Blutige Kreuzfahrt
von Christian Huyeng
Klappentext
★ Das Verbrechen kennt keinen Urlaub!★
Mach Urlaub, haben Sie gesagt. Eine Kreuzfahrt wird dich entspannen, haben Sie gesagt. Pah! Jetzt saß Nachtu nebst Gattin auf dem Luxuskreuzfahrtschiff 'Der Glanz des Königs' fest. Doch statt das Gratis-Buffet genießen zu können, muss sich der Kommandant mit einer Mordserie an gut betuchten Gästen herumplagen. Gar nicht so einfach, wenn der berühmteste Privatdetektiv aus Terre de Splendeur, Héraclès Poignot, seine eigenen Theorien hat. Geheimnisse aus der Vergangenheit der Opfer, Champagnerpyramiden und übermotivierte Animateure vergrößern das Chaos auf diesem schwimmenden Tatort.
Na dann, Ahoi!
Schnipsel
äfen
rochen seltsam. Immer. Es war diese Mischung aus etwas brackigem
Wasser, Fisch und den neuartigen Dampfschiffen, die es Nachtu schwer
machten, seinen Kaffee zu genießen. Dabei war der gar nicht mal
schlecht. Iunit blätterte schon seit Stunden in der
Informationsbroschüre des Kreuzfahrtschiffes und markierte
Programmpunkte, die ihm gefallen würden. Zumindest behauptete sie das.
Er wollte gar kein Programm, herzlichen Dank. Schlimm genug, dass er
überhaupt Urlaub machen musste. Es gab so viel zu tun. Gut, eigentlich
nicht. Es war in den letzten Wochen ziemlich ruhig in Man-Nafir gewesen
und sein Fehlen würde kaum auffallen. Uneb hatte eigentlich immer alles
gut im Griff in der Kriminalwache, das musste er neidlos zugeben.
Trotzdem. Monatelang nicht in der Hauptstadt zu sein, gefiel ihm ganz
und gar nicht. Immerhin war er Kommandant! Eine Kreuzfahrt war eine
Sache, schön und gut, aber dann auch noch vier Wochen Urlaub auf
irgendeiner dämlichen Insel, die für Tee und Nieselregen bekannt war,
das musste nicht sein.
«Jetzt hör auf, so grummelig zu sein. Du mochtest doch die Schifffahrt
in Hesstien. Das hier ist doch fast das Gleiche, nur länger.»
«Eben. Man kann auch alles übertreiben!»
«Nachtu! Jetzt ist aber endgültig Schluss mit dem Gemecker. Es gibt
bestimmt viel zu Essen und ich habe hier gelesen, dass du an einer
Whiskey- und Zigarrenverkostung teilnehmen kannst. Sobald wir an Bord
sind, werde ich dich da anmelden. Und leg bitte die Zeitung weg, ja? Ich
habe keine Lust, dass du zufällig von einem Verbrechen liest und wir
nachher unseren Urlaub hier verbringen müssen, weil der feine Herr
meint, sich in die Ermittlungen einmischen zu müssen. Versprich mir,
dass du dich nicht aktiv auf die Suche nach Verbrechen machen wirst!»
Das war leicht, die Verbrechen fanden meist ihn. Also nickte er und
legte dann seufzend die Zeitung weg. Das Lokalblatt war ohnehin eher
öde. Nur ein Artikel über einen seltsamen Privatdetektiv aus Terre de
Splendeur …
«Schau mal, Nachtu, ist das nicht dieser Héraclès Poignot?»
«Was? Wo?» Nachtu blickte sich fast panisch um. Das konnte doch nicht
wahr sein. Ein Privatdetektiv auf seinem Schiff?
Tatsächlich, da stand
ein seltsamer Mann mit einem enorm teuren Anzug, einem winzigen Hut und
einem riesigen Schnurrbart, der wie Flügel rechts und links von seinem
Gesicht ab-stand. Und er gab Autogramme. Autogramme. Welcher
Privatdetektiv hatte denn bitte Fans?
«Der schreibt doch auch Krimis, oder?»
Stimmt, da war doch was.
«Er war für die Recherche zu seinem neusten Roman ‚Das fehlende Glied in
der Hose‘ in Tzra und hat da nebenbei den größten Juwelenraub des
Jahrhunderts aufgeklärt. Wer hätte auch ahnen können, dass die Gattin
des Botschafters von Ederne so viel Schmuck hatte schlucken können!»
Eine Frau mit einem, hoffentlich, toten Fuchs um den Hals und sehr,
sehr, sehr viel Busen, hatte vom Nachbartisch aus wohl gelauscht.
«Das ist enorm aufregend, dass so ein bekannter Ermittler und Autor mit
uns auf diese Kreuzfahrt geht. Ach, wie unhöflich von mir. Lady Lilianne
de Winter, höchst erfreut!»
«Iunit, erste Sängerin des Riaš, Zierde Seiner Ma-jestät und Leiterin
des ‚Rechtschaffene Damen-Clubs‘ und das ist mein Gatte, Oberkommandant
Nachtu, Chef der Königlichen Polizei des Imperi-ums.»
Na, da hatte Iunit gleich mal alles auf den Tisch gelegt.
«Oh, wie nett, ein Polizist. Ja, also ich muss dann auch mal sehen, dass
meine Koffer an Bord kom-men. Ich bin schon ganz aufgeregt, die
‚Glanz-des-Königs‘ soll ja ein wahrer schwimmender Luxus-Tempel sein.
Man sieht sich sicherlich noch. Auf Wiedersehen!»
«Von wegen!», grunzte Nachtu.
«Ich glaube, das kann man auf einem Schiff nicht vermeiden, Schatz.»
«Das meine ich doch gar nicht. Ich meine diesen Poignot. Ich habe
gestern noch einen Brief von Blocicz und Pametan bekommen. Die sind doch
wegen irgendeiner Familiensache gerade in Tzra.
Blocicz erwähnt den
Kerl als, ich zitiere, ‚furchtbaren Plagegeist mit dem Verstand
einer Küchenfliege‘.»
Iunit lachte bei seiner Imitation des Doktors laut auf.
«Er hat diese Dame behandelt, weil sie über Bauchschmerzen klagte. Kein
Wunder, wenn man sechs Brillantringe und zwei Ohrgehänge ver-schluckt
hat. Es war übrigens auch nicht die Ehefrau des Botschafters von Ederne,
sondern die Frau des Kulturattachés der Botschaft von Izmü, aber naja,
bei den Details kann man als berühmter Schriftsteller und
Privatermittler natürlich schon mal durcheinanderkommen.»
Iunit lachte weiter, doch dann ertönte ein durch-dringendes Tuten.
Nachtu zog eine Grimasse. Dass Seefahrt immer so laut sein musste! Gut,
bei dem Altersdurchschnitt der meisten anderen Gäste war ein derart
lautes Signal wohl die einzige Möglichkeit sicherzustellen, dass jeder
wusste, dass es nun Zeit war, an Bord zu gehen.
Noch mehr von Christian Huyeng
SteckbriefChristian Huyeng, geboren im Herzen des wunderschönen Ruhrgebiets ist
studierter Ägyptologe, klassischer Archäologe und
Romanist/Literaturwissenschaftler.
Nach Jahren im Ausland (Istanbul,
Madrid, Kairo) lebt er jetzt wieder im herrlichen Buer und widmet sich
ganz der Schriftstellerei.
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Der Schnipsel macht Lust auf mehr. Das Buch scheint spannend zu sein und könnte meinem Geschmack entsprechen.
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