KLAPPENTEXT:
Missbraucht, misshandelt und verschenkt. Dieses schreckliche Geheimnis bewahrt Emma bis zu ihrem 77. Sommer wie einen Schatz. Dass der Mistkerl von Stiefvater mit seinen 94 Jahren noch immer nicht in der Hölle schmort, wohin er längst gehörte, ändert alles. St. Ägyd, ihr einstiger Ort des Grauens, streckt wie eine Krake seine Fänge nach ihr aus. Immer öfter taucht Emma in die Abgründe ihrer Seele hinab, dem Ruf der Geister der Vergangenheit folgend. Jetzt kann sie ihre Traumatisierung nicht mehr weglächeln oder darüber hinwegtäuschen. Dann taucht auch noch ihr Bruder Fritz aus der Versenkung auf. Der Wunsch nach Rache eint sie. „Wer mir wehtut, dem tu ich erst so richtig weh!“, hatte sie sich als Mädchen geschworen. Zeit, dieses Versprechen endlich einzulösen.
SCHNIPSEL 1:
Plötzlich rasten in Sekundenschnelle Schwarzweißbilder der immer und immer wieder sorgfältig verdrängten Kindheit vor ihrem inneren Auge vorbei. Eine Miniszene jagte in atemberaubendem Tempo die nächste – wie auf einer Hochschaubahn: Sie spürte den Gürtel. Der linke Arm schmerzte, weil Hartmut sie daran über den Hof zerrte. Die Mutter schlug sie und schrie dabei.
SCHNIPSEL 2:
Das über Jahrzehnte aufgestaute Unverständnis entlud sich gleich einem Tsunami. Das Ventil hatte sich geöffnet. Die Druckwelle riss Emma mit ihren unterdrückten Emotionen und Zweifeln mit sich. Natürlich verschreckte sie ihr Gegenüber. Es kannte sie nur als angepasste, nicht aufmuckende Ehefrau, als arbeitsame, verlässliche Ehrenamtliche, die mit den anderen fleißigen Bienen das Pfarrgemeindeleben am Laufen hielt. „Wasser! Ich brauche dringend ein Glas Wasser“, stöhnte der Pfarrer erschöpft.
SCHNIPSEL 3:
„Ein Tipp unter Freunden: Scheiß drauf, was dein Alter wollte oder was die anderen denken. Es ist dein Leben. Verstehst du? Dein scheißverkacktes Leben! Zerreiße deine Ketten und kämpfe für das, was dir wichtig ist. Behalte dein Ziel im Auge. Schaue nach vorne und niemals zurück!“ Emma schaute Richie in die Augen und suchte nach Antworten. Er sprach in Rätseln. Diesen Quatsch trichterte ihm sicher seine Psychotante ein. Oder vertrug er ihren Tee nicht?
SCHNIPSEL 4:
Hartmut starrte auf den Kastanienbaum, als gäbe es etwas zwischen den Blättern zu entdecken. Im Geiste beschimpfte er seine Familie, weil sie ihn in dieses abscheuliche Pflegeheim mit ausländischem Personal abgeschoben hatte. Frieda, Martin und sexy Lisa hatten so getan, als käme dieser Heimplatz einem Lottogewinn gleich.
Dreierblues |
Nicht ohne meine Schatulle ist das zweite Buch von Barbara Schwarzl, das ich auf meinem Blog vorstelle. Wenn du dir die Vorstellung von "Dreierblues" ansehen möchtest, dann klicke auf den Buchtitel unter dem Cover.
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AUTORENVORSTELLUNG:
Barbara Schwarzl ist Österreicherin und verdient sich ihre Brötchen als Apothekerin. Sie schreibt Reise- und psychologische Romane. Sie widmet sich brisanten Themen, die gerne unter den Teppich gekehrt werden. Zu „Nicht ohne meine Schatulle“ wurde sie von einer Bekannten inspiriert. Die Frau, die in den Wirren des Zweiten Weltkriegs geboren worden war, erzählte ihr eine unglaubliche Geschichte: Vom Stiefvater von frühester Kindheit an missbraucht und an fremde Leute verschenkt. Dieses Schicksal ließ die Autorin nicht mehr los. Um diesen wahren Kern sponn sie eine fiktive Geschichte, die in dieser Form durchaus passieren hätte können. Kindesmissbrauch, Kindesmisshandlung und Gewalt in der Familie sind leider allzeit aktuelle Themen. Mit diesem emotionalen Roman, der in zerstörte Seelen blicken lässt, möchte die Autorin LeserInnen dafür sensibilisieren. Um dem Text eine mitreißende Note, eine gewisse Leichtigkeit zu verleihen, mischt der charismatische Richie aus dem „Dreierblues“ mit. Mit seinen markigen Sprüchen und seinen unorthodoxen Ideen peppt er die Geschichte ungemein auf und verleiht ihr den richtigen Drive. Mit ihrem dritten Buch widmete sie sich erstmalig einem medizinischem Thema. „Spurensuche. Diagnose Schizophrenie“ ist eine Mischung aus Roman und Sachbuch, ein Buch, das gleichzeitig unterhält, aufklärt und informiert. Bewegt von manchen Schicksalen ihrer PatientInnen bzw. KundInnen begann sie mit diesem Buch, gegen die Stigmatisierung psychisch Kranker aufzutreten. In ihren ersten beiden Büchern widmete sie sich ihrer großen Leidenschaft, dem Reisen. „Reise quer durch Estland, Lettland und Litauen“, ist ein bebildertes Reisetagebuch. „Alles anders. Auf Umwegen angekommen“, ist ein Roman über Venedig und die Normandie und ihre Liebeserklärung an Italien und Frankreich.
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