In Dubio pro reo?
von Christina Schwarz
Klappentext:
Wann beginnt Schuld?
Der investigative Journalist Florian Schwarz nimmt frustriert eine
vorübergehende Auszeit von seiner Arbeit und stolpert dabei in einem
alten Artikel über ein Gerichtsverfahren vor zehn Jahren, der ihn
augenblicklich aus seiner Resignation reißt.
Zuerst verwundert über den damaligen Prozessverlauf, ertappt er sich
dabei, wie er sich immer mehr über die Ungerechtigkeit einer blinden
Justiz empört, wie er sie diesem Verfahren testiert.
Seine verbissene Recherche zu dem Fall aber setzt auf einmal Ereignisse
in Gang, die er sich dramatischer nicht hätte vorstellen können.
Taschenbuch Seitenzahl 300
Preis: 11,80 €
eBook
Preis:2,99 €
ISBN: 978-3-96698-178-1
Textschnipsel 1:
Wie
damals in jenem nüchternen und kalt wirkenden Gerichtssaal sehe ich den
Richter wieder in seiner schwarzen Robe dastehen und die
Urteilsbegründung zu den sage und schreibe sechs lächerlichen Monaten
Gefängnis auf Bewährung mit kühler und sachlicher Stimme vortragen.
Die Erinnerung an das zufrieden grinsende Gesicht des Täters quält mich
heute noch mehr als in jenem Moment, als ich wie gelähmt und völlig
fassungslos zuhörte, wie dieses Urteil die Angehörigen verhöhnte und
diese damit nicht zum ersten Mal während dieses Prozesses wieder zu
Opfern erniedrigt wurden.
Wann beginnt Schuld?
Bis zu jenem verhängnisvollen Zusammentreffen des Opfers mit seinem
Täter an einem herrlich lauen Sommerabend vor zehn Jahren hatte ich mir
diese Frage nie wirklich gestellt. Sie war in meinem Leben, das selbst
in geregelten Bahnen verlief, nicht wichtig. Bis zu diesem Moment, als
plötzlich nichts mehr wie zuvor war.
Vielleicht gibt es im Jenseits wirklich ein Gericht, welches jede
menschliche Schuld mit moralischen Maßstäben misst, die Schuldigen beim
Namen nennt und endlich wahre Gerechtigkeit walten lässt, wie der
Geistliche es den Angehörigen bei der Trauerfeier am Grab eindringlich
versicherte.
Ich weiß es nicht und es interessiert mich auch nicht mehr. Ich weiß
nur, dass noch im Hier und Jetzt all jene, die Schuld auf sich geladen
haben, beim Namen genannt werden müssen. Nichts sonst ist mehr wichtig
für mich.
Ich weiß nicht, ob es irgendwann doch noch eine irdische Gerechtigkeit
für den Toten, für seine Familie und auch für mich geben wird, aber ich
werde nicht aufhören, es mir zu wünschen.
Zumindest aber habe ich jetzt wieder einen Grund, darauf zu hoffen.
Testsschnipsel 2:
Als er endlich wieder erwachte, blendete ihn die helle Deckenlampe, weil er die Augenbinde plötzlich nicht mehr trug, und verwundert blinzelte er in die Runde.
Die Tränen schossen ihm in die Augen, die an Licht nicht mehr gewöhnt waren, und die Menschen, die neben ihm saßen, verschwammen zu einer unförmigen Masse.
Sein Kopf pochte von dem Schlag, und ihm war zum Umfallen schwindelig, obwohl er saß. Da hörte er wieder diese inzwischen verhasste Stimme.
„Hier bin ich, Herr Doktor. Weinen Sie etwa? Oh Gottchen, Sie Ärmster. Drehen Sie den Kopf her, dann kann ich Ihnen die Augen trockenwischen. Na los. Jetzt machen Sie schon, ich habe nicht ewig Zeit“, hörte er IHN sagen.
Gehorsam gehorchte Jakob der Aufforderung, drehte ihm den Kopf zu und erstarrte augenblicklich.
Da stand Richter Hubertus Kluge vor ihm, frei und unversehrt, gekleidet in seine schwarze Richterrobe.
Kein Zweifel, es war tatsächlich der Jugendrichter höchstpersönlich.
Es war dessen freundliches Gesicht, aus dem heraus ihn kalte Augen anschauten.
Jakob verstand in diesem Moment gar nichts mehr.
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Das sagt die Autorin über sich selbst
(vom Blogbetreiber redaktionell gekürzt)
Ich schreibe die Anderlech-Psychokrimis, von denen es bisher bereits sechs Bände gibt (der siebte Band ist derzeit in Arbeit), die aber alle unabhängig voneinander zu lesen sind, weil sie in sich abgeschlossen sind. Es handelt sich um eine Reihe regionaler Kriminalromane aus dem bayerischen Wald mit einem immer gleichen Team um den Ermittler Paul Anderlech.
Daneben schreibe ich aber auch Gedichte und Flash Fictions
Von Beruf bin ich Diplom-Pädagogin und Psychotherapeutin nach HPG (Heilpraktikerin) und habe viele Jahre in dieser Eigenschaft eine eigene psychotherapeutische Praxis geführt, die ich mittlerweile für das Schreiben aufgegeben habe. Nichtsdestotrotz spielt die Psychologie für mich weiterhin eine zentrale Rolle und dementsprechend lebt sie auch in meinen Büchern weiter. Die Romane nehmen den Leser in menschliche Abgründe mit.
Ich bin verheiratet, habe einen erwachsenen Sohn und wohne im Großraum München.
Geboren und aufgewachsen bin ich jedoch in Deggendorf im bayerischen Wald. Daher sitzt mein Paul Anderlech auch in einem Kommissariat in Zwiesel, also in einer niederbayrischen Kleinstadt, die ich deshalb ebenfalls sehr gut kenne, wie die Menschen aus dieser Region ganz generell. Aber da dieser Kommissar ein sehr unkonventioneller und neugieriger Mensch ist, halten ihn auch Vorschriften und behördliche Zuständigkeiten nicht davon ab, weit darüber hinaus zu ermitteln. Und so finden sich die Schauplätze auch in Regenburg, München, Köln und und und …
Das Genre Krimi bietet mir ein faszinierendes Feld, in dem Elemente des klassischen Romans wie Komik, Spannung und Gesellschaftskritik gleichermaßen enthalten sind, und genau das macht es für mich schriftstellerisch so ungeheuer interessant und vielseitig. Das Spielen mit der Sprache als einem Mittel einer wunderbaren Verbindung mit dem Leser erlebe ich beim Schreiben immer wieder als Glück.“
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