Donnerstag, 25. Februar 2021

MARGIT RUMPL - Morgen finde ich dich!

 

Morgen finde ich dich!

von Margit Rumpl


Morgen finde ich dich! Dies ist die abenteuerliche Geschichte der jungen Margit, die ihrer Sehnsucht nach Freiheit folgt und spontan mit ihrem pinkfarbenen VW-Käfer nach Andalusien aufbricht. Dort lernt sie Luis aus Südamerika kennen und glaubt, in ihm ihre große Liebe gefunden zu haben. Das gemeinsame Baby soll das Glück vollkommen machen. Doch auch als erste Schwierigkeiten und Probleme die Beziehung auf die Probe stellen, ahnt Margit noch nicht, welch abenteuerliche Reisen, schicksalhafte Wendungen und schmerzvolle Erfahrungen sie erwarten. Als die Situation eskaliert und Luis ihr das Liebste nimmt, wird die junge Frau zur leidenschaftlichen Kämpferin.

 

Schnipsel 1 

Er kommt näher, will sich auf die Bettkante setzen, fällt aber dabei hin, direkt vor mein Bett. Als er sich wieder aufrichtet, schiebt sich seine Hand unter mein Laken. Das ich fest umklammert habe. „Raus, Verschwinde, aber schnell!“ Mit aller Kraft schlage ich seine Hand weg. „Ja, ja, schlag fester zu, ja!“ Entsetzt bemerke ich, dass ihn das nur noch mehr anstachelt. „Du bist total verrückt, ich will dich nicht, hörst du, geh endlich oder ich schreie um Hilfe!“ Nun zögert er doch. „Na gut, nicht schreien, ich geh ja schon, beruhige dich!“ lenkt er plötzlich ein. „Bist du sicher? Willst du mich nicht wenigstens noch mal ein bisschen schlagen? Hm?“ „Nein, raus hab ich gesagt!“ Endlich macht er sich davon, taumelt die Treppe hinunter. Ich höre ihn am Türschloss hantieren, gleich darauf wieder polternd hochkommen. Ich versinke im Bett, zumindest will ich das. Warum nur hat mein Schlafzimmer keine Tür? Nur ein Vorhang trennt es vom Vorraum. Lautes Geräusch aus dem Wohnzimmer. Mein Besucher macht sich jetzt am Fenster zu schaffen. Was hat er vor? Er wird doch nicht ...? Tatsächlich, ich kann einen Blick in seine Richtung erhaschen, er schwingt langsam seine Beine über das Fenstersims und verschwindet. Ein Plumps und Stille. Als wäre er nie da gewesen.

 

Schnipsel 2

Der Verdächtige war auf Little Corn Island festgenommen worden. Und wir sollen ihn identifizieren. Mein Herz klopft, mich macht das nervös. Luis nimmt es gelassen. Das Zimmer auf der Wache ist klein. Uns gegenüber, nur etwa drei Meter entfernt, stehen fünf Männer. Jeder von ihnen groß, dunkelhäutig mit krausen, langen Haaren. Und vollkommen ausdruckslosen Gesichtern. Ich wage kaum, ihnen in die Augen zu blicken. Habe Angst vor meinen Gefühlen. Angst, ihn zu erkennen oder auch, ihn nicht zu erkennen. „Der ist es!“ Luis zeigt auf den mittleren der Männer, sicher, ohne zu überlegen. „Margarita?“ Mir wird schlecht. Ist er es wirklich? Was, wenn wir uns täuschen? Im Vorraum waren wir einer hübschen, sehr jungen Frau begegnet mit einem Baby, etwas älter als Andreas, im Arm. Die Ehefrau des Verdächtigen. Sie hat uns stumm und verzweifelt angesehen, als wir an ihr vorbeigingen. An sie denke ich nun. Ihr Mann wird ins Gefängnis kommen, sie und ihr Baby werden darunter mehr leiden als er. Das bilde ich mir zumindest ein. Vielleicht geht auch der Falsche ins Gefängnis? Vielleicht ist der Mann vor mir unschuldig? Auch wenn Luis sich sicher ist, ihn erkannt zu haben, ist er es wirklich? Die sehen doch alle ähnlich aus. „Señora?“ Der Polizeibeamte hebt eine Augenbraue und sieht mich erwartungsvoll an. „Margarita, sieh sie dir genau an.“ Luis hält meine Hand. Ich zeige auf den Mann. „Si, este!“ Der ist es! Der Verdächtige schaut mir in die Augen. Ich kann seinen Blick nicht deuten. Hass? Verachtung? Kommt mir eher vor wie Spott oder Gleichgültigkeit. Ich will schnell raus aus dem Zimmer. Darf das überhaupt sein, eine Gegenüberstellung in einem so kleinen Raum? Hier schon.

 

Schnipsel 3

„Wo sind Luis und Andreas? Bitte sag es mir!“ Wird sie mir helfen? In der Wohnung ist es still, außer meiner Schwiegermutter ist niemand zu sehen. Stockend erzähle ich ihr meine Version der Geschichte. Sie ist sprachlos, weint mit mir. „Ich wusste das doch nicht. Luis taucht nach so vielen Jahren einfach hier auf und denkt, ich kann mich um seinen Sohn kümmern. Er will sich eine Arbeit suchen. Ich bin überglücklich ihn und mein Enkelkind hier zu haben. Aber ich muss arbeiten, kann mich nicht um Andreas kümmern. Er hat gestern ein paar Sachen gepackt und ist gegangen. Ich weiß nicht wohin.“ „Oh Gott, er hat gesagt, er will nach Brasilien ...“ Ich bin zu spät gekommen - zu spät - schießt es mir durch den Kopf. „Ich ruf bei seinem Vater an. Vielleicht weiß der Bescheid.“ Eda spricht schnell und es fällt mir schwer, etwas von dem Telefonat zu verstehen. „Sie sind da, Margarita! Luis wird sich bei dir melden. Sein Vater wird dafür sorgen. Er hat es mir versprochen.“ Luis Vater lebt bereits seit über zehn Jahren von Eda getrennt, hat wieder geheiratet und mit seiner zweiten Frau einen Sohn von acht Jahren. Den Luis verachtet. Luis hat es nie wirklich verkraftet, dass sein Vater die Familie verlassen hat. Damals war er ein verstörter Junge von zwölf Jahren gewesen und hatte die ganze Schuld seiner Mutter zugeschrieben. Sie habe den Vater aus dem Hause verjagt, redete er sich ein. Bis heute hasst er seine Mutter dafür, erzählte er mir mal. Nie ist er auf die Idee gekommen, sein Vater könnte Fehler gemacht haben, obwohl er derjenige gewesen war, der seine Frau mit drei Kindern alleine gelassen hatte. Eda hat Tee zubereitet, nun sitzen wir in ihrem Wohnzimmer und warten. Dunkel ist es im Zimmer, das braune Ledersofa steht zwischen schwarzen Möbeln. Überall stehen kitschige Porzellanfiguren auf gehäkelten Deckchen und sehen mich teilnahmslos aus ihren leblosen Augen an. Die Vorhänge sind zugezogen, um die Sommerhitze draußen zu halten. An der Wand steht eine große dunkle Standuhr und tickt leise vor sich hin. „Noch Tee? Nimm dir ein paar Kekse!“ Eda kümmert sich um mich, wirkt fast so nervös wie ich. Ihr Sohn hat unser gemeinsames Kind entführt. Sie ist ebenso Mutter, kann sich in meine Situation hinein fühlen, aber sie ist auch die Großmutter von Andreas. Luis ist ihr Sohn. Wird sie seine Ansichten teilen, ihn unterstützen? Ich blicke zum wohl zehnten Mal zur Uhr. Eine Stunde ist beinahe vergangen. Warum ruft er nicht zurück? Schweißtropfen bilden sich zwischen meinen Schulterblättern. Meine Hände sind trotz der Hitze eiskalt und zittern. Endlich klingelt das Telefon. Obwohl ich es kaum noch ausgehalten habe so lange zu warten, fällt mir nun beinahe die Teetasse, aus der ich eben einen Schluck machen wollte, aus der Hand. „Es ist Luis.“ Eda gibt mir das Telefon. „Was machst du hier? Ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht kommen.“ Er lässt mich gar nicht erst zu Wort kommen. Ich kämpfe wieder mit den Tränen. „Hör gut zu Margarita. Mein Vater bereitet ein Schreiben vor. Ich bringe es morgen vorbei. Das wirst du unterzeichnen. Erst dann wirst du Andreas wieder sehen.“ „Ich unterschreibe dir alles, nur bitte kommt jetzt. Bitte. Ich halte es nicht mehr aus.“ „Du wirst dich einverstanden erklären, dass mein Sohn hier bleibt und Uruguay nur mit meinem ausdrücklichen Einverständnis verlassen darf! Hast du das kapiert?“ Ich schlucke. Damit habe ich nicht gerechnet. In meinem Kopf jagen die Gedanken. „Ich werde nirgendwo hingehen mit ihm. Bitte. Ich will bei meiner Familie sein. Das sind Andreas und du.“ Ich will überhaupt nie wieder mit Luis zusammen sein nach allem was geschehen ist. Aber ich würde ihm in diesem Moment alles versprechen nur um Andreas wieder im Arm halten zu dürfen. Luis lässt sich erweichen. Eine halbe Stunde später darf ich endlich mein Kind umarmen. Im Arm seines Vaters blickt er mich anfangs unsicher an und klammert sich an Luis, als ich ihn anspreche und nehmen will. Schon eine Woche genügt um ein eineinhalbjähriges Kind seiner Mutter zu entfremden. Aber nach ein paar Minuten ändert sich sein Gesichtsausdruck

 

Über die Autorin


Margit Rumpl, Jahrgang 1966, lebt in Scheibbs, Niederösterreich. Aufgewachsen in einem kleinen Dorf im Mostviertel, weiß sie schon in ihrer Kindheit, was sie in ihrem Leben möchte: mit Pferden arbeiten und fremde Länder bereisen. Nach einigen Jahren in Spanien und Südamerika ( davon erzählt „Morgen finde ich dich!“ ) erfüllte sie sich ihren Kindheitstraum und führte 17 Jahre lang mit ihrem zweiten Ehemann einen eigenen Reiterhof. Sie hat einen erwachsenen Sohn. Die Sehnsucht nach dem Unterwegs sein, Abenteuern und Selbstfindung veranlasste die Autorin, sich 2005 auf einen Weitwanderritt zu begeben. Ihr Erstlingswerk: „Auf nach Santiago – Eine Frau allein mit ihrem Pferd“, erschien 2009 im Novum Verlag und erzählt von der 3000km langen Pilgerreise mit ihrem Pferd von Österreich nach Santiago de Compostela. Heute arbeitet Margit Rumpl in einem psychiatrischen Pflegezentrum als therapeutische Assistenz und nebenberuflich als Reittrainerin. In ihrem Kopf warten schon die nächsten Geschichten, die erzählt werden wollen…

 

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Mittwoch, 24. Februar 2021

Tini Wider - Ein Lied, mein Leben und was sonst noch schiefgehen kann

Ein Lied, mein Leben und was sonst noch schiefgehen kann

von Tini Wider

 

Als Lillys Mutter unerwartet stirbt, ist die Siebzehnjährige gezwungen ihre beschauliche Heimatstadt zu verlassen. Bei ihrer exzentrischen Großmutter in Berlin stellt sie das neue Leben zusätzlich vor ungeahnte Herausforderungen. 

Im Kampf um ihre Hoffnungen und Träume begegnet sie neben Intrigen und fiesen Machenschaften auch dem jungen Tontechniker William, der ihr Herz höher schlagen lässt. Doch dieser scheint ihr etwas zu verschweigen. Und stecken in dem Anhänger ihrer Mutter wirklich magische Kräfte – oder ist das nur ihr verzweifelter Wunsch, dass sich alles zum Guten wendet? 

Lilly muss zum ersten Mal kämpfen: um ihre Musik, ihre Liebe – und um ihr Leben. Ein hoffnungsvoller Neuanfang – eine fiese Intrige – Hat Lilly den Mut die Wahrheit ans Licht zu bringen?

 















 

 

 

 

 

 

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Über die Autorin


Seit sieben Jahren mittlerweile, lebt Tini mit ihren zwei Mädels, ihrem Mann und zwei Katzen im Westen von Kanada. Schon im ersten Jahr dort hat ihr die deutsche Sprache so gefehlt, dass sie nur noch deutschsprachige Bücher gelesen hat. Das war jedoch nicht genug. Die Bücher suchten sich sehr bald ihren Weg aus ihrem Herzen aufs Papier. Erst zaghaft und langsam, dann immer vehementer. Das Ergebnis sind magische Romane mit ganz viel Liebe. Man findet sie auf Bookstagram, Twitter und Facebook, wo sie sich mit Blogger:innen, Autor:innen und anderen Buchverrückten der schönsten Beschäftigung der Welt frönt.

 

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Dienstag, 23. Februar 2021

Christian Huyeng - Blutige Kreuzfahrt

Blutige Kreuzfahrt

von Christian Huyeng

 

 

Klappentext
 

★ Das Verbrechen kennt keinen Urlaub!★ 
 
Mach Urlaub, haben Sie gesagt. Eine Kreuzfahrt wird dich entspannen, haben Sie gesagt. Pah! Jetzt saß Nachtu nebst Gattin auf dem Luxuskreuzfahrtschiff  'Der Glanz des Königs' fest. Doch statt das Gratis-Buffet genießen zu können, muss sich der Kommandant mit einer Mordserie an gut betuchten Gästen herumplagen. Gar nicht so einfach, wenn der berühmteste Privatdetektiv aus Terre de Splendeur, Héraclès Poignot, seine eigenen Theorien hat. Geheimnisse aus der Vergangenheit der Opfer, Champagnerpyramiden und übermotivierte Animateure vergrößern das Chaos auf diesem schwimmenden Tatort. 
 
Na dann, Ahoi!



 
 
Schnipsel

äfen rochen seltsam. Immer. Es war diese Mischung aus etwas brackigem Wasser, Fisch und den neuartigen Dampfschiffen, die es Nachtu schwer machten, seinen Kaffee zu genießen. Dabei war der gar nicht mal schlecht. Iunit blätterte schon seit Stunden in der Informationsbroschüre des Kreuzfahrtschiffes und markierte Programmpunkte, die ihm gefallen würden. Zumindest behauptete sie das. Er wollte gar kein Programm, herzlichen Dank. Schlimm genug, dass er überhaupt Urlaub machen musste. Es gab so viel zu tun. Gut, eigentlich nicht. Es war in den letzten Wochen ziemlich ruhig in Man-Nafir gewesen und sein Fehlen würde kaum auffallen. Uneb hatte eigentlich immer alles gut im Griff in der Kriminalwache, das musste er neidlos zugeben. Trotzdem. Monatelang nicht in der Hauptstadt zu sein, gefiel ihm ganz und gar nicht. Immerhin war er Kommandant! Eine Kreuzfahrt war eine Sache, schön und gut, aber dann auch noch vier Wochen Urlaub auf irgendeiner dämlichen Insel, die für Tee und Nieselregen bekannt war, das musste nicht sein. 
 
«Jetzt hör auf, so grummelig zu sein. Du mochtest doch die Schifffahrt in Hesstien. Das hier ist doch fast das Gleiche, nur länger.» «Eben. Man kann auch alles übertreiben!» «Nachtu! Jetzt ist aber endgültig Schluss mit dem Gemecker. Es gibt bestimmt viel zu Essen und ich habe hier gelesen, dass du an einer Whiskey- und Zigarrenverkostung teilnehmen kannst. Sobald wir an Bord sind, werde ich dich da anmelden. Und leg bitte die Zeitung weg, ja? Ich habe keine Lust, dass du zufällig von einem Verbrechen liest und wir nachher unseren Urlaub hier verbringen müssen, weil der feine Herr meint, sich in die Ermittlungen einmischen zu müssen. Versprich mir, dass du dich nicht aktiv auf die Suche nach Verbrechen machen wirst!» Das war leicht, die Verbrechen fanden meist ihn. Also nickte er und legte dann seufzend die Zeitung weg. Das Lokalblatt war ohnehin eher öde. Nur ein Artikel über einen seltsamen Privatdetektiv aus Terre de Splendeur … «Schau mal, Nachtu, ist das nicht dieser Héraclès Poignot?» «Was? Wo?» Nachtu blickte sich fast panisch um. Das konnte doch nicht wahr sein. Ein Privatdetektiv auf seinem Schiff? 
 
Tatsächlich, da stand ein seltsamer Mann mit einem enorm teuren Anzug, einem winzigen Hut und einem riesigen Schnurrbart, der wie Flügel rechts und links von seinem Gesicht ab-stand. Und er gab Autogramme. Autogramme. Welcher Privatdetektiv hatte denn bitte Fans? «Der schreibt doch auch Krimis, oder?» Stimmt, da war doch was. «Er war für die Recherche zu seinem neusten Roman ‚Das fehlende Glied in der Hose‘ in Tzra und hat da nebenbei den größten Juwelenraub des Jahrhunderts aufgeklärt. Wer hätte auch ahnen können, dass die Gattin des Botschafters von Ederne so viel Schmuck hatte schlucken können!» Eine Frau mit einem, hoffentlich, toten Fuchs um den Hals und sehr, sehr, sehr viel Busen, hatte vom Nachbartisch aus wohl gelauscht. «Das ist enorm aufregend, dass so ein bekannter Ermittler und Autor mit uns auf diese Kreuzfahrt geht. Ach, wie unhöflich von mir. Lady Lilianne de Winter, höchst erfreut!» «Iunit, erste Sängerin des Riaš, Zierde Seiner Ma-jestät und Leiterin des ‚Rechtschaffene Damen-Clubs‘ und das ist mein Gatte, Oberkommandant Nachtu, Chef der Königlichen Polizei des Imperi-ums.» Na, da hatte Iunit gleich mal alles auf den Tisch gelegt. «Oh, wie nett, ein Polizist. Ja, also ich muss dann auch mal sehen, dass meine Koffer an Bord kom-men. Ich bin schon ganz aufgeregt, die ‚Glanz-des-Königs‘ soll ja ein wahrer schwimmender Luxus-Tempel sein. Man sieht sich sicherlich noch. Auf Wiedersehen!» «Von wegen!», grunzte Nachtu. «Ich glaube, das kann man auf einem Schiff nicht vermeiden, Schatz.» «Das meine ich doch gar nicht. Ich meine diesen Poignot. Ich habe gestern noch einen Brief von Blocicz und Pametan bekommen. Die sind doch wegen irgendeiner Familiensache gerade in Tzra. 
 
Blocicz erwähnt den Kerl als, ich zitiere, ‚furchtbaren Plagegeist mit dem Verstand einer Küchenfliege‘.» Iunit lachte bei seiner Imitation des Doktors laut auf. «Er hat diese Dame behandelt, weil sie über Bauchschmerzen klagte. Kein Wunder, wenn man sechs Brillantringe und zwei Ohrgehänge ver-schluckt hat. Es war übrigens auch nicht die Ehefrau des Botschafters von Ederne, sondern die Frau des Kulturattachés der Botschaft von Izmü, aber naja, bei den Details kann man als berühmter Schriftsteller und Privatermittler natürlich schon mal durcheinanderkommen.» Iunit lachte weiter, doch dann ertönte ein durch-dringendes Tuten. Nachtu zog eine Grimasse. Dass Seefahrt immer so laut sein musste! Gut, bei dem Altersdurchschnitt der meisten anderen Gäste war ein derart lautes Signal wohl die einzige Möglichkeit sicherzustellen, dass jeder wusste, dass es nun Zeit war, an Bord zu gehen.

 

 

 

Noch mehr von Christian Huyeng

 

 

Steckbrief

Christian Huyeng, geboren im Herzen des wunderschönen Ruhrgebiets ist studierter Ägyptologe, klassischer Archäologe und Romanist/Literaturwissenschaftler.

Nach Jahren im Ausland (Istanbul, Madrid, Kairo) lebt er jetzt wieder im herrlichen Buer und widmet sich ganz der Schriftstellerei.

 

 

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