Eine Covid 19 Reise
Klappentext:
„Seid
ihr verrückt? Nach Mexiko kannst du im Moment nicht reisen! Dort ist
man seines Lebens nicht sicher. Die Polizei ist korrupt und am Ende
wirst du noch überfallen. Vielleicht hält man dir sogar eine Waffe an
den Kopf.“ Das hören oder lesen wir, während uns das Interesse an den
alten Hochkulturen der Maya und Azteken in dieses Land lockt.
Auf
Aruba mit dem Boot gelandet, ist es nun nicht mehr weit bis nach
Mittelamerika. Während der Hurrikansaison muss unser derzeitiges Zuhause
sicherheitshalber sowieso am Steg bleiben. Aber die Infektionszahlen,
der seit März 2020 herrschenden Covid-19-Pandemie, steigen im Juli in
den Vereinigten Staaten, Südamerika und auch in Mexiko besonders
dramatisch an. Allein das wäre schon ein Grund unsere Reisepläne
aufzugeben. Die Überreste der alten, im Urwald verschwundenen und
wiederentdeckten Pyramiden rufen uns jedoch immer lauter. Wir wollen
nicht auf dem Boot sitzen und warten, sondern neue Länder entdecken.
Also ist im September 2020, nach einer Rundtour durch die Vereinigten
Staaten von Amerika, Mexiko unser Ziel.
In
dieser Geschichte darf der Leser unsere aufregende Reise miterleben und
Antworten auf spannende Fragen finden. Ist Mexiko denn wirklich so
gefährlich, wie alle sagen? Werden wir die Mayastätten trotz Covid-19
besuchen können? Lohnt sich dieser Ausflug im Moment überhaupt? Welche
Hindernisse müssen wir überwinden und welche Überraschungen dürfen wir
erleben?
Und das sagt die Autorin außerdem noch über das Buch und ihre Reise durch Mexiko
Reise
mit mir fünf Wochen in ein geschichtsträchtiges Land, mit
sagenumwobenen Kulturen, die riesige Bauwerke im Regenwald bauen und
verlassen, einer vielfältigen Flora und Fauna, undurchdringlichem
Regenwald sowie einem Volk, welches sein Selbstbewusstsein wiedererlangt
und eine neue Identität findet.
Trotz
der Covid-19-Restriktionen und den vielen Warnungen entscheiden wir uns
für eine Reise nach Mexiko. Ich möchte schon lange die alten Pyramiden
der Maya sehen, welche für Jahrhunderte im Urwald verschwunden waren und
nun wiederentdeckt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Die
Gelegenheit ist günstig, da wir mit dem Segelboot in der Karibik
gelandet sind, die Hurrikansaison abwarten müssen und der Weg zur
Yucatan-Halbinsel nicht weit ist. Ungünstig ist das Jahr. 2020 wird als
das Covidjahr in die Geschichte eingehen. Weltweit schließen die Länder
mit nur wenigen Ausnahmen ihre Grenzen. Im August und September
entspannt sich die Situation ein wenig, bevor erneute Schließungen
erfolgen. Aber das wissen wir im Sommer 2020 noch nicht.
Widmung:
Für alle Maya, die stolz sind ,
diesem geschichtsträchtigen Volk
anzugehören und dieWerte,
Kenntnisse sowie Fähigkeiten
ihrer Kultur am Leben erhalten.
Inhalt
Der Ampeltrick
Karibisch bunt
Verabredung mit einem Riesen
Bildungsurlaub
Was ist eine Cenote?
Menschenopfer und versteckte Pyramiden
Göttliche Spiele und
die höchste Pyramide auf Yucatán
Der schwarze Jaguar
Magische Stadt auf Mayaruinen
Das Tor zur Mayawelt
Der Brunnen der Itzá
Stilles Mayapán
Strikte Anweisungen und Gängelei
Der aufgerissene Rachen einer Schlange
Eine Mayastadt der Neuzeit
Quer durch den Süden
Das neue Mexiko
Adios Amigos
Ende gut, alles gut?
📚
Liste der besuchten Mayastädte
in der Reihenfolge unserer Reise
Tulum
Muyil
Cobá
Ek Balam
Itzamal (Pyramiden + Stadt)
Xcambó
Mérida (Stadt)
Dzibilchaltun
Aké & San José Oriente (Mayadörfer)
Chichén Itzá
Mayapán
Uxmal
Dzibilnocac
Hochob
Edzná
San Francisco de Campeche (Stadt)
Balamkú
Hormiguera
Xpujil
Schnipsel 1
Der Ampeltrick
„Kennst
du schon den Ampeltrick?“, fragt mich mein lieber Mann. Wir sitzen in
einem Café, über uns dreht sich träge ein großer Ventilator mit drei
schlanken, verstaubten Holzflügeln. Vor den Türen ist es so heiß, dass
man die Mittagszeit dankbar in klimatisierten Räumen verbringt. Ein
Kaffee hält uns wach und konzentriert, während wir unser nächstes Ziel
recherchieren. Im Moment liegen wir mit unserem Boot auf Aruba in der
Karibik. Das Eiland gehört zu den ABC-Inseln, befindet sich außerhalb
des Hurrikangürtels und ist deshalb ein sicherer Anlaufpunkt für die
Zeit von Juni bis November. Das Boot liegt hier gut bewacht und wir
wollen die Zeit nutzen, um über Land zu reisen.„Die Ampel zeigt auf rot
und der Polizist winkt dich trotz dessen durch. Was würdest du tun?“,
fragt er mich, indem er den mit Zucker bestreuten Milchschaum genüsslich
von seinem Löffel schleckt.
Ich
will schon lange in das Land der Maya und Azteken reisen, um ihre
Pyramiden zu sehen, die Jahrhunderte vom Regenwald verschlungen, nun
wieder entdeckt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Während ich mich bei meiner Recherche auf diese Orte konzentriere,
stöbert Stefan das Internet bezüglich der Reisebedingungen durch. Was
sagt das Auswärtige Amt? Welche Erfahrungen haben andere gemacht? Ist
Mexiko ein sicheres Reiseland? Wie kommen wir dort von Ort zu Ort? Die
Einschränkungen aufgrund der Covid-19-Pandemie kommen hinzu. Wohin darf
man reisen? Was muss man dafür auf sich nehmen? Lohnt es sich?
In
meinen Gedanken streife ich bereits wie Indiana Jones durch den
Dschungel. Über mir sitzen Affen in den Ästen und kauen grüne Blätter
und saftige Früchte. Unser Führer schlägt mit der Machete einen Weg
durch den undurchdringlichen Regenwald. Vögel flattern auf. Eine
Schlange liegt entspannt um einen dicken Ast gewickelt und schaut zu mir
hinüber. Eine freigelegte Lichtung taucht auf. Alte, aufeinander
gestapelte Steine ragen pyramidenförmig in den Himmel. Ich muss den Kopf
in den Nacken legen, um die Spitze zu erkennen. Ein Archäologe kommt
auf uns zu. Er kennt die Ausgrabungsstätte und wird uns auf einem
Rundgang mit seinen Geschichten in die antike Welt der Maya entführen.
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Autorin in einer Cenote
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Das
rhythmische und eindringliche Klappern eines Löffels in einem
Latte-Macciato-Glas reißt mich abrupt aus meinen so wundervollen
Tagträumen. „Natürlich würde ich dem Winkzeichen des Polizisten folgen.
Er hat ja wohl mehr zu sagen als so eine automatisch gesteuerte Ampel.“
„Falsch! Du bist auf den Ampeltrick reingefallen. Nun musst du entweder
eine hohe Strafe zahlen, eventuell sogar deine Fahrerlaubnis abgeben
oder dem Beamten ein Taschengeld zustecken. 60 Dollar hält man im Moment
für angemessen.“, rezitiert meine bessere Hälfte, trinkt einen Schluck
Kaffee und ist sich nun meiner Aufmerksamkeit gewiss. Wir sollten es uns
noch einmal überlegen, ob eine Reise nach Mexiko im Moment wirklich so
sinnvoll ist. Es gibt einige Gebiete, vor denen alle warnen. Dort darf
man gar nicht hinfahren, weil man nicht nur ausgeraubt wird, sondern
auch um sein Leben fürchten muss. Die Polizei ist jedoch, nach allem was
Stefan herausgefunden hat, im gesamten Land korrupt. Wenn du das Glück
hast und in keine Falle tappst, dann kannst du zumindest nicht auf Hilfe
hoffen, wenn dir etwas passiert. Ein Unfall wäre der absolute Horror.
Wahrscheinlich wirst du nebenbei noch ausgeraubt.
Ansonsten
sind die Grenzen Mexikos geöffnet. Man kann hinein. Die Rückreise nach
Aruba aus diesem Land ist jedoch im Moment unmöglich. Das kann sich
eventuell ändern, wie so vieles in diesen Coronazeiten. Oder man reist
über ein drittes Land zurück. Zur Zeit käme da nur Amerika in Frage. Wir
liebäugeln schon so lange mit den Pyramiden der alten Hochkultur und
sind nun gar nicht weit entfernt. Es würde sich so gut anbieten. Aber
die Mayastätten sind derzeit noch alle geschlossen, erfahre ich gerade
von meinem Mann. Eventuell öffnen sie Stück für Stück, wenn die
Mexiko-Covid-Ampel von rot auf gelb schaltet, aber derzeit sieht es ganz
und gar nicht danach aus. Die Zahlen der Covid-19-Infizierten steigen
weiterhin, scheinbar unaufhaltsam in die Höhe.
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Xambo |
Schnipsel 2
Menschenopfer und versteckte Pyramiden
Auf
Empfehlung lassen wir uns morgens nicht so viel Zeit. Zwar ist diese
Mayastätte seit zwei Tagen geöffnet, die Besucherzahlen sind jedoch
limitiert. Vor Corona besuchten täglich drei- bis viertausend Menschen
diesen Ort. Im Moment soll nach der eintausendsten Eintrittskarte
Schluss sein. Die alte Mayastadt liegt vor den Toren des heutigen Tulum.
Eindeutige Verkehrsschilder weisen auf den Eingang. Bis dahin ist also
alles ganz einfach.
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Tourifoto in Tulum
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Tulum
ist eine jüngere Mayastadt, die es erst seit dem 13. Jahrhundert gibt.
Ihre einzigartige Lage direkt an der Steilküste des Meeres hat sie zwei
vorgelagerten Klippen zu verdanken, welche nicht nur den Hafen, sondern
auch das Plateau auf natürliche Weise schützen. Damals baut man noch
nicht für den Tourismus. Es geht nicht um eine schöne, unverbaute Sicht
auf das Meer, sondern vielmehr um Sicherheit. Auch hier, tief im Golf
von Mexiko, zieht immer wieder ein Hurrikan vorbei. Direkt am Wasser ist
die Kraft größer und damit zerstörerischer. Auf dem Land schwächt sie
sich in der Regel schnell ab. An diesem Ort konnte man die Tempel und
Pyramiden für die Götter, aufgrund des natürlichen Schutzes, jedoch
direkt ans Meer bauen und die Stadt entsteht naturgemäß in ihrer Nähe.
Im
13. und 14. Jahrhundert wächst Tulum zu einer der größten Städte auf
der Halbinsel Yucatán. Sie wird ein wichtiger Handelsknotenpunkt für die
Maya der gesamte Umgebung. Der erste Europäer, welcher die Stadt 1518
erwähnt, vergleicht sie bezüglich ihrer Ausmaße mit Sevilla, obwohl
dieser Ort bei der Ankunft der Spanier nur noch als religiöses Zentrum
genutzt wird. All dass macht uns neugierig, selbst wenn Tulum nicht aus
der Zeit der Hochkultur stammt.
Kaum
biegen wir von der Hauptstraße ab, werden wir von gleich sechs
aufgeregten Männern energisch heran gewunken. Große, gelbe Fahnen
schwingend und mit Trillerpfeife im Mund, machen sie auf sich
aufmerksam. Nun weiß man als nicht involvierter Ausländer nie, ob diese
Gesten offiziell sind oder der Anpreisung privater Offerten dienen. Das
erfährt man nur durch Fragen und Zuhören. Stefan hat sofort wieder den
Stock im Rücken und Fragezeichen auf der Stirn. Sein Fluchtinstinkt will
das Gaspedal am liebsten ganz durchdrücken. Er hat sich jedoch im Griff
und hält am ersten fahnenschwenkenden Mexikaner. Ich lasse das Fenster
herunter und beginne mit einem fröhlichen Guten-Morgen-Gruß. Nach ein
paar spanischen Sätzen wird klar, dass wir hier vor einem
Parkplatzeinweiser stehen. Auch wenn mein lieber Mann noch Zweifel hat,
hört er auf mich und lässt sich auf einen mit großen Wasserpfützen
durchlöcherten Sandplatz einweisen. Der Motor ist noch gar nicht
abgestellt, da steht auch schon eine dicke, freundliche Frau vor Stefans
Fenster. Sie spricht ganz gut Englisch, sodass er auch etwas versteht
und informiert uns über Preise und Möglichkeiten. Wir könnten Eintritt
und Parkplatz bezahlen oder einen Guide mieten, Karte und Parken
inklusive. Mein lieber Mann rechnet, die gute Frau wartet geduldig und
ich finde, dass ein Guide vielleicht gerade ganz am Anfang unserer
Mayatour für das Verständnis eine gute Idee ist. So bezahlen wir sechzig
Dollar für alles, müssen noch einmal umparken und dürfen dann endlich
aussteigen.
Heute
lernen wir, dass die vielen Verkäufer, Rikschafahrer und Reiseführer,
die hier herum laufen, sich zwar anbieten, aber bei weitem nicht so
aufdringlich sind, wie man es aus Asien kennt. Ein kurzes, freundliches
Dankeschön reicht und die Mexikaner ziehen sich diskret zurück. Das ist
sehr angenehm und wird hoffentlich dazu führen, dass wir offener mit all
den Einheimischen umgehen können, welche forsch auf uns zukommen. Die
freundliche Frau weist uns noch darauf hin, dass an dieser Stätte ein
guter Sonnenschutz und ausreichend Wasser überlebenswichtig sind,
schreibt mir eine Quittung und kümmert sich dann um das nächste
einfahrende Auto. Dieser Ort hat nach sechs Monaten den dritten Tag
geöffnet und hier am Eingang ist gegen halb zehn der Teufel los. Auch
wir müssen uns an den Menschenauflauf und das damit verbundene
aufgeregte Durcheinander erst einmal wieder gewöhnen. Die Ruhe und
Einsamkeit der Coronamonate hat uns langsamer, geräuschempfindlicher und
weniger aufmerksam werden lassen. Den angemessenen Abstand zu Fremden
und die dadurch resultierende fehlende Drängelei haben wir schätzen
gelernt.
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Ballspielfeld der Maya
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Autorin in Mayapan
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Schnipsel 3
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Begegnungen |
Das
eigentliche Abenteuer ist nicht die nächste Mayastadt, sondern der Weg
dorthin. Wir dachten alles erlebt zu haben, aber nun fühlen wir uns
wirklich wie Indiana Jones. Nur leider ist ein kleiner Mietwagen kein
Expeditionsjeep mit viel Bodenfreiheit und Vierradantrieb. In Xpujil ist
die Straße noch asphaltiert, dann fahren wir auf einer Sandpiste mit
vielen trockenen oder wassergefüllten Löchern unterschiedlichster Größe.
„Diesem Weg sollen wir nun 21 Kilometer in den Dschungel folgen?“ Wenn
wir „Hormiguero“ sehen wollen, bleibt uns wohl keine andere Wahl. Da es
sich um einen zu besichtigenden Ausgrabungsort handelt, kann es ja nicht
so schlimm werden. Rechts und links wachsen dicht, mit sattgrünen
Blättern bewachsene Zweige über den Wegesrand zur Mitte, in dem
Bestreben, die freigelegte Straße wieder einzunehmen. Dahinter erstreckt
sich kilometerweit flacher Buschwald mit Wasserlöchern. Wenn wir
bereits auf so vielen anderen Pisten das Gefühl hatten, dass sich hinter
uns dieser schmale, lichte Streifen wie in einer Dornröschenverfilmung
schließt, so glaubt man nun tatsächlich im Dschungel einzuwachsen. Die
Straße wird mit jedem Kilometer schmaler. Bald passen wir mit unserem
kleinen Auto gerade so zwischen den Blättern hindurch. Gut, dass kein
Gegenverkehr mehr kommt. Dann streifen Zweige die Seitenscheiben, um
später sogar über die Windschutzscheibe zu rutschen. Hier war wohl schon
seit sechs Monaten keine Machete mehr in Aktion. Zwischenzeitlich
glauben wir auf dem falschen Weg zu sein, aber es gibt nur diesen. Man
kann sich gar nicht verfahren.
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Die Autorin mit Wettergott |
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Es
regnet, der Boden wird feuchter und matschiger, das Heck des Mietwagens
rutscht unerwartet hin und her. Wir tanzen mit dem Auto Salsa. Aus den
Büschen rechts und links werden unmerklich hohe Bäume. Wenn die Sonne
scheinen würde, könnte sie den aufgeweichten Boden nicht erreichen. Ein
Baum liegt mit all seinem Laubwerk und den ungebetenen Gästen von
Rankelpflanzen oder Lianen quer über dem ohnehin schon schmalen Weg. Wir
können uns vorbei quetschen. Gut, dass die Kollegen von Europcar nicht
sehen, was ihr Fahrzeug gerade schaffen muss. Mit jeder Matschpfütze
fragen wir uns mehr, wie griffig das Profil der Räder wirklich ist.
Stefan muss das richtige Maß zwischen Gasgeben und vorsichtigem Fahren
finden. Einerseits wollen wir nicht stecken bleiben, andererseits nicht
vom Weg abrutschen. Die Landschaft wird hügelig. Dies bringt
beträchtliche Steigungen mit sich und in den Senken wird es noch
matschiger. Die Reifen verlieren den Halt und glitschen im Slalom durch
den Gatsch. Bloß nicht stehenbleiben, immer in Schwung bleiben. Wenn es
jetzt noch einmal ordentlich regnet, frisst uns der Urwald.
Dann
sind wir plötzlich am Ziel. Der dunkle Matschpfad weitet sich in einen
großflächig hellen, trockenen Parkplatz, auf dem sogar ein weiteres
Fahrzeug steht. Wahrscheinlich gehört es dem Parkwächter. Das offene
Eingangshäuschen ist jedoch nicht besetzt. Trotz mehrerer Rufe kommt
niemand. Also beginnen wir mit unserer Besichtigungstour. Bezahlen
können wir ja noch auf dem Rückweg. Auch in Hormiguero hat man den
Regenwald nur im direkten Umkreis der ausgegrabenen Gebäude geräumt.
Nicht komplett, denn einzelne Bäume wachsen weiterhin auf Fundamenten
und Steinhaufen. Wir fühlen uns erneut wie Indiana Jones, der sich durch
den dichten Regenwald arbeitet, unerwartet auf uralte Ruinen stößt,
welche in grauen Vorzeiten eine lebendige Stadt bilden, in der sich
spektakuläre Schätze verbergen. Ganz so ist es natürlich nicht, denn wir
benötigen weder Machete noch stabile Wanderschuhe oder ein Moskitonetz
am Hut, wenn wir nicht vom Weg abkommen. Ich rutsche keine steilen
Abhänge auf dem Hintern hinunter, muss nicht den todbringenden Pfeilen
ausweichen oder mir dicke Vogelspinnen vom Pelz klopfen. Das Mückenspray
leistet jedoch wiederholt gute Dienste. In den letzten Tagen hat es
viel geregnet und es gibt einfach zu wenige Touristen. Die kleinen
Biester sind so ausgehungert, dass sie sich sofort auf uns stürzen und
man sieben auf einen Streich erwischt.
Wieder
stehen wir vor einem einst prächtigem, heute sehr angenagtem
dreiteiligem Gebäude. Zwei Pyramiden rahmen den rechteckigen Tempel in
der Mitte ein. Nur wenige Treppenstufen führen auf sein Podest und zum
Eingang. Dieser ist wieder wie ein großer offener Schlund gestaltet. Die
mächtigen Stuckzähne sind hier so gut erhalten, dass man sie nicht
übersehen kann. Deutlich auffälliger als die kleinen Kringelaugen,
sollen sie wohl den größeren Eindruck schinden. Meine Quellen sind
widersprüchlich und werden sich nach wie vor nicht einig, ob es sich um
ein Schlangenmaul oder den monströsen Mund des großen Itzamná handelt.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass in Hormiguero der allmächtige Gott
seinen Rachen aufreißt. Die Zähne ähneln mehr denen eines Säugetieres.
Ohren und Haare drum herum bedecken die gesamte Front des Gebäudes in
Form von geometrischen Mustern. Stefan stellt sich in den Eingang und
wirkt so groß wie einer der Zähne.
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Videos:
Tiere Mexiko:
Mayapán:
Zur Autorin und ihrer "Geschichte"
Seit
2018 lebe ich mit meinem Mann auf einem Segelboot. Wir reisen und
lernen die Welt kennen. Nebenbei schreibe ich einige Reisegeschichten
auf, um meine Erlebnisse, Erfahrungen und Freude mit anderen zu teilen.
Angefangen hat alles bereits 1970, als ich ein
halbes Jahr alt war.
Meine Eltern lebten in Templin, packten mich in ein Paddelboot und
gingen mit mir auf Reisen. Nach einer glücklichen Kindheit mit vielen
Wanderpaddeltouren in der DDR, Polen und der Tschechoslowakei, durfte
ich 1989, fast 20 Jahre alt, mit meiner Freundin die große sagenumwobene
Donautour mitmachen, jedoch nur von Bratislava bis Budapest. Mehr war
noch nicht erlaubt. Aber das sollte sich bald ändern. Es folgten
Familiengründung und Arbeit in Rostock. Meine eigene Tochter steckte
ebenso im Jahr nach ihrer Geburt gut verpackt im Paddelboot und wurde
damit groß. Wir paddelten in Schweden, Norwegen, Polen und besonders
gern auf der Mecklenburger Seenplatte. Später lernte ich Segeln,
Windsurfen und Kiten. Das Wasser zog mich eben magisch an. Familie und
Arbeit ließen jedoch immer weniger Spielraum für Reisen. Nach sechs
Jahren als Lehrerin in einer Hauptschule, übernahm ich die Schulleitung
einer staatlichen reformpädagogischen Grundschule. Sieben Jahre später
gründete ich mit meinem Partner eine private Schule, die UNIVERSITAS in
Rostock, welche bereits mit der Vorschule beginnt und bis zum Abitur
führt. Das war die größte Herausforderung meines Lebens. 13 Jahre
führten wir sie durch jeden Sturm und konnten das Unternehmen dann
erfolgreich in die Hände einer Rostocker Stiftung abgeben.
Nun
holen wir das Reisen nach. Hauptsächlich auf dem Wasser, denn wir
wohnen auf dem Boot, haben alles andere verkauft und segeln aus der
Ostsee, über die Nordsee in den Atlantik und wollen in die weite Welt.
Im Herbst landen wir in Lissabon und lernen diese ganz besondere Stadt
lieben. Dann verschlägt es uns im Winter auf die AIDA und als
Rucksacktouristen nach Kambodscha und Laos. Inzwischen haben wir mit
unserem Zuhause den Atlantik überquert, das Madeira-Archipel kennen
gelernt, karibisches Flair geschnuppert und sind dabei im
Corona-Lockdown gestrandet. Die Reise wird nicht abgebrochen. Das Leben
auf dem Boot geht weiter. Erst mit Segelverbot in einer einsamen Bucht,
dann nach den sich eröffnenden Möglichkeiten. Wir touren sechs Wochen
durch Amerika und fünf Wochen über Yucatan/Mexiko, nicht mit dem Boot,
sondern im Mietwagen. Nun sind wir in den Azoren und wieder entsteht
parallel ein Buch.
Mit
dem Erleben einer Ayurvedakur in einem indischen Krankenhaus begann
meine professionelle Schreiberei. Tagebücher habe ich schon immer
geschrieben, aber die waren ja nur für mich. Nun möchte ich mir
unbekannte Leser an meinen Erlebnissen teilhaben lassen, sie auf die
Reise nehmen. Wenn es mir gelingt mit meinen Worten Bilder im Kopf
entstehen zu lassen, hat sich das Aufschreiben dieser Reisegeschichten
für mich gelohnt.
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Die Fotos wurden mir von der Autorin zur Verfügung gestellt und verbleiben in ihrem Eigentum!
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