Cover
Klappentext
„Meta – später“ ist die
Lebensphilosophie der Bewohner eines malerischen Fischerdorfes vor der
Kulisse des Taygetos-Gebirges auf dem Peloponnes.
Jetzt scheinen langgehegte Hoffnungen,
Wünsche und Träume endlich wahr zu werden: Eine neue, eine alte Liebe, glückliche
Zweisamkeit, ein Leben ohne Zwänge, hemmungsloser Sex, eine gemeinsame Reise,
Ansehen, Erfolg und Geld, ein schnittiges Auto, das Ende derEinsamkeit. Doch im Moment der Erfüllung
ist bereits das Scheitern angelegt und so nehmen kleine und große Tragödien ihren
Lauf …
Lilo Wessels Erzählungen führen
den Leser zurück ins Griechenland am Ende des 20. Jahrhundert, in eine Zeit
vor der großen Wirtschafts- und Finanzkrise, in der noch genügend Raum war für
die kleinen Alltagskatastrophen. Kenntnisreich und mit bitterem Humor entlarvt die Autorin
das Idyll, das sich dem flüchtigen Urlauber bietet und
lenkt den Blick des Lesershinter die Dinge, dorthin, wo sie
kompliziert und schmerzlich werden.
Zu den Erzählungen:
[das sagt die Autorin über ihr Buch]
Seit
1985 war ich bis zu dessen Tod 2010 in einer Fernbeziehung mit einem
Griechen aus der Gegend südlich von Kalamata verbandelt.
D.h.
ich war seitdem in sämtlichen Ferien immer in seinem Heimatdorf und bin
es auch jetzt noch - länger sogar, da mittlerweile pensioniert. Die
Dinge, die ich erzähle, haben sich alle tatsächlich zugetragen - ich
habe sie z.T. miterlebt oder brühwarm am Telefon erzählt bkommen. Will sagen, die Texte sind authentisch, wenn auch fiktionalisiert.
Das Buch ist selfpublished - etwa 1000 Exemplare sind verkauft.
Allerdings macht derAutorin das Marketing keinen Spaß - sie schreibet lieber und sitzt derzeit an ihrem ersten Roman.
TEXTSCHNIPSEL
aus
der Erzählung: „Metá – später“
Ihm
scheint einzufallen, dass sie nicht allein auf dem Platz stehen, die
Dorfbewohner interessierte Zuschauer ihres Wiedersehens sind und
schiebt sie von sich. „Metá – später“, raunt er heiser. Tief
in seinen Augen sieht sie eine Glut lodern, die nur sie kennt.
TEXTSCHNIPSEL
aus
der Erzählung: „Metá – später“
|
Titel: Alte Frau
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Letztes
Jahr noch hat sie in ihrer Witwenkleidung gestützt auf einen
Krückstock vor der Taverne ihres Sohnes gesessen, ist der Schrecken
aller Kinder gewesen, die sie, auch wegen der großen Warze am Kinn,
für eine Hexe hielten. Augenzwinkernd hat sie Elli einstmals
anvertraut, sie habe ihren Ehemann gehasst und ihn nach jedem
erzwungenen Verkehr wochenlang aus dem Schlafzimmer ausgesperrt. So
lange, bis er irgendwann die Tür eintrat.
TEXTSCHNIPSEL
aus
der Erzählung: „Metá – später“
Er wollte ihr übers Haar streichen,
aber sie wehrte seine Hand ab.
„Lass das! Wie oft?“
„Einmal!“ Er war völlig
zerknirscht.
„Wann?“ Jetzt wollte sie es genau
wissen.
„An dem Tag, an dem du abgereist
bist!“ stöhnte er.
„Sag bloß, in unserem Haus?!“
„Wie? In unserem Haus?“, fragte
er und schaute sie mit großen Augen an. „Bei Jorgos!“
„Im Hotel? Du warst mit ihr im
Hotel?“, schrie sie.
TEXTSCHNIPSEL
aus
der Erzählung: „Metá – später“
„Bis morgen?!“ Ihre Stimme klang
rau.
Er neigte den Kopf leicht zur Seite,
verließ im Zeitlupentempo die Taverne und schlurfte über den Platz.
Elli reckte den Kopf, damit ihr nichts entging, sah ihn in einen
alten VW-Pritschenwagen einsteigen. Mit einem dumpfen Knall schloss
er die Fahrertür. Mehrere Male heulte der Motor auf. Schließlich
begann das Gefährt zu ruckeln und zu beben, machte einen Satz und
tuckerte röhrend davon.
Textschnipsel
aus der Erzählung: "Einzige Lieben"
Die
Tanzfläche hatte sich geleert. Die wenigen Paare, die noch an den
Tischen saßen, waren mit sich selbst beschäftigt, verschmolzen
ineinander im Kerzenlicht.
Der
Pianist saß wieder am Klavier und klimperte selbstvergessen vor sich
hin. Sah kurz auf, als sie kam. Seine Miene erhellte sich. Sonja ging
auf ihn zu, fing seinen Blick ein. Für einen Moment verknoteten sich
ihre Blicke ineinander. Sie trat hinter ihn, neigte sich leicht nach
vorn, sodass sie mit ihrem Oberkörper seinen Rücken berührte und
legte ihren linken Arm über seine Schulter. ‚As Time Goes By’
intonierte er jetzt. Mit der rechten Hand klimperte sie eine Oktave
höher die Melodie mit. Später liefen sie Hand in Hand, ihre Seelen
im Gleichklang, hinunter zum Strand.
|
Titel: Rembetiko
|
Im
Nordosten über dem Kaláthi, dem Hausberg von Kalamata, erhob sich
der Morgenstern. Sonja klaubte ihre Sachen zusammen, küsste ihren
Begleiter auf den Mund, murmelte „It was nice to meet you!“, und
verschwand in der Umkleidekabine. Als wie wieder herauskam, war der
Pianist verschwunden. Sonja atmete auf, strich ihr Kleid glatt und
wischte die letzten Sandkörner aus Nacken und Dekolleté. Dann
machte sie sich auf ins Hotelzimmer.
Textschnipsel
aus der Erzählung: "Einzige Lieben"
Sie
schaute auf ihre Armbanduhr. In fünf Minuten verließ der Zug nach
Athen den Bahnhof von Kalamata. Das Portemonnaie war nicht da. Wenn
kein Wunder geschah, konnte sie den Neun-Uhr-Zug vergessen.
Waggontüren schlugen zu mit lautem Knall, schrilles Pfeifen, ein
langgezogenes Tuten. Das Geräusch eines abfahrenden Zuges. Sie saß
noch immer auf dem Trottoir vor dem Bahnhof. Das also war der Beginn
ihres neuen Lebens.
Textschnipsel
aus der Erzählung: "Einzige Lieben"
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Titel: Sex am Unfallort
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Es
war Vollmond, das bleiche Mondlicht tänzelte auf dem Meer. Wellen
plätscherten in unabänderlichem Rhythmus. Wortlos zog er sie an
sich und küsste sie, schälte sie behutsam aus ihren Kleidern,
bettete sie auf den Sand. Hastiger jetzt öffnete er die Knopfleiste
seiner Jeans, beugte sich über sie und drang in sie ein.
„Ich
heiße Haris“, keuchte er, als sie voneinander abließen. „Und
du?“
TEXTSCHNIPSEL
aus
der Erzählung: „Lebensreise“
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Titel: Unfall
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Als
ich übernächtigt in deinem Dorf ankomme, regnet es. Du bist bereits
in der Kirche neben deinem Elternhaus aufgebahrt. Ich kann nicht
glauben, dass du tot bist. Ich beuge mich über dich, flüstere
deinen Namen. Doch dein Gesicht bleibt wächsern und starr. Dieses
Gesicht, das voller Leben war, das mich fasziniert hat, das ich
geliebt habe. Noch immer ist dein Haar tiefschwarz, nur der Bart ist
grau. Sacht küsse ich deine Stirn, sie ist kalt. Fahre mit Zeige-
und Mittelfinger über deine geschlossenen Augen, deine Augen, die
mich stets voller Wärme und Liebe angesehen haben.
Textschnipsel
aus der Erzählung "Männerbegehren"
In
der Hektik rempelte Angelos einen Stuhl um, eine Handtasche plumpste
zu Boden, öffnete sich und entlud den Inhalt. Angelos wollte weiter,
doch der empörte Ausruf der Besitzerin nagelte ihn fest.
„Stehengeblieben!“
Geistesabwesend
bückte er sich, um die herausgefallenen Utensilien aufzuheben, ging
in die Knie, fuhr sich mit beiden Händen in die Lendengegend und
verharrte gekrümmt.
„Heben
Sie endlich meine Sachen auf“, heischte die Stimme. Die Stimme
gehörte Kiria Bofiléa, der geschiedenen Frau des Chefarztes einer
Privatklinik, der einen wesentlichen Teil seines Geldes damit
verdiente, jungen Frauen aus den entfernt liegenden Dörfern der
inneren Mani das Hymen vor der Hochzeit wieder zusammenzuflicken.
In
dessen Scheidungsprozess vor anderthalb Jahren hatte Angelos unter
Einsatz sämtlicher juristischer Finessen erreicht, dass die
Unterhaltsansprüche der Gegenseite auf ein Minimum zusammengestutzt
wurden und selbst gut daran verdient. Hastig klaubte er ihre Sachen
zusammen.
„Das
da noch“, herrschte sie ihn an. Als er nach dem zusammengefalteten
Papier griff, bohrte sich der Absatz ihrer Stöckelschuhe in seinen
Handrücken. Er schrie auf. Die geschiedene Chefarztgattin näherte
ihr Gesicht dem seinem. „Was für ein glücklicher Zufall“, sagte
sie. Ihr Atem roch säuerlich. „Auf dem Boden kriechend, der
Anwalt. So sehe ich Sie gerne!“ –
Textschnipsel
aus der Erzählung "Hundsjahre"
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Titel: Vasilis vor der Taverne |
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"Drei
Uhr, was fällt dir ein?" Hermes rannte kläffend zwischen Bett
und Schlafzimmertür hin und her. Sie drehte sich wieder auf die
Seite, wusste aber, dass es kein Entkommen gab. Hermes musste Gassi,
und schlussendlich war es besser, er weckte sie, als dass er auf den
Teppich pinkelte. Sie brummelte "Scheißköter", tat sich
mit dem Aufstehen schwer. Das Schlafzimmer war ungeheizt, an den
Fensterscheiben hatten sich Eisblumen gebildet. Hastig zog sie eine
Trainingshose über den Pyjama, schlüpfte barfüßig in die
Winterstiefel, fuhr in ihren Mantel, schlang einen Schal um den Hals
und stülpte eine Strickmütze über. Dann legte sie Hermes die Leine
an und eilte mit ihm nach draußen. Es war eisig. Tagsüber hatte es
geschneit und nachts fiel das Thermometer weit unter Null. Eine
Seltenheit in Athen. Ausgerechnet in einer solchen Nacht musste
dieser Hund Gassi, Willis hatte niemals nachts raus gewollt. Sie
schob die Unterlippe vor und blies warme Atemluft zu ihrer
Nasenspitze. Hermes strebte zu seinem Stammbaum, schnüffelte, hob
das Bein, tapste einige Schritte weiter durch den gefrorenen Schnee
und setzte sich für ein großes Geschäft neben einen Laternenpfahl.
Sie trat von einem Fuß auf den anderen, kramte in der Manteltasche
vergeblich nach einem Plastikbeutel und herrschte Hermes zur Eile an.
Dann zog sie ihn Richtung Haustür. Er trottete brav hinter ihr her,
doch kurz vor dem Eingang nahm er plötzlich Witterung auf und begann
wie verrückt zu ziehen.
Textschnipsel
aus der Erzählung "Verkehrsunfall"
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Titel: Am Tisch
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Der
Fahrweg wand sich bergwärts in Serpentinen durch Olivenhaine, der
Motor begann zu stottern. Jannis sprang vom Moped, schubste es in den
Graben und stapfte weiter. Zu Fuß kam er schneller voran als mit
dieser Eierschaukel. Schweißtropfen perlten von seiner Stirn, er
keuchte. Schon war aus der Ferne das Hui-hui eines Polizeiwagens zu
hören.
Obwohl er kaum noch Luft bekam, hetzte er weiter. Alexia
brauchte jetzt seine Hilfe.
Ein
Traktor, hatte Vasilis gesagt. Er spürte ein ruckartiges Ziehen in
der linken Brusthälfte und verlangsamte das Tempo. In der nächsten
Kurve war der Abzweig zum Kloster. Das Kloster, das Fest damals! Das
Hui-hui kam näher und brachte ihn in die Gegenwart zurück. Die
letzten Meter rannte er.
Die Zeichnungen fertigte ein Freund der Autorin, Michael Lauter an. Die ursprüngliche Idee war,
ein illustriertes Buch herauszubringen.
Lilo Wessel über sich selbst
geboren 1948 in Frankfurt am Main, studierte Literatur-
und Politikwissenschaft in München und Mainz. Nach
bestandenem erstem Staatsexamen (1973) absolvierte sie ihre
Referendarzeit in Speyer am Rhein. Dort unterrichtete sie
bis 2013 an einem Gymnasium die Fächer Deutsch und Sozialkunde,
leitete zahlreiche außerunterrichtliche Projekte in
den Bereichen literarisches Schreiben, Medienpädagogik und ökonomische
Bildung.
Schon
immer gehörten Schreiben und Lesen zu ihren Ambitionen, zum
systematischen Schreiben kam sie jedoch aus familialen und
beruflichen Gründen erst nach ihrer Pensionierung.
Ihr
erstes Buch „Metá – später. Erzählungen aus Griechenland“
veröffentlichte sie im November 2017.
Lilo
Wessel lebt in Speyer am Rhein und in Kalamata.
ZUR
AUTHENTIZITÄT DER ERZÄHLUNGEN
Seit
1985 war ich - bis zu dessen Tod 2010 - mit einem Griechen
verbandelt, daher die jährlichen Aufenthalte in Kitries, diesem
kleinen Fischerdorf, ca. 20 km südlich von Kalamata.
Unsere Liebesgeschichte findet ihren Niederschlag in der ersten
Erzählung „Lebensreise“, die stark autobiographisch gefärbt
ist. Die Geschehnisse, um die sich die übrigen Erzählungen ranken,
sind wirklich passiert, auch wenn sie teilweise etwas skurril
anmuten. Ich habe sie selbst (mit)erlebt oder brühwarm am Telefon
erzählt bekommen.
Diese Erzählungen sind allerdings weniger autobiographisch, dennoch
sehr authentisch. Seit meiner Pensionierung 2013 lebe ich von Mai bis
Oktober in diesem Dorf.
Dort sind auch im Zeitraum 2014 bis 2017 diese Erzählungen
entstanden.
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Und wenn
ihr Euch mit mir und anderen Lese- aber auch Reisebegeisterten
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