Ricarda Wilhelm "sitzt" seit Jahren (2018) mit ihrem Mann auf einem Segelboot und macht den Traum wahr, von dem die meisten von uns zwar träumen, ihn aber aus den unterschiedlichsten Gründen (noch) nicht wahr gemacht haben. Das Paar reist um die Welt und erkundet die schönsten Plätze unserer Erde.
Doch jetzt gibt sie mir und dir und dir und auch dir die Möglichkeit mitzureisen, zwar nicht auf ihrem Boot, aber doch so, dass deine Träume ein klein wenig näher zu dir kommen können.
Ihre Bücher lassen dich eintauchen und mitreisen und von der Ferne träumen. Sie lasssen dich mitreisen auf dem Boot, so als würdest du an Bord dem Klang der Wellen folgen. So, als würdest du von der Reeling aus die fliegenden Fische und die Delfine sehen. So als wärest du es, der in die blauen Fluten springt und den Sand der Karibik unter den Füßen spürst. So als würdest du die Lebensweise der Einwohner von Laos, Kambotscha oder La Palmas kennenlernen.
Die Bücher nehmen dich einfach mit auf die Reise. Schau dir die tollen Fotos an, hole dir Tipps für deine Reise und lese die einfühlsamen und spannenden Texte.
Inzwischen habe ich außer einem Interview (Interview mit einer Seglerin) mit der Autorin, das ich "leider" nur online und nicht an Bord mit ihr geführt habe (ja, mitreisen und wäre es nur ein kurzes Stück des Weges, das wäre mein Traum) und in dem sie mir viel über ihr Leben an Bord und in der Welt verraten hat und auch Dinge, die vielleicht nicht in ihren Büchern stehen, schon 7 ihrer Bücher auf meinem Blog vorgestellt (siehe weiter unten).
Hier nun zum nächsten Buch "Azoren Archipel "Segeln zwischen Vulkanen".
Schnipsel 1:
Nach fast 17 Tagen und Nächten schält sich die südöstlichste Insel der Azoren aus der Morgendämmerung. Dicke, graue Wolken wirken wie die Lockenfrisur einer alten Frau, welche im dunklen Meer schwimmt. Um so näher wir kommen, desto heller wird es. Im Kontrast zu den flachen Bahamaskoralleninseln wirkt Santa Maria mächtig, unnahbar, rau und kalt. Langsam erkennen wir das schwarze Vulkangestein, aus dem dieses Eiland zum großen Teil besteht. An schroffen, steilen Klippen schlägt die Brandung des Atlantiks. Der präsentiert sich heute vergleichsweise sanft. Trotz dessen spritzt und schäumt weiße Gischt meterhoch vor der Landmasse. Um nicht weggespült zu werden, muss sogar ein großer Felsen eigenwillig standhaft sein. Dieses erste Bild von Santa Maria wirkt wenig einladend, jedoch ebenso eindrucksvoll robust und überdauernd.
Während wir uns Santa Maria nähern, steigt die Sonne links neben der Insel aus dem Meer. Die Konturen der felsigen Küste werden immer schärfer und bald lässt sich die vorgelagerte Ilhéu da Vila erkennen. Sie ist ein unzugänglicher schwarzer Felsen, der an einen alten Schädel erinnert. Viele dunkle, unregelmäßige Höhlen, welche das Wasser mit der Zeit gegraben hat, hinterlassen diesen Eindruck. Am liebsten würde ich anlegen und hinein klettern, denn was nur erahnbar ist, macht mich wie immer unsäglich neugierig. Aber das steht außer Frage, unser seegängiges Zuhause würde solch ein Manöver nicht überleben. Selbst mit einem Dingi kommt man nicht an diese Insel heran. Sie bleibt den Seevögeln, Fledermäusen und anderem Getier vorbehalten. Das Meer schafft eine unüberwindliche Barriere, wirkungsvoller als jeder Zaun. So schützt die Natur sich selbst vor dem Menschen.
Um nicht nachts in der Marina anzukommen, haben wir in den letzten drei Tagen getrödelt. Jetzt drosseln wir ebenso die Geschwindigkeit, denn das Hafenpersonal ist erst ab acht Uhr anwesend. Die Segel sind deshalb gerefft. Wir üben uns in Geduld, genießen den erwachenden Tag, auch wenn dicke Wolken und kalte Winde ungemütliche Bedingungen schaffen. Santa Maria präsentiert sich dramatisch dunkel mit einigen erhellenden Lichtreflexen. Dieses Bild erinnert an die alten holländischen Maler. Der Kontrast zur türkisfarbenen und warmen Karibik kann nicht größer sein. Die Morgensonne lässt den weißen Leuchtturm auf der etwa 100 Meter hohen Felskante einer Landzunge leuchten. Wenig später erreichen wir die lange Kaimauer, deren Ende ein kleiner, rotweißgeringelter, runder Leuchtturm ziert. Ja, das ist Portugal, diese, wie Socken aussehenden Lichtsignale für Seefahrer, erinnern uns an die Südwestküste Europas, Madeira und Porto Santo. Hinter dem Wellenbrecher aus Beton liegt der wichtigste Hafen Santa Marias und die Marina Vila do Porto.
Erst müssen wir das Centro de Saúde finden und uns dazu etwas durchfragen. Die PCR-Tests finden immer nachmittags statt und das Personal ist gut organisiert. Am Hintereingang wird jene Straßenschleife genutzt, die für Krankenwagen gebaut wurde. Dort, wo diese normalerweise halten, um Patienten ein- oder auszuladen, gibt es jetzt einen PCR-Test-Drive-In. Wie wir es bisher von Mc Donalds kennen, stellen sich die Autos auf der Schleife an. Die Untersuchung findet in Nasen- und Mundöffnungen der Beifahrer und Fahrzeugführer durch die geöffnete Fensterscheibe statt. Sie brauchen nicht einmal aussteigen. Das medizinische Personal steckt wieder im Vollschutz und wechselt nach jedem Probanden die Gummihandschuhe, welche über ein weiteres Paar gezogen werden. Der entstehende Abfall ist enorm. In regelmäßigen Abständen geht einer der Tester an der Autoschlange entlang und verteilt vorab die bereits mit Namen und Geburtsdatum beschrifteten Teststäbchen und Röhrchen. Die Insel ist klein und man kennt sich. Ohne Anmeldung und Termin kommt man jedoch nicht dran.
Die Fußgänger bilden eine Menschenschlange auf dem Bürgersteig. Wir stellen uns an, die Abgase der laufenden Motoren in der Nase. So bedient das katastrophenschutzgerecht eingepackte medizinische Personal abwechselnd die Menschen in den Autos und jene geduldig anstehenden Leute auf dem Fußweg. Auch wir bekommen unsere Testpäckchen. Zwei Stühle am Anfang der Schlange ersetzen das Behandlungszimmer. „Muito cuidadosamente, por favor“ (bitte vorsichtig) wiederhole ich mehrmals in unterschiedlichsten Aussprachevarianten. Mein rudimentäres Portugiesisch klingt wohl doch zu spanisch. „Sorry, my English is very bad.“, bekomme ich entschuldigend zur Antwort. Als ich versichere portugiesisch zu sprechen, hört die Schwester nochmal genau hin und versteht mich schließlich. Und es hilft. Es wird nicht ganz so tief gebohrt. Trotz dessen muss ich das lange dünne Stäbchen mit einem Hauch von Watte jedes Mal durch alle drei Gesichtsöffnungen ertragen.
Schnipsel 3:
Wer von Terceira nach São Miguel segelt, sollte ein schnelles Boot haben oder eine Nacht einplanen, um nicht im Dunkeln anzukommen. Etwa 100 Seemeilen sind zu überwinden und viele starten daher am Abend, um selbst bei ungünstigeren Bedingungen noch bei Tageslicht in der Marina von Ponta Delgada einzulaufen. Die Nachbarinsel liegt südöstlich von Praia, auf halbem Weg nach Santa Maria. Wir haben guten Wind, zumindest wenn die Vorhersage stimmt. Nachtfahrten vermeidet der Segler möglichst. Also starten wir früh morgens und hoffen auf Ankunft vor Sonnenuntergang. Wie gewohnt setze ich mich im Cockpit auf Walbeobachtungsposten, aber auch heute wird es umsonst sein. Immerhin kommen uns die Delfine wieder besuchen. Dieses Mal sind Kälber mit ihren Jungen dabei.
Da rauschen wir mit acht Knoten durch das Wasser und sie holen uns trotz dessen ein. Mit langen hohen Sprüngen kündigen sich die Tiere frühzeitig an. Dann sehen wir Mutter und Kind mit synchronen Bewegungen, als wären sie eins. Das Jungtier klebt am hinteren Drittel und springt mit derselben Leichtigkeit. Wie können die Kleinen schon so schnell sein? Natürlich müssen sie mithalten, aber das hier gleicht einer spielerischen Jagd nach der besten Welle. Die Lebensfreude der Tiere schäumt genau so über wie die Wogen rechts und links des Bugs. Ich versuche, die flinken Schwimmer mit dem Handy einzufangen, um das Erlebnis in einem weiteren Film für immer zu konservieren.
Dreizehn Stunden benötigen wir letztlich für diesen Ritt. Die beiden Inseln liegen so weit auseinander, dass man zuerst die eine aus den Augen verliert und die andere erst viel später vor dem Bug erspäht. Während ich am zweiten Delfinfilm bastel, zieht die Küste des westlichen Drittels von São Miguel an uns vorbei. Wir können den Vulkan erkennen, welcher vor zehntausend Jahren diesen Teil der Insel bildet. Tatsächlich sind es einst drei feuerspeiende Berge, die sich aus dem Wasser erheben, Inseln bilden, wachsen und sich schließlich miteinander verbinden. Die Hauptstadt Ponta Delgada gründet sich genau dort, wo sich Lavaströme des mittleren und westlichen Vulkans vereinen. São Miguel hat an dieser Stelle eine deutliche Wespentaille.
São Miguel ist die größte Azoreninsel. Man munkelt, ein Sklave hat sie 1438 von Santa Maria aus entdeckt und dies seinem Herrn erzählt. Es muss sich um einen Tag mit ausgezeichneter Sicht und einem Mann mit außerordentlich scharfen Augen gehandelt haben. Da dies am Tag des Erzengels Michael passiert, bekommt das Eiland seinen Namen, natürlich in portugiesischer Sprache. 1444 wird São Miguel unter der Führung des Donatarkapitäns Gonçalo Velho Cabral besiedelt. Wir kennen ihn bereits von der südlichen Nachbarinsel. Auf seinem Schiff befinden sich Landsleute aus der Algarve und Estremadura sowie dem Alentejo. Diese Regionen werden von der Regierung für São Miguel ausgesucht. Erst später kommen Siedler aus Madeira, Frankreich und Nordafrika hinzu. Dann leben neben Christen auch Juden und muslimische Mauren auf der Insel, was offenbar gut funktioniert. Hier landet und siedelt man ebenso zuerst im Südosten. Povoacao entsteht. Nach und nach wachsen mehr Orte an der Südküste von São Miguel. Vila Franca do Campo wird erste Hauptstadt.
São Miguel fristet lange ein Schattendasein neben der so aufstrebenden Nachbarin Terceira. In Angra legen die meisten Schiffe an und deshalb landen Gold und wertvolle Güter eher dort. Immerhin wächst auf São Miguel scheinbar alles, was angepflanzt wird. Und so wird die fruchtbare und regenreiche Insel dann doch für den Handel von Färberpflanzen, Zuckerrohr und Getreide interessant. Obwohl es ihr wirtschaftlich nicht schlecht geht, gibt es auch hier viele Auswanderungswellen. Neben den Erdbeben sind Überfälle von französischen oder englischen Söldnern und algerischen Piraten Auslöser. Zudem besetzen die Spanier das Eiland und beuten es eher aus, statt zu investieren.
Am 20. Oktober 1522 zerstört ein heftiges Erdbeben die Hauptstadt Vila Franca do Campo und tötet fast alle der 5000 Einwohner. Kein Haus bleibt heil und so wird Ponta Delgada Regierungssitz der Insel. Das einstige Fischerdorf besitzt den einzig noch funktionierenden Hafen und wird aufgrund des schnellen Wachstums bereits 24 Jahre später zur Stadt gekürt.
halbes Jahr alt war. Meine Eltern lebten in Templin, packten mich in ein Paddelboot und gingen mit mir auf Reisen. Nach einer glücklichen Kindheit mit vielen Wanderpaddeltouren in der DDR, Polen und der Tschechoslowakei, durfte ich 1989, fast 20 Jahre alt, mit meiner Freundin die große sagenumwobene Donautour mitmachen, jedoch nur von Bratislava bis Budapest. Mehr war noch nicht erlaubt. Aber das sollte sich bald ändern. Es folgten Familiengründung und Arbeit in Rostock. Meine eigene Tochter steckte ebenso im Jahr nach ihrer Geburt gut verpackt im Paddelboot und wurde damit groß. Wir paddelten in Schweden, Norwegen, Polen und besonders gern auf der Mecklenburger Seenplatte. Später lernte ich Segeln, Windsurfen und Kiten. Das Wasser zog mich eben magisch an. Familie und Arbeit ließen jedoch immer weniger Spielraum für Reisen. Nach sechs Jahren als Lehrerin in einer Hauptschule, übernahm ich die Schulleitung einer staatlichen reformpädagogischen Grundschule. Sieben Jahre später gründete ich mit meinem Partner eine private Schule, die UNIVERSITAS in Rostock, welche bereits mit der Vorschule beginnt und bis zum Abitur führt. Das war die größte Herausforderung meines Lebens. 13 Jahre führten wir sie durch jeden Sturm und konnten das Unternehmen dann erfolgreich in die Hände einer Rostocker Stiftung abgeben.
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