Klappentext:
Der junge, hochtalentierte André sieht einer rosigen Zukunft entgegen.
Doch seine Seele hat andere Pläne mit ihm. In der Psychiatrie lernt
André den Anarchisten Armin kennen und flieht mit ihm nach Warschau, wo
er einen Neuanfang startet und der Sonne entgegen läuft. Jedoch hat
André auch die Neigung, das Leben zu intensiv zu genießen und deshalb in
Schwierigkeiten zu geraten. Nicht nur er stellt sich die Frage, ob er
sein Glück am Ende finden oder an seiner wunden Seele zugrunde gehen
wird.
Schnipsel:
André
schaute aus dem Fenster und betrachtete die herbstliche Allee vor
seinem Haus. Er beschloss, ein wenig Blues zu hören und zu schreiben:
Ein Hoch auf die Einsamkeit
Wenn unsere Mitmenschen uns sämtlichen Respekt entziehen: Wieso können
wir ihnen nicht auf freundliche Weise mitteilen: Ich benötige all die
Dinge nicht, von denen die Majorität der Meinung ist, dass sie wichtig
seien. Ich bin mit mir selbst zufrieden. Warum in aller Welt geht das
nicht? Haben wir Ameisengene im Blut? Einsamkeit scheint also nicht nur
etwas zu sein, das einfach mit der Abwesenheit von Menschen zu tun hat,
und auch nicht mit dem, was sie in der modernen Welt so tun oder nicht
tun. Doch womit dann? Womit dann, verdammt nochmal? Ich habe mich schon
so oft und intensiv mit diesen Fragen befasst. Und eine Konsequenz habe
ich gezogen: Es ist die Hochachtung vor der Einsamkeit. Ich will niemals
mehr von der Majorität beeinflusst werden, denn sie ist verlogen und
hinterhältig. Einsamkeit soll mein Heilmittel sein, gegen den
unaufhaltsamen Wahnsinn, der sich Leben auf dem Planeten Erde nennt.
André
schwieg verblüfft. Armins Rede hatte eine große Menge, eine Welle von
Gefühlen in ihm ausgelöst. Er versuchte, das soeben Gesagte gerade ein
wenig zu sortieren, da redete Armin schon weiter.
»Weißt du was«, fing er an, machte dann jedoch eine kurze Pause. Der
direkte, sich konkret ausdrückende, manchmal etwas wortkarge Mann schien
plötzlich wie verwandelt. »Ich weiß auch nicht viel«, fuhr er dann
fort, »aber je älter ich werde – und so alt bin ich noch nicht – desto
mehr bekomme ich das Gefühl, immer weniger zu wissen, Dinge nur
fragmental zu erahnen, Dinge wenn überhaupt nur intuitiv zu erfassen, in
ihren groben Grundzügen. Worin ich mir allerdings sicher bin, sehr
sicher, ist, dass Menschen stets nach Höherem streben. Nach Intensivem,
nach Erfüllendem, nach Erweiterung ihres Horizonts, nach mehr
Möglichkeiten der Entfaltung. Nach Freiheit. Aber viele dieser Dinge
werden unterdrückt. Unterdrückt von einer nach Ordnung, nach Schranken
lechzenden Gesellschaft. Für den Begriff der Intuition werde ich oft
belächelt. Für mein Reden von Freiheit werde ich oft als Träumer
hingestellt. Doch ich bin von meinen Ansichten überzeugt. Die
Gesellschaftsstrukturen sind widernatürlich. Die Gesellschaft an sich,
wie sie handelt und vor allem, in welche Richtung sie unser Wirken,
unsere Entwicklung von klein auf lenkt, ist widernatürlich. Und zwar
nicht zu knapp. Aus meiner Sicht bist du ein junger Mann, der aus seiner
besagten Scheinwelt, seiner aufgebauten und in ihren Fundamenten sehr
fragilen Pseudoidylle aufwacht. Wie gesagt, nimm die Dinge an. Finde
neue Welten, neue Werte, wahrhaftige Werte. Finde Sinn. Finde dich
selbst.«
»Gott?«,
fragte André seinen Kompagnon dann. »Welcher Gott?«
Armin wirkte überrascht von der Frage, gar etwas ertappt.
»Wenn es einen Gott gibt«, sagte er. Man sah, dass es in ihm arbeitete,
dass er bemüht war, eine angemessene Antwort zu finden.
»Wenn es einen Gott gibt«, fuhr Armin fort, »dann handelt es sich nicht
um die Art Gott, von der du jetzt womöglich ausgehst, welche doch sehr
häufig allgemein in den Köpfen herrscht. Gibt es ihn wirklich, dann ist
er ein wahrer Schöpfergeist. Eine kreative Instanz, die frei ist und die
Freiheit über alles andere ordnet. Weißt du, wir Menschen schufen unser
Gottesbild nach unserem bescheidenen Ebenbild und nicht andersherum.
Wir erdachten ihn uns egoistisch, eifersüchtig, gar patriarchalisch. Wir
erdachten ihn uns rechthaberisch, dominant, stur, jähzornig. Gibt es
ihn wirklich, dann ist er nicht so. Er will, dass wir unsere Regeln
selber setzen, unsere Moral selber finden.«
André gefielen diese Worte, er wollte gar nicht, dass Armin aufhörte,
sein Gottesbild darzustellen. Er sah kurz zu Boden. Dann suchte er
erneut Armins Blickkontakt, vergeblich. Was sollte er sagen? Was sollte
er antworten? Welche Worte sollte er nun wählen, um seinem
Gesprächspartner gegenüber nicht allzu unwissend und jung, ungebildet,
naiv zu wirken? Armin war ebenfalls ruhig. Auch ihm war anzumerken, dass
er gerade grübelte, dass er in sich gekehrt war; dass er überlegte.
»Ich finde deine Ansichten bezüglich Gott recht interessant, ehrlich
gesagt. Ich schätze dich für dein Wissen«, offenbarte André ihm.
»Danke.«
André fuhr fort: »Darf ich dich etwas fragen?«
Armin nickte.
»Was denkst du, ist mit mir los? Warum wurde alles plötzlich so wirr, so
undurchsichtig? Wieso war ich so weit, so gut in allem und wurde
plötzlich so aus der Bahn geworfen? Wieso stellte sich mein Weg so ein?
Und wie geht es weiter? Wie komme ich wieder zurück?«
»Du stellst Fragen«, antwortete Armin mit einem Schmunzeln im Gesicht.
»Ich weiß, ich drehe mich im Kreis«, antwortete André.
»Nein, nein, schon gut«, unterbrach ihn Armin. »Weißt du, ich beobachte
dich schon ein wenig. Du hast mir neulich beiläufig von deinem
bilderbuchmäßigen Leben erzählt und wie abrupt du es verloren hast. Ich
frage mich: War es denn wirklich ein Verlust? War es wirklich so toll?
War es vielleicht nur eine Fassade? Eine erfolgreich, aber dennoch
krampfhaft aufrechterhaltene Scheinwelt? Ich denke, du bist nicht krank
wie die meisten hier. Nur seelisch verletzt. Und zwar enorm, durchaus.
Was derzeit passiert, ist vielleicht nur eine absolut reale Phase. Du
entwickelst dich. Erwachsen werden ist mit Krisen verbunden. Sich
entwickeln ist mit Krisen, mit Schmerz verbunden. Man muss auch mal
sterben, um zu leben. Auch mal verwelken, um aufzublühen. Du bist so
jung. Du hast so viel Zeit. Nimm an, was passiert, was passiert ist, was
passieren wird. Zieh die richtigen Schlüsse daraus. Entwickle dich.
Lauf der Sonne entgegen.«
Produktinformationen:
- ASIN
:
B09YVJYNKD
- Sprache
:
Deutsch
- Dateigröße
:
3067 KB
- Gleichzeitige Verwendung von Geräten
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Keine Einschränkung
- Text-to-Speech (Vorlesemodus)
:
Aktiviert
- Screenreader
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Unterstützt
- Verbesserter Schriftsatz
:
Aktiviert
- X-Ray
:
Nicht aktiviert
- Word Wise
:
Nicht aktiviert
- Seitenzahl der Print-Ausgabe
:
166 Seiten
Über den Autor:
Marc
Gerhard wurde 1991 in Köln geboren und wohnt ebenda. Schon seit seiner
Kindheit liebt er die Literatur, wobei er sich nie ein auf ein Genre
festgelegt hat und sehr flexibel ist. Nachdem nach der Mittleren Reife
viele Versuche, in der Arbeitswelt Fuß zu fassen, scheiterten, verdiente
er mit 25 sein erstes Geld mit dem Schreiben und kann, seit er 28 ist,
vom Schreiben leben. Noch schreibt Marc Gerhard hauptsächlich Werbetexte
für seinen Lebensunterhalt, möchte seinen Fokus in Zukunft jedoch mehr
auf die Literatur lenken. Geschichten schreiben ist für den Autor pure
Liebe. Marc Gerhard ist Humanist und steht in den meisten Punkten
politisch sehr weit links, was sich auf seine Buchcharaktere abfärbt. Er
glaubt an sich und seine Texte und gibt alles, um seinen Lesern eine
gute Zeit zu bereiten.
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Ich glaube nach dem Lesen des Schnipsels das dieses Buch nichts für mich wäre.
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