Die goldene Ananas
von Dennis Kornblum
Über das Buch und Klappentext
Der junge Elias lebt seit fünfeinhalb Jahren in Wohnheimen für gemeindenahe Psychiatrie. Er hat die Diagnose Asperger-Syndrom und steht jeglichen Veränderungen ängstlich und grundsätzlich ablehnend gegenüber. Daher erfüllt es ihn eher mit Widerwillen, dass er nun in eine eigene Wohnung ziehen soll, in das Dachgeschoss eines Fünfparteienhauses. Hier geht es ihm anfänglich nur darum, möglichst seine Ruhe zu haben und seinen streng strukturierten Tagesablauf einzuhalten, der aus einer sechsstündigen E-Gitarren-Einheit, dem Konsum von Death-Metal-Alben, dem Schauen von Filmen und genau getimten Mahlzeiten und Zigarettenpausen besteht. Nach und nach werden jedoch die übrigen Hausbewohner auf ihn aufmerksam, und er kommt immer mehr in sozialen Kontakt, vor allem zu dem extrovertierten Endfünfziger Willi. Und plötzlich steht er vor ganz neuen Herausforderungen - Soll er es wagen, einer richtigen Band vorzuspielen? Die hübsche Kellnerin vom Café Auberge nach einer Verabredung zu fragen? Vielleicht hat Willi ja recht mit der "goldenen Ananas"...
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Schnipsel
Gesendet von Dennis: Gestern um 16:56
Natürlich konnte er sich irgendwann auch an die Bewohner des Hauses im Taubenweg gewöhnen, nur würde das mit Sicherheit sehr viel Zeit in Anspruch nehmen.
Drei von ihnen hatte er heute bereits zu Gesicht bekommen, allerdings zum überwiegenden Teil unangenehme Eindrücke von ihnen erhalten. Den komischen Mann in Hemd und Stoffhose fand er etwas beängstigend, und die hübsche Dunkle mit dem dicken Hintern hatte auch nicht unbedingt den herzlichsten, sympathischsten Eindruck auf ihn gemacht. Lediglich das kleine Mädchen war ein Lichtblick gewesen; sie hatte ihn freundlich gegrüßt und außerdem etwas Angenehmes, Gutmütiges in ihrer Ausstrahlung gehabt.
Elias graute es. Noch eine Woche würde er in seiner gewohnten Umgebung verbringen, dann war der Friede vorüber, dann musste er in den Krieg ziehen (zumindest kam es ihm so vor), in den Kampf gegen die neuartigen Bilder, Gesichter, Stimmen, Geräusche und Farben, welche plötzlich und ohne Erbarmen auf ihn einschlagen würden.
Gesendet von Dennis: Gestern um 16:59
Elias fuhr ein Schauer durch den Körper. Es machte sich wieder jenes Kribbeln in der Bauch- und Brustgegend bemerkbar, das er in Schrecksituationen immer fühlte, im Grunde ein wenig wie Schmetterlinge im Bauch, aber als äußerst unangenehme Variante. Panisch drückte er erneut ein paarmal auf den Knopf, aber es tat sich nichts. Dann betätigte er den Lichtschalter, doch auch das Licht ging nicht an. Es war ein Schock für Elias, chaotisch wirbelten Gedanken wie »kein Strom«, »Was mach ich jetzt?«, »Ich will noch Musik hören und nachher Filme gucken«, gemischt mit Emotionen von Angst, Wut und Verzweiflung in seinem Kopf herum.
Stromausfall? Wenn ja, wie lange würde das dauern?
Elias versuchte, das Chaos in seinem Kopf zu ordnen, einen klaren Gedanken zu fassen; er musste jetzt ruhig bleiben und genau überlegen, was er tat.
Gesendet von Dennis: Gestern um 17:01
»Aha, und wann dürftest du die nächste Zigarette nach deiner Methode jetzt rauchen?«
»Ab 21 Uhr 33. Allerdings hab ich heute schon 27 Minuten gut, das heißt, es ginge auch schon ab 21 Uhr 14.«
»Hä?« Willi schien jetzt ziemlich verwirrt zu sein. »Was meinst du damit, dass du die gut hast?«
»Immer, wenn ich die Mindestzeitspanne überschreite und später eine rauche, was häufig vorkommt, bekomme ich die verspäteten Minuten quasi gutgeschrieben. Das können mal nur acht sein, mal vielleicht auch 17 oder noch mehr. Heute bin ich bisher halt auf 27 gekommen. Ich darf aber auch nur höchstens 19 Minuten vor dem eigentlichen Zeitpunkt rauchen, denn ansonsten ist der Abstand zwischen den einzelnen Zigaretten zu gering.
Gesendet von Dennis: Gestern um 17:02
Nach wenigen Minuten tauchte eine Frau an ihrem Tisch auf. Elias nahm sie zuerst nur aus dem Augenwinkel wahr. Als sie dann jedoch »Hallo, die Herren« verlauten ließ, blickte er von der Karte auf und sah in ein junges, ausgesprochen hübsches, aufgeweckt und freundlich strahlendes Gesicht. Es fuhr ihm sogleich ein Kribbeln durch den Körper, wie immer, wenn er ohne Vorwarnung ein weibliches Wesen vorgesetzt bekam, das er ungemein attraktiv fand. Außerdem hatte er plötzlich Schwierigkeiten mit der Atmung und bemerkte, wie seine rechte, auf die Karte gelegte Hand leicht zu zittern begann. Er hoffte, dass niemand etwas von seiner Nervosität mitbekam. Aber seine Tischgenossen schienen mehr auf den hübschen Ankömmling zu achten als auf ihn.
Kurzbiografie des Autors Dennis Kornblum
Geboren am 03. November 1980 in Frechen, hat er schon in seiner Kindheit und Jugend an Romanen geschrieben und schließlich 2001 den ersten fertiggestellt.
Nach dem Studium von ein paar Semestern Psychologie kam er 2005 aufgrund depressiver Verstimmung in die Uni-Klinik in Bonn, kurz darauf in ein Übergangswohnheim für psychisch Kranke. Mit der Diagnose Asperger-Syndrom im Jahr 2007 wurden in ihm selber und in seiner Familie die Weichen für ein besseres Verständnis seiner Probleme im Alltag gestellt. Dennoch kam er im selben Jahr in ein Langzeitwohnheim, in dem er fast neun Jahre blieb. Im März 2016 zog er in eine eigene Wohnung in Bonn-Bad Godesberg.
Nachdem er sich bis zum 22. Lebensjahr intensiv mit Literatur und dem eigenen Schreiben beschäftigt hatte, folgte eine lange Zeit, die von gänzlich anderen Spezialinteressen dominiert war. So übte er einige Jahre lang exzessiv das Spielen von E-Gitarre. Diese Leidenschaft wurde später von einem extremen Interesse an Krafttraining und Ernährung abgelöst, bis er im Frühjahr 2019 schließlich, sich wieder auf seine schriftstellerischen Wurzeln besinnend, mit der Arbeit an dem Roman "Die goldene Ananas" begann, in dem er seine Schwierigkeiten im sozialen Kontakt und seiner praktischen Lebensführung literarisch verarbeitet.
Seit zwei Jahren hat er eine Lebensgefährtin, Aysen Bayar, die ihn wieder zum Schreiben ermutigt und dabei geduldig unterstützt hat.
Gesendet von Dennis: Gestern um 17:03
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Ein tolles Buch! Kann es nur empfehlen. Als Erstlingswerk sehr gut gelungen.
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