Zusammenfassung (Klappentext)
Mosambik
nach dem Bürgerkrieg:
Ein Entwicklungsexperte reist ins Land, um
beim Wiederaufbau zu helfen - und taucht ein in die tropischen Nächte
Maputos, die von Jazz und Blues widerhallen. Eine Begegnung mit einer
Stadt und der Vielfalt des Jazz, mit einer fremden Mentalität und
einem, der einst auszog, um die Welt zu verändern.
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Textauszug:
Es
war ein Tipp von Martín, der mich an einem Freitagabend in eine
kleine Sackgasse in der Baixa
lockte. Martín selbst hatte keine Zeit. Wer weiß, worin er wieder
steckte ... Ich ging also seiner Beschreibung nach und hatte Zweifel,
als ich mit dem Wagen vor der Gasse anhielt. Sie war mit einem
improvisierten Vorhang verschlossen, vor dem ein Kassierer auf einem
Holzschemel saß und Eintritt verlangte. Von jenseits des Vorhangs
klang Musik.
Ich
parkte meinen Wagen mit der überflüssigen Hilfe eines
selbsternannten Parkwächters, der lautstarke Kommandos gab, damit
ich das Auto zentimetergerecht in der Lücke abstellte, die locker
für einen Siebeneinhalbtonner gereicht hätte. Vor dem Vorhang
schaute mich der Kassierer erwartungsvoll an.
Gibt
es hier Live-Musik? fragte ich.
Ja.
Wann
denn?
Jetzt.
Ich
seufzte. Jetzt
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Jazzbar Gil Vincente in Maputo |
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konnte vieles bedeuten, nur eines nicht: jetzt. Ich bin die
Relativierung des Zeitbegriffs ab etwa südwärts der Alpen gewohnt.
Das habe ich schon als Jugendlicher im Spanienurlaub mit meinen
Eltern gelernt. Der Begriff mañana,
also auf Deutsch morgen,
ist in seiner Bedeutung äußerst dehnbar. Ich übersetze ihn
kulturell angemessen mit irgendwann
dann mal.
Aber
im Laufe der Jahrzehnte ist das morgen
zeitnäher geworden. Schließlich kann man als Mitglied der
Europäischen Union nicht ständig mañana,
mañana
sagen und sämtliche Beschlüsse auf irgendwann
dann mal
vertagen. Da ist mit der EU-Bürokratie nicht zu spaßen. Auch wenn
mir die EU manchmal irgendwie spanisch vorkommt ...
Ich
weiß, es ist politisch nicht korrekt, aber die Völker sind nun mal
unterschiedlich, und das ist auch gut so! Wäre doch furchtbar, wenn
sie alle so wären wie wir! So deutsch! So ordentlich! So pünktlich!
So ... langweilig.
Nun,
in lateinamerikanischen und afrikanischen Ländern ist der
Zeitbegriff von der Mechanik eines Uhrwerks abgekoppelt. Zeit ist ein
kulturelles Konzept! Und wenn der Kassierer auf dem Holzschemel vor
dem Vorhang jetzt
sagt, dann meint er damit Komm
rein, setz dich hin, trink ein Bier, schau dir die schönen Frauen
an, entspann dich und warte auf das, was da kommen mag.
Eigentlich eine ganz simple Angelegenheit.
Ich
zahlte also den Eintritt und der Kassierer drückte mir einen Zettel
in die Hand und zog den Vorhang zur Seite. Die Gasse war kaum dreißig
Meter lang. Zu beiden Seiten waren kleine Bars, vor denen Tische und
Stühle standen. Am Kopfende der Sackgasse war eine kleine Bühne
aufgebaut. Immerhin standen dort schon die Instrumente der Band, die
da kommen mochte.
Ich
setzte mich an einen der Tische und folgte dem Rat des Kassierers.
Ich bestellte ein Bier und entspannte mich. Nun ja, die Aussicht war
tatsächlich nicht schlecht. Jedenfalls saßen an anderen Tischen
auch die schönen Frauen, die der Kassierer mit seinem Jetzt
erwähnt hatte. Und ich dachte schon, das wäre nur ein Werbegag
gewesen.
Von
der Bühne her klang leise Jimmy Dludlus New
Church Street
von seinem Album Corners
of my Soul,
das zweimal den South African Music Award erhalten hatte. Ich schien
also am richtigen Platz zu sein.
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Jazz in der Bar
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Ich
warf einen Blick auf den Zettel, den mir der Kassierer gegeben hatte.
Es war eine einfache Schwarz-Weiß-Kopie mit der Ankündigung der
Band, die an diesem Abend in der Sackgasse spielen sollte. Ghorwane.
Der
Name sagte mir nichts. Hatte ich noch nie gehört. Ich war also
sozusagen auf einem blind
date.
Aber ich bin ja immer für Überraschungen offen.
Gegen
halb Zwölf – die Gasse hatte sich inzwischen mit Menschen aller
Hautfarben gefüllt – trat die Band auf die Bühne. Die meisten
Zuschauer klatschten und pfiffen. Die Band war hier nicht ganz
unbekannt, schloss ich daraus. Die sieben Musiker grüßten, fanden
ihre Plätze auf der kleinen Bühne und fingen ohne großen Firlefanz
an zu spielen.
Die
Mischung aus mosambikanischem Marrabenta und Jazz, aus Rhythmus und
Bläsern, sorgte augenblicklich für Stimmung. Auf der Fläche vor
der Bühne begann das Publikum zu tanzen. Ich stand auf und nahm die
Bierflasche in die Hand. Langsam drängte ich mich weiter nach vorne.
Das
war gut, was die da boten! Melodische Arrangements wechselten mit
harmonischen oder freien Improvisationen ab. Und natürlich der
Gesang. Weder Portugiesisch noch Englisch, sondern Shangana, die
Bantu-Sprache des mosambikanischen Südens. Da ich kein Wort
verstand, hörte er sich an wie ein weiteres Instrument. Er folgte
den traditionellen Gesangsformen Mosambiks. Jemand sang eine Zeile,
die anderen Musiker antworteten. Ein Muster, das man seit
Jahrhunderten überall in Afrika findet. Und das die Sklaven auf den
nordamerikanischen Feldern beibehielten und später bis zum Blues
weiterentwickelten.
Nach
dem zweiten Stück traten zwei weitere Sängerinnen auf die Bühne.
Jetzt wurde richtig Stimmung gemacht. Ich tanzte mit der Bierflasche
in der Hand. Man kennt ja dieses Gefühl, dass man sich an
irgendetwas festhalten muss, wenn man nicht sicher ist, ob man sich
dazugehörig fühlen soll oder nicht. Aber die Flasche war auch ganz
einfach notwendig, da ich in der tropischen Abendluft nach wenigen
Minuten schwitzte wie sonstwas. Flüssigkeitsausgleich ist in den
Tropen lebenswichtig! Da ist jede Flasche Bier voll legitimiert.
Spätestens
nach zwei weiteren Stücken hatte ich dann keine Zweifel mehr, dass
ich dazu gehörte. Beim Tanzen macht man in Afrika keinen Unterschied
zwischen In- und Ausländern oder akrobatischen und hüftsteifen
Tänzern. Da lässt man jeden so sein wie er ist. Ich hielt trotzdem
an der Bierflasche fest.
Als
mein T-Shirt am Rücken klebte, machte ich eine Pause. Ich lehnte
mich an eine Hauswand und beobachtete die Tanzfläche. Die meisten
einheimischen männlichen Tänzer nutzten die Gelegenheit, mit
eindeutigen Gesten ihre Paarungsbereitschaft gegenüber einigen
weiblichen Expats kundzutun. Das war schon beeindruckend, wie sie
ihren Unterleib verrenkten. Allerdings schienen die weiblichen Expats
wenig interessiert zu sein. Sie lächelten höflich und wandten sich
zur anderen Seite. Wo dann innerhalb von Sekunden der nächste
Verrenker sein Glück versuchte.
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Öffentlicher Nahrverkehr in Maputo
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Wie
das Buch entstand
Nach dem Bürgerkrieg in
Mosambik, der 1992 endete, reiste ich zum ersten Mal nach Mosambik,
um dort als Entwicklungsexperte zu arbeiten. Bis 2015 folgten mehrere
Arbeitsaufenthalte, durch die ich die vielen Facetten des Landes und
seiner Kultur kennenlernen konnte. Einen bleibenden Eindruck hat
dabei die Vielfalt der Musik hinterlassen, die von traditionellen
Rhythmen über Popklänge bis hin zu ausgefeilter Jazzimprovisation
reicht. Als Jazzfan konnte ich zahlreiche Musiker erleben, die in
Europa problemlos ein großes Publikum begeistern würden, die jedoch
im eigenen Land von der Hand in den Mund leben. Der Protagonist in
„Mit Miles Davis in Maputo“ nimmt die LeserInnen mit auf eine
Reise durch ein Land, das uns Europäern weitgehend fremd ist. Er
erzählt von der Begegnung zweier sehr unterschiedlicher Kulturen und
beschreibt mit Humor, wo sich die Geister der beiden Völker trennen.
Außer diesem Buch habe auf meinem Blog auch das Buch "
Die Tage der Navajos" vorgestellt, in dem die NS-Widerstandsgruppe Edelweißpiraten eine Rolle spielt. Das Buch ist in Romanform geschrieben.
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Über den Autor
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In Düsseldorf geboren und aufgewachsen. Studium der Germanistik,
Kunstgeschichte und Soziologie in Düsseldorf und Bielefeld. Promotion in
Soziologie. Dirk Hegmanns hat viele Jahre in Lateinamerika, Afrika und
dem Nahen Osten gelebt und gearbeitet. Die Kultur und Geschichte dieser
Regionen sowie die Erfahrungen des Autors spiegeln sich auch in vielen
seinen Büchern wider.
Texte, Fotos, Buchauszüge und Schnipsel wurden vom Autor/der Autorin zur Verfügung gestellt und verbleiben in dessen Eigentum.
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