Rainbow Colors Die Legenden der Kaylbe
von Marion Andel
Klappentext
Ich blicke in kristallblaue Augen, welche von kleinen Diamanten durchsetzt sind und
die viel mehr verbergen, als sie preisgeben. Ich sehe nur seine
Augen. Eine Tiefe, die mich zu verschlingen droht.
Eben
noch stand Fayne Thores im verregneten London, plötzlich wacht sie
im Königreich Rivinia auf. Bevor Fayne realisiert, was mit ihr
passiert, werden ihre Geschwister vom Halbelf Bathulo in die
Elfenwelt entführt. Hals über Kopf begibt sich Fayne auf eine
gefährliche Reise durch eine ihr komplett fremde Welt - ihr einziger
Begleiter, der geheimnisvolle Elf Zay. Bald erkennt sie, dass hier
nichts so ist, wie es scheint und sie niemandem vertrauen kann - denn
Vertrauen endet tödlich.
Textschnipsel
Er war plötzlich
ganz nah und diese Nähe war mir unangenehm. Aber dann auch wieder
nicht. Verwirrt trat ich einen Schritt zurück. Leroy senkte
den Blick und ließ seine Schultern nach vorne sacken.
»Es tut mir leid.
Ich weiß, wie schwer das alles für dich sein muss und du kannst dir
gar nicht vorstellen, wie froh ich bin, dich endlich gefunden zu
haben!«
»Wie jetzt?«,
fragte ich skeptisch. »Was tut dir leid? Dass du meine Fragen nicht
beantwortest oder, dass du glaubst, dass ich in irgendeiner Art und
Weise was mit dir zu tun habe? Denn das habe ich nicht. Definitiv
nicht. Und ich glaube dir nicht. Kein Wort von dem, was du mir da
verkaufen willst. Spiel mit jemand anderem! Lass mich in Ruhe!« Ich
schlüpfte hastig in meine Schuhe und drehte ihm den Rücken zu.
Während ich die Tür öffnete, hörte ich Leroy nur noch ganz leise
in mein Ohr flüstern: »Ich wollte das zwar so nicht machen, aber du
lässt mir keine andere Wahl. Und das
tut mir leid.« Regenbogenfarbener Schimmer umhüllte uns und
versperrte mir die Sicht. Wild fuchtelnd versuchte ich dem Schimmer
zu entkommen und dann trat ich ins Leere. Ich schrie auf, mein Kopf
krachte auf den Boden und alles wurde schwarz.
Der erste Gedanke,
den ich hatte, als ich langsam wieder mein Bewusstsein
zurückerlangte, war: Klasse
gemacht, Fayne! Echt toller Abgang!
Danach vernahm ich leise einen komischen, aber beruhigenden Singsang,
bevor ich wieder das Bewusstsein verlor.
Ganz weit entfernt
sagte jemand meinen Namen. Mein Kopf drehte sich, als ich
versuchsweise die Augen öffnete. Nein, keine gute Idee. Ich schloss
sie wieder, als ich lauter schwarze Punkte vor meinen Augen tanzen
sah.
»Aua«, stöhnte
ich und tastete an meinen Kopf. Meine Finger zuckten und ich
spürte weiches, langes Gras, das so seidig war, dass es sich
eher wie feinste Baumwolle anfühlte.
Moment mal ...
Gras?! Vor Leroys Tür war doch eine Terrasse! Und auf der wuchs ganz
bestimmt kein Gras. Erst dann bemerkte ich den herrlichen Duft, der
mir mit einem leichten Lüftchen in die Nase kroch. Komisch. Es roch
nach Leroy, aber so stark nach der Nuance, die ich nie hatte
bestimmen können. Vögel zwitscherten und sangen ihre Lieder.
»Fayne?« Eine
tiefe Männerstimme. »Kannst du mich hören?« Dieselbe
Männerstimme, allerdings konnte ich nur Schemen erkennen. Verwirrt
blinzelte ich, um den Nebel aus meinem Kopf zu bekommen, als sich
eine Hand auf meine Schulter legte. Ein Kribbeln durchfuhr mich am
ganzen Körper und da, wo die Hand lag, brannte ein angenehmes Feuer.
Gänsehaut breitete sich auf meinem ganzen Körper aus und plötzlich
wusste ich, wer zu dieser Stimme gehörte. Leroy.
»Fass mich nicht
an!«, nuschelte ich mit zusammengebissenen Zähnen, aber stattdessen
brachte ich nur ein undeutliches »Hass mi nie a!«, heraus.
»Was?«, fragte
Leroy. Etwas gefasster und mit mehr Macht in meiner Stimme, als ich
eigentlich hatte, wiederholte ich meinen Satz. Sofort ließ er mich
los.
»Wo bin ich?«,
murmelte ich. Ich wusste nicht, ob ich die Antwort wirklich hören
wollte. Denn ich war definitiv nicht mehr in London. Das erkannte ich
an dem Geruch. Hier stank es nicht nach Abgasen und es war viel zu
ruhig. Außerdem wollte ich gar nicht wissen, wie er mich da
hingebracht hatte, wo ich jetzt war.
Umständlich
setzte ich mich auf und sah mich um, nur um festzustellen, dass ich
mich auf einer großen, lichtdurchfluteten Lichtung befand. Mit
großen Augen sah ich mich um. Die Lichtung war von Wald umgeben und
die Bäume waren so groß und so mächtig, dass ich sie von der Mitte
der Lichtung aus noch leicht erkennen konnte, obwohl sie sicher
Kilometer weit weg waren.
»Wo sind wir?«,
hauchte ich, geblendet von der Schönheit dieses Ortes.
Leroy lachte.
Wahrscheinlich über meinen Gesichtsausdruck. Oder über die
Situation, in der ich gerade war. Oder über mich. Wahrscheinlich
über alles zusammen. Würde ich auch an seiner Stelle tun. Er kniete
vor mir nieder, die Ellenbogen lässig auf die Knie gestützt und mit
einem so breiten, selbstbewussten und arroganten Grinsen im Gesicht,
dass ich ihm am liebsten eine geklatscht hätte. Aber da war er schon
auf den Beinen und blickte überlegen zu mir hinunter.
»Du bist im
Elfenreich, meine Liebe.«
»Hör auf mich zu
verarschen, Leroy. Ich habe keine Lust mehr auf deine
Spielchen!« Meine Stimme war leider nicht so selbstsicher, wie
ich es gerne gehabt hätte. Stattdessen war sie von Panik erfüllt
und mein genervter Blick wich einer geschockten, angstverzerrten
Grimasse. Leroy breitete die Arme aus, drehte sich im Kreis und
lachte aus tiefstem Herzen. Ich blinzelte ihn nur an, unfähig
irgendetwas zu tun oder zu sagen. Leroy hörte auf sich zu drehen und
kniete sich wieder zu mir. Er berührte ganz sanft meine Wange und
lächelte mich an. Seine Sicheln waren nun deutlich zu sehen und
schimmerten hell.
Plötzlich wurde
er ganz ernst, blickte mir fest in die Augen und sagte dann mit
tiefer und unheilvoller Stimme:
»Herzlich
Willkommen in Rivinia, Fayne Amitola Thores von England!«
Die Wut überdeckte
alle Gefühle und Gedanken. Ich fühlte nichts, hörte nichts, sah
nichts - bis auf die traurigen Augen Leroys. Ich bebte vor Zorn und
ich stellte erschrocken fest, dass die Erde mit mir bebte. Alles
wackelte und zitterte, Risse gingen von meinen Füßen weg und
streckten ihre Arme in alle Richtungen aus. Die Wiese hinter mir
stöhnte und bäumte sich auf, blieb dann aber unbeschadet liegen.
Leroy blieb aufrecht stehen und ihn umgab ein regenbogenfarbener
Schimmer.
Genau wie mich.
Dort, wo Leroy stand, bewegte sich nichts. Der Boden rund um seinen
Füßen hielt sein Gewicht und blieb standhaft. Entsetzt sah ich zu,
wie die Erde langsam in sich zusammenfiel und ein riesiger Spalt
zwischen Leroy und mir entstand. Sobald die Erde ruhig war, schossen
dicke Wurzeln unter Leroys Füßen hervor und bohrten sich mit so
einer Kraft in den Boden unter mir, dass ich mein Gleichgewicht
verlor und auf meinen Hintern fiel. Efeu überwucherte die Wurzeln,
wickelte sich darum und zurrte sie fest zusammen. Ich schnappte nach
Luft, wie ein ertrinkender Hund.
Das alles geschah
innerhalb von wenigen Sekunden. Leroys Schimmer verschwand langsam
und er setzte seinen Fuß auf die Brücke, die er gerade erschaffen
hatte. Er ging drüber, ohne mit der Wimper zu zucken, obwohl es
links und rechts von ihm mindestens hundert Meter tief hinunterging.
Ich stand wieder auf, doch plötzlich bohrten sich tausende kleine
Stiche in meinen Kopf. Ich presste die Hände an meine Schläfen und
mein Gesicht war schmerzverzerrt. Als heftige Bauchkrämpfe
einsetzten, stieß ich einen unmenschlichen Schmerzenslaut aus und
sackte kraftlos in mich zusammen. Meine Knie fest umschlungen, lag
ich da, wimmernd, weinend und verängstigt. Meine Sicht verschwamm
und in meinem Kopf dröhnte es. Als mich Leroy hochhob, wimmerte ich
ängstlich. Ich wollte mich wehren und so schnell wie nur irgend
möglich weg von ihm, doch mein ganzer Körper bebte, ich hatte
absolut keine Kraft mehr und schloss dann ergeben die Augen. Und
während er mich trug, kam mir ein verrückter Gedanke. Ich zweifelte
zwar stark daran, aber einen Versuch war es wert. Angestrengt kratzte
ich meine letzte Energie zusammen und legte Leroy langsam meine Hand
auf die Brust. Es kostete mich viel Anstrengung, nicht laut
aufzustöhnen und ich presste die Lippen fest zusammen.
Ich stellte mir
wieder den Körper vor, wie damals am Schulhof, mit all seinen
Verbindungen und Vernetzungen, doch statt meinen, stellte ich mir
Leroys vor. Ich wurde ganz ruhig, als meine Augen sanft vibrierten,
die Hände zu kribbeln anfingen und mein Körper entspannte sich in
Leroys starken Armen.
Groß,
majestätisch und einfach atemberaubend strahlte seine Kraft in
meinem Kopf auf, als sein Körper vor meinem inneren Auge erschien.
Ich sah alles, jede einzelne Linie. Rote, grüne, blaue, graue und
silberne Linien und Punkte, die überall im Körper scheinbar wahllos
verstreut waren, bildeten ein festes Netz um seinen Körper. Aber da,
wo das Herz war, war ein Stern in Regenbogenfarben und strahlte alles
aus, was Leroy verkörperte. Freundlichkeit, Stärke, Liebe und
Treue, genauso wie Angst, Hass, Sehnsucht und Verachtung spürte ich,
als ich direkt in den Stern sah, der Leroy ausmachte. Doch das, was
am meisten herausstach, war unermessliche Macht. Ich erschauderte,
lies aber meine Hand an seiner muskulösen Brust liegen. Ich
konzentrierte mich und als ich seinen kräftigen Herzschlag unter
meinen Fingern spürte, schickte ich all den Schmerz durch meine Hand
in ihn hinein. Ich sog alles auf, was mir weh tat, jede Faser in
meinem Körper tastete ich ab und jeden schmerzlichen Gedanken
schickte ich in ihn. Leroy schrie auf und als wir beide zu Boden
stürzten, verlor ich das Bewusstsein. Das letzte, was ich noch
verschwommen wahrnahm, bevor sich meine Sinne komplett vom Acker
machten, war, dass mich Leroy aus Wut, Angst und vor allem
schmerzverzerrten Augen anstarrte und durch zusammengepresste Zähne
zischte:
»Ich
gebe zu, ich habe dich unterschätzt, Fayne.« Dann senkte sich
sanfte Dunkelheit über mich und ich ließ mich dankbar von ihr in
ihre unergründlichen Tiefen ziehen.
Produktinformationen
Gebundene Ausgabe
412 Seiten
Preis: 23,99 €
ISBN-10: 3751944346
ISBN-13: 978-3751944342
Abmessungen: 14 x 3.3 x 22.1 cm
Leseniveau: 12+
Herausgeber: BoD 1. Edition (1. Dezember 2020)
Sprache: Deutsch
Gibt es auch als ebook Preis: 12,99 €
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Die Autorin über sich selbst
Marion Andel wurde 1997 in Wien, Österreich geboren. Schon in jungen Jahren entdeckte sie die magische Welt der Fantasy Romane für sich. Im Jugendalter fing sie an, die Geschichten, die ihr während Spaziergängen, dem Sport oder beim Musik hören einfielen, aufzuschreiben und stellte erste Entwürfe auf die Plattform BookRix, die sehr gut ankamen. Nach jahrelangem Hobbyschreiben machte sie ihren Traum wahr und veröffentlichte ihren ersten Fantasy Roman.
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