»Hast du jemals von der Höllensonne gehört? Schließt
abends die Gitter an allen Fenstern und Türen und verlasst nach Einbruch
der Dunkelheit nicht mehr das Haus!«
Diesen eindringlichen Rat bekommen
die 15-jährige Maya und ihre Mutter am Einzugstag in eine alte Villa.
Was hat es damit auf sich und warum dürfen weder der Keller noch der
alte Friedhof betreten werden?
Zusammen mit Dustin, dem Jungen
aus dem ersten Stock, beginnt Maya das Geheimnis der Villa zu ergründen.
Die magischen Fähigkeiten, die sie schon vor dem Umzug plötzlich besaß,
kann sie dabei gut gebrauchen, denn ihr Feind ist extrem gefährlich und
absolut skrupellos.
Können die beiden Teenager den Kampf gewinnen?
Schnipsel 1:
Maya
wandte sich um. Hinter ihr am obersten Treppenabsatz stand Frau
Leyendecker. In der Hand ihres ausgestreckten Arms hielt sie einen
Wäschekorb, den Maya mechanisch entgegennahm. Ihr Blick folgte der Frau,
als diese zu ihrer Wohnung zurückkehrte und die Tür schloss.
Anschließend betrachtete Maya beinahe verzweifelt das Durcheinander. »Wo
soll ich denn nur anfangen?«
Mit einem Mal kam Wind
auf. Er wirbelte die Briefe, Prospekte und Zeitungen vom Boden hoch, wo
sie sich wie in einem Tornado zu drehen begannen. Als sich dieser auf
Maya zu bewegte, machte sie einen erschrockenen Schritt zurück. Hart
spürte sie das Treppengeländer in ihrem Rücken, zog den nicht
vorhandenen Bauch ein und hielt die Luft an, während der Posttornado an
ihr vorbei wirbelte. Ihr Blick folgte ihm bis zu Leyendeckers Tür. Als
er dort verharrte, atmete sie vorsichtig weiter, ließ das Ding aber
nicht aus den Augen.
Schnipsel 2:
Von
der Kaffeerunde bekam Maya kaum etwas mit. Ihre Gedanken kreisten um
die merkwürdigen Begebenheiten der letzten Zeit, aber vor allem um jene
dieses Tages. Hatte sie vielleicht doch stärker am Briefkasten gezogen?
Möglicherweise hatten sich dabei dessen verrostete Schrauben gelöst und
deswegen war die ganze Anlage von der Wand gefallen. Ja, das wäre eine
logische Erklärung.
Sie wandte sich den nächsten Ereignissen
zu. Wahrscheinlich hatte sie ihrer Mutter von dem Brief der
Hausverwaltung erzählt, weil die Sache mit dem Briefkasten und dem
Posttornado sie noch so sehr verwirrt hatten. Doch warum ihre Mutter ihr
erlaubt hatte, das Schreiben zu öffnen, konnte sie nicht erklären.
Normalerweise hätte sie gesagt, Maya solle ihn zuoberst auf den
Schuhschrank legen.
Doch die Sache mit der Zeitung und
dem Telefonat fand sie am unheimlichsten. Es hatte den Anschein gehabt,
als hätte die Zeitung ihr die Annonce unbedingt zeigen wollen, aber das
war völlig absurd. So etwas gab es nicht.
Schnipsel 3:
Die
beiden Frauen standen gerade vor einem Gemälde, das dem Küchenfenster
gegenüber an der Wand hing. Neugierig gesellte sich Maya zu ihnen, um
ebenfalls einen Blick auf das Bild zu werfen. Es zeigte eine
Waldlichtung mit einem etwas seltsam aussehenden Hügel, vor dem es ein
kleines Plateau gab. Darauf lag ein großer, schwarzer Stein, der Maya an
einen Tisch denken ließ.
»Ich bewundere Menschen, die so detailliert malen können. Man könnte glauben, aus einem Fenster zu sehen«, kam es beeindruckt von Hanna. »Würde es sich nicht viel besser im Wohnzimmer …?«
»NEIN!«
Maya
und Hanna zuckten unter dem lauten Wort zusammen. Erschrocken blickten
sie die Maklerin an, die ihnen ein kühles, aber leicht entschuldigend
wirkendes Lächeln zeigte. »Verzeihen Sie, dass ich ein wenig ungehalten
reagiert habe. Sehen Sie, dies ist das Elternhaus von Dr. Stein und Frau
Severin, zwei Schwestern, denen es nicht leichtfällt, es zu vermieten.
Sie sind inzwischen alt und leben in der Seniorenresidenz Villa Gertrud
auf der anderen Seite des Ortes. Beide haben beschlossen, diese Wohnung
für einen geradezu lächerlichen Preis zu vermieten, sofern die neuen
Bewohner bereit sind, sich an drei Regeln zu halten.«
»Die da wären?«, fragte Maya.
»Gehen Sie nicht in den Keller. Hängen Sie keins der drei Gemälde in dieser Wohnung ab und halten Sie sich vom Familienfriedhof fern, der sich im Park der Villa befindet.«
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Die Autorin über sich selbst
Bei
mir steht, neben meiner Arbeit als Altenpflegerin in einem ambulanten
Pflegedienst das Schreiben ganz oben.
Im Moment überarbeite ich eine
Geschichte, die seit sicher 30 Jahren in meiner Schublade liegt. Sie
entstand, als ich eigentlich bei einem Krimi-Workshop war. Die Aufgabe
hieß: Such dir aus dem Karton eine Schlagzeile oder ein Foto heraus und
schreibe eine Kurzgeschichte.
Alle schrieben bereits eifrig, aber ich hatte immer noch nichts gefunden, obwohl sich der Karton zusehends leerte.
Ganz zuunterst lag ein Zeitungsbild. Es zeigte eine Villa mit einem erleuchteten Fenster vor einem unheilvoll wirkenden Himmel.
Eine
Krimi-Kurzgeschichte wurde es nicht, sondern der Beginn einer urbanen
Jugendfantasy-Geschichte, die immer noch "Der Fluch der
Höllensonne" heißt.
Darin
geht es um Maya Cornelius (15), die mit ihrer Mutter in die
Erdgeschosswohnung der Villa Emma zieht. An deren Vermietung sind drei
Bedingungen geknüpft: 1. Gehe nicht in den Keller. 2. Hänge keins der
drei Gemälde ab, die sich in der Wohnung befinden. 3. Halte dich vom
alten Familienfriedhof fern.
Die
Fragen, was es damit auf sich hat, sind aber nicht alles, was Maya und
Dustin, den Jungen, der mit seinem Vater im Obergeschoss wohnt,
beschäftigen, denn in der Nacht tauchen Monster auf und im Dorf kann sie
auch niemand leiden. Angeblich hängt das mit einem alten Fluch
zusammen ...
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