bewohner. Die Autorin entführt ihre Leser in ein einzigartiges Inselarchipel Europas, das definitiv eine Reise wert ist. 











Klicke auf das Büchersymbol und schau dir an, welche Bücher die Autorin veröffentlicht hat und bestell dir dein Wunschbuch mit nur wenigen Klicks.


Ricarda Wilhlem ist auch auf Facebook zu finden
[klicke auf den Namen und sieh dich um]





Santa Maria, Insel die aus Träumen geboren…



Schnipsel 1:

Nach fast 17 Tagen und Nächten schält sich die südöstlichste Insel der Azoren aus der Morgendämmerung. Dicke, graue Wolken wirken wie die Lockenfrisur einer alten Frau, welche im dunklen Meer schwimmt. Um so näher wir kommen, desto heller wird es. Im Kontrast zu den flachen Bahamaskoralleninseln wirkt Santa Maria mächtig, unnahbar, rau und kalt. Langsam erkennen wir das schwarze Vulkangestein, aus dem dieses Eiland zum großen Teil besteht. An schroffen, steilen Klippen schlägt die Brandung des Atlantiks. Der präsentiert sich heute vergleichsweise sanft. Trotz dessen spritzt und schäumt weiße Gischt meterhoch vor der Landmasse. Um nicht weggespült zu werden, muss sogar ein großer Felsen eigenwillig standhaft sein. Dieses erste Bild von Santa Maria wirkt wenig einladend, jedoch ebenso eindrucksvoll robust und überdauernd.

 

Alle Inseln des Azoren-Archipels sind vulkanischen Ursprungs. Sie liegen zwischen den 39. und 36. Breitengraden und damit auf der Höhe von Sizilien, gleichwohl inmitten des Atlantiks. Der mittelatlantische Rücken ist mit 20 000 Kilometern das längste Unterwassergebirge unserer Erde. Es wächst aufgrund der Plattenbewegungen seit acht bis sechzehn Millionen Jahren. Seine Gipfel erreichen die Wasseroberfläche und bilden das Archipel. Neun bewohnte Inseln könnten wir deshalb besuchen: Santa Maria und São Miguel im Südosten, Flores sowie Corvo im Nordwesten und dazwischen im Zentrum Terceira, São Jorge, Pico, Faial und Graciosa.

Während wir uns Santa Maria nähern, steigt die Sonne links neben der Insel aus dem Meer. Die Konturen der felsigen Küste werden immer schärfer und bald lässt sich die vorgelagerte Ilhéu da Vila erkennen. Sie ist ein unzugänglicher schwarzer Felsen, der an einen alten Schädel erinnert. Viele dunkle, unregelmäßige Höhlen, welche das Wasser mit der Zeit gegraben hat, hinterlassen diesen Eindruck. Am liebsten würde ich anlegen und hinein klettern, denn was nur erahnbar ist, macht mich wie immer unsäglich neugierig. Aber das steht außer Frage, unser seegängiges Zuhause würde solch ein Manöver nicht überleben. Selbst mit einem Dingi kommt man nicht an diese Insel heran. Sie bleibt den Seevögeln, Fledermäusen und anderem Getier vorbehalten. Das Meer schafft eine unüberwindliche Barriere, wirkungsvoller als jeder Zaun. So schützt die Natur sich selbst vor dem Menschen.

 

Santa Maria ist die am südöstlichsten gelegene Insel der Azoren und aufgrund ihrer Lage die sonnigste. Wissenschaftler handeln sie als geologisch älteste im Archipel. Aktive Vulkane spucken hier keine glühende Lava aus, aber die Felsmasse wächst weiterhin kontinuierlich aus dem Meer. Wie ist das möglich? Unterirdische Magmaströme blubbern ordentlich, ohne sich den Weg an die Erdoberfläche zu bahnen und heben das Gesteinsmassiv insgesamt an. Dies hat zur Folge, dass sich immer wieder Sedimentschichten zwischen dem Basalt ablagern. Das passiert unterhalb des Wasserspiegels. Über die Jahrtausende erheben sich diese hellen Streifen weit aus dem Meer. Deshalb finden sich hier etliche außerordentlich bedeutsame Fossilienfundorte an den Küsten. Was die Insel zusätzlich beispiellos macht? Sie ist zwar mit nur 97 Quadratmetern die drittkleinste aber zum Verwaltungsgebiet gehören außerdem alle direkt vorgelagerten Nebeninseln sowie jene weit nördlich gelegenen Las Formigas, eine Gruppe von Felsen, die nur unwesentlich aus dem Meer herausschaut. Fast jeder Küstenabschnitt steht inzwischen unter Schutz.

 

Um nicht nachts in der Marina anzukommen, haben wir in den letzten drei Tagen getrödelt. Jetzt drosseln wir ebenso die Geschwindigkeit, denn das Hafenpersonal ist erst ab acht Uhr anwesend. Die Segel sind deshalb gerefft. Wir üben uns in Geduld, genießen den erwachenden Tag, auch wenn dicke Wolken und kalte Winde ungemütliche Bedingungen schaffen. Santa Maria präsentiert sich dramatisch dunkel mit einigen erhellenden Lichtreflexen. Dieses Bild erinnert an die alten holländischen Maler. Der Kontrast zur türkisfarbenen und warmen Karibik kann nicht größer sein. Die Morgensonne lässt den weißen Leuchtturm auf der etwa 100 Meter hohen Felskante einer Landzunge leuchten. Wenig später erreichen wir die lange Kaimauer, deren Ende ein kleiner, rotweißgeringelter, runder Leuchtturm ziert. Ja, das ist Portugal, diese, wie Socken aussehenden Lichtsignale für Seefahrer, erinnern uns an die Südwestküste Europas, Madeira und Porto Santo. Hinter dem Wellenbrecher aus Beton liegt der wichtigste Hafen Santa Marias und die Marina Vila do Porto

 

Um acht Uhr geht unser Funkruf ins Leere. Die üblichen drei Versuche bleiben erfolglos. Kaum ist die Lady an der Kaimauer vorbei, haben wir einen offenen Blick in den Hafen. Jene grauen dicken Wolken haben sich inzwischen in den Hintergrund verzogen, sodass die Sonne ungehindert eine weiße Stadt auf dem Felsplateau anleuchtet. Dicht gedrängt bedecken die Häuschen einen felsigen Streifen, der rechts und links von zwei tiefen Tälern abgeschnitten wird. Ein Kirchturm ragt aus der gleichförmigen Silhouette. Direkt an der Steilküste ist ein weißgetünchtes Fort zu erkennen. Aus seinen Brüstungsmauern schauen schwarze Kanonenrohre. Wir leben glücklicherweise im 21. Jahrhundert und brauchen diese nicht zu fürchten. Hinter einem weiteren Wellenbrecher versteckt sich die überschaubare Marina. Wir funken erneut. Jetzt wird es Zeit, denn in wenigen Minuten sind wir da. Mehr trödeln kann man auf See nicht.



Schnipsel 2:

Zum Abschluss unseres ersten Rundganges durch diese wundervolle Stadt müssen wir ein paar Lebensmittel einkaufen. Die Supermärkte liegen gut erreichbar direkt an der Hauptstraße. Nach 17 Tagen auf See und zwei weiteren in Quarantäne sind die drei Kühlschränke an Bord fast leer. Heute wollen wir erst einmal nur die Lage sondieren und das Wichtigste mitnehmen. Ein kleiner Einkaufsbeutel, den wir im Rucksack immer mit uns führen, sollte dazu ausreichen. Wir ahnen noch nicht, was uns erwartet, denn zu Beginn präsentiert man hier dem Einkäufer traditionell die Reinigungsmittel und Kosmetikprodukte. Während wir dann jedoch durch die Regale schlendern, würde ich am liebsten den Fotoapparat zücken, um das Angebot samt Preisen festzuhalten.
 
Der Gang durch diesen portugiesischen Supermarkt gleicht, nach den viereinhalb Monaten in den Bahamas, einer Sightseeingtour im Schlaraffenland. Obwohl wir uns in einem vergleichsweise kleinen Laden mit für europäische Verhältnisse begrenztem Sortiment befinden, könnte der Kontrast nicht größer sein. Dieser Einkauf fühlt sich an, als würden Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen. Mit einem Hochgefühl und offensichtlich übertriebener Vorfreude greifen wir uns Portwein, Salami, Käse und Schokolade. Selbst Kartoffelchips kann man hier ohne schlechtes Gewissen in den Korb packen, da eine Tüte statt zehn Dollar nur 99 Eurocent kostet. Obst und Gemüse erscheinen uns lächerlich preiswert, so dass wir am Ende außerdem eine Einkaufstasche auf Rädern mitnehmen, um uns das Tragen zu ersparen. Wenn dann jetzt! Sollten die Achsen das grobe Kopfsteinpflaster und die schweren Lasten nicht ertragen, können wir ihn wieder zurückgeben. Wird das nicht nötig, lohnt sich die Investition von nur knapp zehn Euro. Abends kommen Käse, Salami, Chips und Weintrauben auf ein großes Brett. Mit dem Portwein wird es in unserem Cockpit zum besten Picknick aller Zeiten. Europa, du bist so schön!
 
Vila do Porto wird für die nächsten Tage neben der Marina unser neues Zuhause. Fast täglich klettern wir den Felsen hinauf. Was so viele Angreifer vergeblich versuchten, wird zum erwünschten Training. Obwohl wir immer wieder beide Supermärkte plündern, um Stück für Stück die Bilgen mit Wein, Pasteten und Konserven aufzufüllen, sind wir willkommen. Oben an der Festung stehen keine Steine werfenden Männer und auch die letzten aktiven Kanonen wurden lange nicht mehr benutzt. Unser neuer Hackenporsche hat einiges zu leisten und er hält durch. Wir lernen das Centro de Saúde kennen, denn die folgenden PCR-Tests werden dort durchgeführt. So bekommt der Segler die nötige Bewegung und keucht jedes Mal weniger, während er die notwendigen Höhenmeter bewältigt.
 

Erst müssen wir das Centro de Saúde finden und uns dazu etwas durchfragen. Die PCR-Tests finden immer nachmittags statt und das Personal ist gut organisiert. Am Hintereingang wird jene Straßenschleife genutzt, die für Krankenwagen gebaut wurde. Dort, wo diese normalerweise halten, um Patienten ein- oder auszuladen, gibt es jetzt einen PCR-Test-Drive-In. Wie wir es bisher von Mc Donalds kennen, stellen sich die Autos auf der Schleife an. Die Untersuchung findet in Nasen- und Mundöffnungen der Beifahrer und Fahrzeugführer durch die geöffnete Fensterscheibe statt. Sie brauchen nicht einmal aussteigen. Das medizinische Personal steckt wieder im Vollschutz und wechselt nach jedem Probanden die Gummihandschuhe, welche über ein weiteres Paar gezogen werden. Der entstehende Abfall ist enorm. In regelmäßigen Abständen geht einer der Tester an der Autoschlange entlang und verteilt vorab die bereits mit Namen und Geburtsdatum beschrifteten Teststäbchen und Röhrchen. Die Insel ist klein und man kennt sich. Ohne Anmeldung und Termin kommt man jedoch nicht dran.

Die Fußgänger bilden eine Menschenschlange auf dem Bürgersteig. Wir stellen uns an, die Abgase der laufenden Motoren in der Nase. So bedient das katastrophenschutzgerecht eingepackte medizinische Personal abwechselnd die Menschen in den Autos und jene geduldig anstehenden Leute auf dem Fußweg. Auch wir bekommen unsere Testpäckchen. Zwei Stühle am Anfang der Schlange ersetzen das Behandlungszimmer. „Muito cuidadosamente, por favor“ (bitte vorsichtig) wiederhole ich mehrmals in unterschiedlichsten Aussprachevarianten. Mein rudimentäres Portugiesisch klingt wohl doch zu spanisch. „Sorry, my English is very bad.“, bekomme ich entschuldigend zur Antwort. Als ich versichere portugiesisch zu sprechen, hört die Schwester nochmal genau hin und versteht mich schließlich. Und es hilft. Es wird nicht ganz so tief gebohrt. Trotz dessen muss ich das lange dünne Stäbchen mit einem Hauch von Watte jedes Mal durch alle drei Gesichtsöffnungen ertragen.

 

Schnipsel 3: 

 
São Miguel, die Vielseitige


Wer von Terceira nach São Miguel segelt, sollte ein schnelles Boot haben oder eine Nacht einplanen, um nicht im Dunkeln anzukommen. Etwa 100 Seemeilen sind zu überwinden und viele starten daher am Abend, um selbst bei ungünstigeren Bedingungen noch bei Tageslicht in der Marina von Ponta Delgada einzulaufen. Die Nachbarinsel liegt südöstlich von Praia, auf halbem Weg nach Santa Maria. Wir haben guten Wind, zumindest wenn die Vorhersage stimmt. Nachtfahrten vermeidet der Segler möglichst. Also starten wir früh morgens und hoffen auf Ankunft vor Sonnenuntergang. Wie gewohnt setze ich mich im Cockpit auf Walbeobachtungsposten, aber auch heute wird es umsonst sein. Immerhin kommen uns die Delfine wieder besuchen. Dieses Mal sind Kälber mit ihren Jungen dabei.

 

Da rauschen wir mit acht Knoten durch das Wasser und sie holen uns trotz dessen ein. Mit langen hohen Sprüngen kündigen sich die Tiere frühzeitig an. Dann sehen wir Mutter und Kind mit synchronen Bewegungen, als wären sie eins. Das Jungtier klebt am hinteren Drittel und springt mit derselben Leichtigkeit. Wie können die Kleinen schon so schnell sein? Natürlich müssen sie mithalten, aber das hier gleicht einer spielerischen Jagd nach der besten Welle. Die Lebensfreude der Tiere schäumt genau so über wie die Wogen rechts und links des Bugs. Ich versuche, die flinken Schwimmer mit dem Handy einzufangen, um das Erlebnis in einem weiteren Film für immer zu konservieren.

 

 

 

Dreizehn Stunden benötigen wir letztlich für diesen Ritt. Die beiden Inseln liegen so weit auseinander, dass man zuerst die eine aus den Augen verliert und die andere erst viel später vor dem Bug erspäht. Während ich am zweiten Delfinfilm bastel, zieht die Küste des westlichen Drittels von São Miguel an uns vorbei. Wir können den Vulkan erkennen, welcher vor zehntausend Jahren diesen Teil der Insel bildet. Tatsächlich sind es einst drei feuerspeiende Berge, die sich aus dem Wasser erheben, Inseln bilden, wachsen und sich schließlich miteinander verbinden. Die Hauptstadt Ponta Delgada gründet sich genau dort, wo sich Lavaströme des mittleren und westlichen Vulkans vereinen. São Miguel hat an dieser Stelle eine deutliche Wespentaille.



São Miguel
ist die größte Azoreninsel. Man munkelt, ein Sklave hat sie 1438 von Santa Maria aus entdeckt und dies seinem Herrn erzählt. Es muss sich um einen Tag mit ausgezeichneter Sicht und einem Mann mit außerordentlich scharfen Augen gehandelt haben. Da dies am Tag des Erzengels Michael passiert, bekommt das Eiland seinen Namen, natürlich in portugiesischer Sprache. 1444 wird São Miguel unter der Führung des Donatarkapitäns Gonçalo Velho Cabral besiedelt. Wir kennen ihn bereits von der südlichen Nachbarinsel. Auf seinem Schiff befinden sich Landsleute aus der Algarve und Estremadura sowie dem Alentejo. Diese Regionen werden von der Regierung für São Miguel ausgesucht. Erst später kommen Siedler aus Madeira, Frankreich und Nordafrika hinzu. Dann leben neben Christen auch Juden und muslimische Mauren auf der Insel, was offenbar gut funktioniert. Hier landet und siedelt man ebenso zuerst im Südosten. Povoacao entsteht. Nach und nach wachsen mehr Orte an der Südküste von São Miguel. Vila Franca do Campo wird erste Hauptstadt.

 

São Miguel fristet lange ein Schattendasein neben der so aufstrebenden Nachbarin Terceira. In Angra legen die meisten Schiffe an und deshalb landen Gold und wertvolle Güter eher dort. Immerhin wächst auf São Miguel scheinbar alles, was angepflanzt wird. Und so wird die fruchtbare und regenreiche Insel dann doch für den Handel von Färberpflanzen, Zuckerrohr und Getreide interessant. Obwohl es ihr wirtschaftlich nicht schlecht geht, gibt es auch hier viele Auswanderungswellen. Neben den Erdbeben sind Überfälle von französischen oder englischen Söldnern und algerischen Piraten Auslöser. Zudem besetzen die Spanier das Eiland und beuten es eher aus, statt zu investieren.

Am 20. Oktober 1522 zerstört ein heftiges Erdbeben die Hauptstadt Vila Franca do Campo und tötet fast alle der 5000 Einwohner. Kein Haus bleibt heil und so wird Ponta Delgada Regierungssitz der Insel. Das einstige Fischerdorf besitzt den einzig noch funktionierenden Hafen und wird aufgrund des schnellen Wachstums bereits 24 Jahre später zur Stadt gekürt.

 


Reise mit mir!
 
Lass dich in ein fernes Land entführen! Diese Reisebeschreibungen sollen dich mit auf die Reise nehmen. Ich habe das große Glück im Moment reisen zu dürfen, andere Länder zu sehen, Kulturen zu erleben, Landschaften zu entdecken. Was ich gesehen habe und dabei ganz persönlich empfand, steht in diesen Büchern. Geschrieben habe ich es insbesondere für all die, die arbeiten müssen, aus anderen Gründen nicht reisen können oder einfach lieber zu Hause bleiben. Ich hoffe, dass meine Worte in deinem Kopf Bilder entstehen lassen, während du gemütlich auf dem Sofa sitzt oder liegst und mein Buch liest, in ein fernes Land geführt wirst. Wenn du beim Lesen Freude hast und dich einige Zeit später fragst: „Habe ich das gelesen oder einen Film gesehen?“, dann habe ich mein Ziel erreicht. 
Erst einmal wünsche ich viel Spaß beim Lesen.
 
 
 
 

Die Serie besteht inzwischen aus 10 Bänden! (eines davon ist noch in Arbeit)
 
6. Amerika (in Arbeit)
7. Mexiko - Auf den Spuren der Maya
9. Azoren Archipel - Segeln zwischen Vulkanen
 
 
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Zur Autorin und ihrer "Geschichte"
 
Seit 2018 lebe ich mit meinem Mann auf einem Segelboot. Wir reisen und lernen die Welt kennen. Nebenbei schreibe ich einige Reisegeschichten auf, um meine Erlebnisse, Erfahrungen und Freude mit anderen zu teilen. Angefangen hat alles bereits 1970, als ich ein
halbes Jahr alt war. Meine Eltern lebten in Templin, packten mich in ein Paddelboot und gingen mit mir auf Reisen. Nach einer glücklichen Kindheit mit vielen Wanderpaddeltouren in der DDR, Polen und der Tschechoslowakei, durfte ich 1989, fast 20 Jahre alt, mit meiner Freundin die große sagenumwobene Donautour mitmachen, jedoch nur von Bratislava bis Budapest. Mehr war noch nicht erlaubt. Aber das sollte sich bald ändern. Es folgten Familiengründung und Arbeit in Rostock. Meine eigene Tochter steckte ebenso im Jahr nach ihrer Geburt gut verpackt im Paddelboot und wurde damit groß. Wir paddelten in Schweden, Norwegen, Polen und besonders gern auf der Mecklenburger Seenplatte. Später lernte ich Segeln, Windsurfen und Kiten. Das Wasser zog mich eben magisch an. Familie und Arbeit ließen jedoch immer weniger Spielraum für Reisen. Nach sechs Jahren als Lehrerin in einer Hauptschule, übernahm ich die Schulleitung einer staatlichen reformpädagogischen Grundschule. Sieben Jahre später gründete ich mit meinem Partner eine private Schule, die UNIVERSITAS in Rostock, welche bereits mit der Vorschule beginnt und bis zum Abitur führt. Das war die größte Herausforderung meines Lebens. 13 Jahre führten wir sie durch jeden Sturm und konnten das Unternehmen dann erfolgreich in die Hände einer Rostocker Stiftung abgeben. 
 
Nun holen wir das Reisen nach. Hauptsächlich auf dem Wasser, denn wir wohnen auf dem Boot, haben alles andere verkauft und segeln aus der Ostsee, über die Nordsee in den Atlantik und wollen in die weite Welt. Im Herbst landen wir in Lissabon und lernen diese ganz besondere Stadt lieben. Dann verschlägt es uns im Winter auf die AIDA und als Rucksacktouristen nach Kambodscha und Laos. Inzwischen haben wir mit unserem Zuhause den Atlantik überquert, das Madeira-Archipel kennen gelernt, karibisches Flair geschnuppert und sind dabei im Corona-Lockdown gestrandet. Die Reise wird nicht abgebrochen. Das Leben auf dem Boot geht weiter. Erst mit Segelverbot in einer einsamen Bucht, dann nach den sich eröffnenden Möglichkeiten. Wir touren sechs Wochen durch Amerika und fünf Wochen über Yucatan/Mexiko, nicht mit dem Boot, sondern im Mietwagen. Nun sind wir in den Azoren und wieder entsteht parallel ein Buch.
 
Mit dem Erleben einer Ayurvedakur in einem indischen Krankenhaus begann meine professionelle Schreiberei. Tagebücher habe ich schon immer geschrieben, aber die waren ja nur für mich. Nun möchte ich mir unbekannte Leser an meinen Erlebnissen teilhaben lassen, sie auf die Reise nehmen. Wenn es mir gelingt mit meinen Worten Bilder im Kopf entstehen zu lassen, hat sich das Aufschreiben dieser Reisegeschichten für mich gelohnt.
 


Die Serie besteht inzwischen aus 10 Bänden! (eines davon ist noch in Arbeit)
 
6. Amerika (in Arbeit)

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