Mittwoch, 6. November 2024

MANUELA KUSTERER Spieglein, Spieglein, was soll ich tun?

 

Textschnipsel

Fassungslos schaute ich mein Spiegelbild an und war der Meinung, dass es mit mir gesprochen hat. Wurde ich verrückt oder war ich nicht richtig wach? Schließlich hatte ich eine schlaflose Nacht hinter mir. Mein Freund Markus war schuld daran. Ich ließ den gestrigen Abend Revue passieren.

Dabei hatte alles wie an jedem Freitagabend begonnen. Ich freute mich auf unser gemeinsames Pizzaessen. Er stand wie immer mit zwei Kartons vor der Tür und es duftete verführerisch nach meiner Lieblingspizza mit Meeresfrüchten. Gutgelaunt begrüßte ich ihn mit einem Kuss und er strahlte mich freudig an. So kam es mir auf jeden Fall vor.

Hey, gibt´s was zu feiern“, hatte ich ihn gefragt.

Aber sicher doch“, antwortete er.

Na dann, komm erst einmal herein.“

Nachdem ich über mein Essen hergefallen war, als hätte ich drei Tage nichts mehr gegessen, schaute ich Markus an und fragte: „So, jetzt spann mich mal nicht länger auf die Folter und erzähle mir, was es Schönes zu feiern gibt.“

Langsam stand er auf, sah mich feierlich an und kniete sich vor mir nieder. Dabei wurde mir ganz flau im Magen, ahnte ich doch, was da kommen würde. Und so war es dann auch gewesen. Markus hatte mir einen Heiratsantrag gemacht, mit der Absicht, sich zu verloben. Sogar die Ringe waren in seiner Hosentasche. Was soll ich sagen? Es verlief nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Ich musste ihn ziemlich entsetzt angeschaut haben, denn er sprang auf und sein Lächeln war verschwunden. Schnell versuchte ich, dem Abend eine Wendung zu geben, aber es war zu spät. Es endete im Streit. Mein Freund hatte mir an den Kopf geworfen, dass ich ihn nicht lieben würde. Und als ich dann nicht gleich antwortete, war er einfach davongestürmt. Mir wurde erst bewusst, was ich angerichtet hatte, als die Wohnungstür mit lautem Knall ins Schloss gefallen war.

Erneut schaute ich nun in den Spiegel. Ein blasses Gesicht, umrahmt von einer goldblonden, ungezähmten Lockenmähne, sah mir entgegen. Ich überlegte, ob ich dabei war, meinen Verstand zu verlieren, oder ob tatsächlich der Spiegel mit mir gesprochen hatte? Feli, also mein Spiegelbild - eigentlich hieß ich ja auf Wunsch meiner Oma Felicitas - hatte gesagt: „Du darfst ihn auf keinen Fall heiraten.“

Verwirrt ließ ich mich auf dem kleinen Hocker nieder, der neben dem Waschbecken platziert war. Ich schlug die Hände vors Gesicht. Wut kam in mir auf. Wie hatte mich Markus nur so überrumpeln können? Sofort wurde mir klar, wie ungerecht ich war, weil mein Freund ein netter und einfühlsamer Mensch ist. Vor meinem inneren Auge erschien das Bild dieses gutaussehenden Mannes mit seinen dunkelbraunen Haaren. So akkurat, wie sein Kurzhaarschnitt, hatte er sein ganzes Leben geplant. Er war als erfolgreicher Chirurg in einer kleinen Privatklinik tätig. Dass er Arzt war, ließ meinen Vater, der es als Anwalt zu etwas gebracht hatte, in volle Begeisterung ausbrechen. Dass ich in einer gewöhnlichen Buchhandlung im Verkauf arbeitete, anstatt „was Gescheites“, wie er sich ausdrückte, studiert zu haben, konnte er nie verstehen.

Das Klingeln an der Haustür riss mich aus meinen Gedanken. Wer konnte das jetzt sein? So, wie ich gerade aussah, wollte ich eigentlich keinen Besuch empfangen. Nach kurzer Überlegung warf ich mir einen Bademantel über und eilte zur Tür. Nachdem ich mich mit einem Blick, aus dem Fenster vergewissert hatte, dass es sich bei dem Überraschungsgast um meine beste Freundin Katharina handelte, ließ ich sie herein.

Statt einer netten Begrüßung meinte Kathi, wie ich sie immer nannte: „Wie siehst du denn aus? Hast du durchgefeiert?“

Wünsche dir auch einen guten Morgen. Komm doch herein“, rief ich ihr hinterher, da sie schon an mir vorbeigeschossen war und sich im Wohnzimmer auf dem riesengroßen Sofa aus rotem Stoff niedergelassen hatte. Ausgerechnet auf meiner Lieblingsseite, wo man die Füße hochlegen konnte. Resigniert setzte ich mich auf den anderen Teil.

Du kommst mitten in der Nacht hierher und wunderst dich, wie ich aussehe?“, konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen.

Ha, mitten in der Nacht ist gut. Es ist 11 Uhr. Allerdings wurde ich heute Morgen um sieben geweckt. Und weißt du auch von wem?“

Nein.“

Von Markus.“

Von Markus?“

Ja, von deinem Freund.“

Und was wollte er“, fragte ich verständnislos.

Wissen, ob du einen anderen hast.“

Das darf doch nicht wahr sein“, entfuhr es mir.

Meine Freundin lächelte mich an. „Ich würde vorschlagen, du machst uns jetzt erst einmal einen Kaffee und dann erzählst du mir, was vorgefallen ist. Was meinst du dazu?“

Gute Idee“, erwiderte ich zaghaft, erhob mich und stolzierte Richtung Küche, die sich gegenüber dem Wohnzimmer befand.

Katharina sprang ebenfalls auf, eilte zu mir, legte ihren Arm um meine Schultern und sagte beruhigend. Du wirst sehen, nach dem Frühstück sieht die Welt wieder ganz anders aus.

Nachdem ich schweigend Kaffee aufgesetzt hatte und die Maschine vor sich hin blubberte, setzte ich mich in der kleinen Küche meiner Freundin gegenüber an den runden Tisch. Rechts und links von uns gab es nur Küchenzeilen, mehr hatte dort keinen Platz. Es war für mich das Schönste, mitten im Raum zu sitzen. Und alle Gäste fühlten sich hier ebenfalls wohl, wenn man sich auch kaum bewegen konnte.

Was ist los?“, unterbrach Kathi die Stille.

Puh, stell dir mal vor, Markus hat mir gestern einen Antrag gemacht.“

Echt jetzt? Aber du scheinst dich nicht gerade darüber zu freuen.“

Ach, ich weiß auch nicht. Das kam jetzt so plötzlich“, erwiderte ich ausweichend.

Ich glaube ja immer noch nicht, dass er der richtige für dich ist.“

Jetzt fang bloß nicht wieder mit dieser Leier an, dass…“

Doch genau damit. Meiner Meinung nach seid ihr, also Felix und du, füreinander geschaffen“, beharrte Kathi auf ihrem Lieblingsthema.

Das ist absoluter Blödsinn“, empörte ich mich, wie jedes Mal, wenn die Sprache darauf kam.

Wir kennen uns seit unserer Jugend. Felix ist mein bester Freund, so wie du meine beste Freundin bist.“

Nun ja, lassen wir das Thema“, beschwichtigte Kathi mit Blick auf den inzwischen durchgelaufenen Kaffee.

Ah, ich hab schon verstanden.“ Ich lächelte und erhob mich, um den Wachmacher, Brot, Butter und Marmelade aufzutischen.

Wir plauderten nach dem Frühstück eine Weile, aber meine Gedanken schweiften immer wieder ab.

Nachdem Kathi gegangen war, beschloss ich, meiner Mutter einen Besuch abzustatten. Manchmal war sie die beste Freundin für mich.

 

 
 


 

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Dienstag, 5. November 2024

DORIS E. M. BULENDA - Mein Dämon

Klappentext

Der Pakt!
Jena ist taff, böse und rachsüchtig!
Ein Pakt mit dem Dämon Se-Heido soll ihr auf ihrem Rachefeldzug helfen.


Zu ihrem Leidwesen findet der Bösewicht an ihr Gefallen und hält sie in dem Pakt gefangen.
Dass auch sie längst dabei ist, ihr dunkles Herz an ihren Begleiter aus der Hölle zu verlieren, merkt sie in ihrer Verbohrtheit nicht.
Die Forderungen des Dämons werden immer übler, nichts hilft, es muss ein weiterer Deal her!
Dass Beelzebub weitaus schlimmer als ihr eigener Gegenspieler ist, erfährt sie viel zu spät.
Kann Jena Se-Heido und sich noch rechtzeitig retten, oder sind beide für immer verloren?

 





 

P. C. THOMAS Der Fluch der Höllensonne


»Hast du jemals von der Höllensonne gehört? Schließt abends die Gitter an allen Fenstern und Türen und verlasst nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr das Haus!« 

Diesen eindringlichen Rat bekommen die 15-jährige Maya und ihre Mutter am Einzugstag in eine alte Villa. Was hat es damit auf sich und warum dürfen weder der Keller noch der alte Friedhof betreten werden?

Zusammen mit Dustin, dem Jungen aus dem ersten Stock, beginnt Maya das Geheimnis der Villa zu ergründen. Die magischen Fähigkeiten, die sie schon vor dem Umzug plötzlich besaß, kann sie dabei gut gebrauchen, denn ihr Feind ist extrem gefährlich und absolut skrupellos.

Können die beiden Teenager den Kampf gewinnen?

 

Schnipsel 1:


Maya wandte sich um. Hinter ihr am obersten Treppenabsatz stand Frau Leyendecker. In der Hand ihres ausgestreckten Arms hielt sie einen Wäschekorb, den Maya mechanisch entgegennahm. Ihr Blick folgte der Frau, als diese zu ihrer Wohnung zurückkehrte und die Tür schloss. Anschließend betrachtete Maya beinahe verzweifelt das Durcheinander. »Wo soll ich denn nur anfangen?«


Mit einem Mal kam Wind auf. Er wirbelte die Briefe, Prospekte und Zeitungen vom Boden hoch, wo sie sich wie in einem Tornado zu drehen begannen. Als sich dieser auf Maya zu bewegte, machte sie einen erschrockenen Schritt zurück. Hart spürte sie das Treppengeländer in ihrem Rücken, zog den nicht vorhandenen Bauch ein und hielt die Luft an, während der Posttornado an ihr vorbei wirbelte. Ihr Blick folgte ihm bis zu Leyendeckers Tür. Als er dort verharrte, atmete sie vorsichtig weiter, ließ das Ding aber nicht aus den Augen.



Schnipsel 2:

Von der Kaffeerunde bekam Maya kaum etwas mit. Ihre Gedanken kreisten um die merkwürdigen Begebenheiten der letzten Zeit, aber vor allem um jene dieses Tages. Hatte sie vielleicht doch stärker am Briefkasten gezogen? Möglicherweise hatten sich dabei dessen verrostete Schrauben gelöst und deswegen war die ganze Anlage von der Wand gefallen. Ja, das wäre eine logische Erklärung. 
 
Sie wandte sich den nächsten Ereignissen zu. Wahrscheinlich hatte sie ihrer Mutter von dem Brief der Hausverwaltung erzählt, weil die Sache mit dem Briefkasten und dem Posttornado sie noch so sehr verwirrt hatten. Doch warum ihre Mutter ihr erlaubt hatte, das Schreiben zu öffnen, konnte sie nicht erklären. Normalerweise hätte sie gesagt, Maya solle ihn zuoberst auf den Schuhschrank legen.

Doch die Sache mit der Zeitung und dem Telefonat fand sie am unheimlichsten. Es hatte den Anschein gehabt, als hätte die Zeitung ihr die Annonce unbedingt zeigen wollen, aber das war völlig absurd. So etwas gab es nicht. 


Schnipsel 3:

Die beiden Frauen standen gerade vor einem Gemälde, das dem Küchenfenster gegenüber an der Wand hing. Neugierig gesellte sich Maya zu ihnen, um ebenfalls einen Blick auf das Bild zu werfen. Es zeigte eine Waldlichtung mit einem etwas seltsam aussehenden Hügel, vor dem es ein kleines Plateau gab. Darauf lag ein großer, schwarzer Stein, der Maya an einen Tisch denken ließ.

»Ich bewundere Menschen, die so detailliert malen können. Man könnte glauben, aus einem Fenster zu sehen«, kam es beeindruckt von Hanna. »Würde es sich nicht viel besser im Wohnzimmer …?«

»NEIN!«

Maya und Hanna zuckten unter dem lauten Wort zusammen. Erschrocken blickten sie die Maklerin an, die ihnen ein kühles, aber leicht entschuldigend wirkendes Lächeln zeigte. »Verzeihen Sie, dass ich ein wenig ungehalten reagiert habe. Sehen Sie, dies ist das Elternhaus von Dr. Stein und Frau Severin, zwei Schwestern, denen es nicht leichtfällt, es zu vermieten. Sie sind inzwischen alt und leben in der Seniorenresidenz Villa Gertrud auf der anderen Seite des Ortes. Beide haben beschlossen, diese Wohnung für einen geradezu lächerlichen Preis zu vermieten, sofern die neuen Bewohner bereit sind, sich an drei Regeln zu halten.«

»Die da wären?«, fragte Maya.

»Gehen Sie nicht in den Keller. Hängen Sie keins der drei Gemälde in dieser Wohnung ab und halten Sie sich vom Familienfriedhof fern, der sich im Park der Villa befindet.«

 

 

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Die Autorin über sich selbst

 

Bei mir steht, neben meiner Arbeit als Altenpflegerin in einem ambulanten Pflegedienst das Schreiben ganz oben. 

  Im Moment überarbeite ich eine Geschichte, die seit sicher 30 Jahren in meiner Schublade liegt. Sie entstand, als ich eigentlich bei einem Krimi-Workshop war. Die Aufgabe hieß: Such dir aus dem Karton eine Schlagzeile oder ein Foto heraus und schreibe eine Kurzgeschichte.

 Alle schrieben bereits eifrig, aber ich hatte immer noch nichts gefunden, obwohl sich der Karton zusehends leerte.
Ganz zuunterst lag ein Zeitungsbild. Es zeigte eine Villa mit einem erleuchteten Fenster vor einem unheilvoll wirkenden Himmel. 
 
Eine Krimi-Kurzgeschichte wurde es nicht, sondern der Beginn einer urbanen Jugendfantasy-Geschichte, die immer noch "Der Fluch der Höllensonne" heißt.
 
Darin geht es um Maya Cornelius (15), die mit ihrer Mutter in die Erdgeschosswohnung der Villa Emma zieht. An deren Vermietung sind drei Bedingungen geknüpft: 1. Gehe nicht in den Keller. 2. Hänge keins der drei Gemälde ab, die sich in der Wohnung befinden. 3. Halte dich vom alten Familienfriedhof fern.
 
Die Fragen, was es damit auf sich hat, sind aber nicht alles, was Maya und Dustin, den Jungen, der mit seinem Vater im Obergeschoss wohnt, beschäftigen, denn in der Nacht tauchen Monster auf und im Dorf kann sie auch niemand leiden. Angeblich hängt das mit einem alten Fluch zusammen ...





 

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